Advance Care Planning: »Das hätte Papa nie gewollt!« Wie kann Patientenwille Beachtung finden?

  • 2. Deutscher Advance Care Planning Kongress: der Weg in eine neue Kultur der patientenzentrierten, gesundheitlichen Vorausplanung

  • Von der Ermittlung zukünftiger Behandlungswünsche über die gesundheitliche Vorausplanung bei Demenz bis hin zur Umsetzung des Patientenwillens in akuten Notfallsituationen

Essen, 29. November 2023

Die Stimmung war feierlich, als Prof. Dr. Jürgen in der Schmitten, Vorsitzender der Fachgesellschaft Advance Care Planning Deutschland und die Kölner Bürgermeisterin Brigitta von Bülow am 9. November 2023 den 2. Deutschen #Advance #Care #Planning #Kongress im Kölner Maternushaus eröffneten. 2 Tage lang trafen sich mehr als 230 Praktiker und Wissenschaftler des Gesundheitswesens aus ganz Deutschland, Belgien, Irland, den Niederlanden und der Schweiz, um sich darüber auszutauschen, wie der Wille von Patienten mittels einer validen Vorausplanung Beachtung finden kann.

»Advance Care Planning (ACP), ist ein neues Konzept, das unsere bisherige #Kultur im #Gesundheitswesen in manchen Punkten provoziert und dessen Verwirklichung viele Herausforderungen birgt und Fragen aufwirft. Ãœber diese Herausforderungen und Fragen wollen wir in einen lebendigen Austausch kommen … und dabei nicht vergessen zu würdigen, was wir gemeinsam schon erreicht haben,« stimmte Prof. Dr. Jürgen in der Schmitten in seiner Eröffnungsrede die Gäste auf den Kongress ein. Damit der Patientenwille möglichst selbstverständlich auch in Krisenfällen Beachtung finden könne, ist laut in der Schmitten nichts Geringeres als ein kultureller Wandel notwendig: »Wir brauchen eine Kultur der gemeinsamen Entscheidungsfindung und Vorausplanung, eine Kultur der Akzeptanz patientenzentrierter Entscheidungen und eine Kultur einheitlicher Standards.«

Bürgermeisterin Brigitta von Bülow verdeutlichte noch einmal die Tragweite der Thematik: »Die Frage danach, in welchem Umfang und welche medizinische Behandlung am Lebensende in Anspruch genommen werden soll, ist eine zutiefst ethische, die allen Beteiligten viel Verantwortungsbewusstsein und Verantwortungsbereitschaft abverlangt.« Mit dem Fortschritt der Medizin und immer weiteren #Diagnose und #Therapiemöglichkeiten werde es in Zukunft immer wichtiger werden, sich mit dieser Verantwortung und mit der Frage, wie der Patientenwille tatsächlich aussehe, auseinanderzusetzen.

An den beiden Kongresstagen standen mehr als 40 Vorträge, Impulse, Workshops und Austauschforen zu unterschiedlichen ACP relevanten Themen auf dem Programm. Unter anderem zu …

  • Regionale Implementierung von ACP gemäß Paragraph 132 g in Pflegeeinrichtungen

  • Rechtliche Aspekte von #ACP

  • ACP im #Krankenhaus #Setting

  • ACP – Planung für den akuten #Notfall

  • ACP in der Eingliederungshilfe

  • Hausärzte und Vertreter – Perspektiven auf das Ermitteln und Umsetzen des (mutmaßlichen) Patientenwillens

  • ACP bei Demenzerkrankungen

Die Sitzungen enthielten viele interaktive Formate wie Workshops, World Cafés, Playback Sessions und Austauschforen. »Die Abwechslung zwischen Experteninput, Erfahrungsaustausch und der Möglichkeit eigene Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln und zu diskutieren, war sehr belebend und inspirierend. Ich gehe mit einer Menge neuer Ideen nach Hause,« berichtet eine Kongressteilnehmerin. »Durch die große Auswahl der unterschiedlichen thematischen Sitzungen konnte sich jeder auf die für ihn relevanten Beiträge konzentrieren oder mal in etwas ganz Neues reinhören,« erklärt eine ACP Gesprächsberaterin. »Im kommenden Jahr beginnen wir mit der Einführung von ACP in unserem regionalen Krankenhaus. Zu hören, welche Erfahrungen andere Krankenhäuser gemacht haben, ist für meine Arbeit Gold wert,« so die ACP Gesprächsbegleiterin nach der Sitzung zu ACP im Krankenhaus weiter. Ein zentraler Aspekt für viele Teilnehmenden war, neben dem Wissensaustausch und Erfahrungsaustausch, das Knüpfen und Intensivieren von Kontakten. »Ich habe eben einen Facharzt aus unserer Region getroffen, der sich für das Thema gesundheitliche Vorausplanung in seiner Praxis engagiert. Das ist für meine Tätigkeit in der Eingliederungshilfe ein ganz wichtiger Kontakt,« berichtet ein ACP Gesprächsbegleiter. Es sei sehr hilfreich gewesen, sich im Rahmen des Kongresses, abseits des Arbeitsalltags austauschen zu können. Alleine für die Möglichkeit sich hier zu vernetzen, habe sich die Teilnahme am Kongress bereits gelohnt.

»Der Kongress war ein voller Erfolg. Es ist uns gelungen zahlreiche Menschen aus #Praxis und #Wissenschaft zusammenzubringen, die Freude daran hatten, sich zu den wichtigen Themen des Advance Care Planning auszutauschen, voneinander zu lernen, mitunter auch kontrovers diskutieren sowie Ideen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, « konstatiert in der Schmitten im Nachgang des Kongresses. »Ich freue mich, dass sich so viele Menschen mit unterschiedlichen Expertisen und Erfahrungen im Bereich der Patientenversorgung an dem Kongress beteiligt haben und ACP in Deutschland weiter voranbringen möchten.«

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde in der Schmitten am Donnerstag, den 9. November 2023, für 2 weitere Jahre im Amt des Vorsitzenden der Fachgesellschaft bestätigt. »Ich freue mich über das Vertrauen, das mir die Mitglieder entgegenbringen», so in der Schmitten. In der zweiten Periode als Vorsitzender der ACP Deutschland, trete in der Schmitten dafür ein, dass ACP als spezifisches, klar konturiertes Konzept im deutschen Gesundheitswesen wirksam werde und immer breiter Verankerung finde, deutlich über den Paragraphen 132 g SGB V hinaus.

Nächste öffentliche Termine der ACP Deutschland

  • 19. Dezember 2023: Offenes Online Forum ACP: Thema: Systemische Grundlagen in der Qualifizierung von ACP Beratern nach dem Aachener Modell – Das offene Online Forum findet jeden 3. Dienstag im Monat von 17.30 bis 19 Uhr per Zoom statt.

  • 1. März 2024: ACP D Online Fachtag – Kostenpflichtige Anmeldung ab Anfang 2024 über die ACP D Website
  • Herbst 2025: 3. Deutscher ACP Kongress (Termin und Ort werden noch bekanntgegeben)

Was ist Advance Care Planning?

ACP ist ein Konzept der Vorausplanung von Behandlungsentscheidungen, in dem #Patienten durch spezifisch qualifiziertes nicht ärztliches Personal befähigt werden, ihre individuellen Präferenzen hinsichtlich künftiger Behandlungen zu entwickeln, sowie auf geeigneten Formularen (also Vorausverfügungen eines neuen Typs) klar, wirksam und valide zu dokumentieren. Dies ist eine grundlegend andere Herangehensweise an Patientenverfügungen als dies bisher der Fall war. Durch einen qualifizierten Gesprächsprozess wird sichergestellt, dass die Betroffenen umfassend informiert und aufgeklärt sind und ihre Wünsche für Behandlungsteams auch für den Fall handlungsleitend werden, dass die betroffenen Patientinnen und Patienten aufgrund einer gesundheitlichen Krisensituation nicht mehr selbst entscheiden können. Hinzu kommt ein aufwendiger Implementierungsbedarf auf institutioneller und regionaler Ebene. Der deutsche Gesetzgeber hat mit dem 12/2015 im Rahmen des #Hospiz und #Palliativgesetzes verabschiedeten Paragraph 132 g SGB V Advance Care Planning für die Bewohner von Einrichtungen der stationären #Seniorenpflege und der Eingliederungshilfe zu einer Leistung der gesetzlichen Krankenkassen gemacht – das neue Angebot etabliert sich nur langsam, und die Erfahrungen mit der Umsetzung dieses Gesetzes werfen viele neue Fragen auf.

Ãœber Advance Care Planning #Deutschland

Advance Care Planning Deutschland wurde 2017 als interprofessionelle wissenschaftliche Fachgesellschaft mit dem Ziel gegründet, das Konzept Advance Care Planning in Deutschland zu etablieren und die dafür erforderlichen Qualitätsstandards kontinuierlich weiterzuentwickeln. Mehr …