Die Wiederholung als Stilmittel in #Literatur und #Sprache

Gütersloh, 17. Februar 2024

Die #Wiederholung, auch bekannt als #Repetitio, ist ein häufig verwendetes rhetorisches Stilmittel in verschiedenen Literaturgattungen, insbesondere in der Lyrik.

Was ist eine Wiederholung (Stilmittel)?

Die Wiederholung ist ein Stilmittel, bei dem das gleiche Wort oder eine Folge von Wörtern mehrfach in einem Text vorkommt. Dies kann innerhalb eines Verses, einer Strophe oder eines Textabschnitts geschehen. Der Fachbegriff für Wiederholung ist Repetitio. Das wiederholte Auftreten von Wörtern hebt diese hervor und verleiht dem Text eine verstärkende Wirkung.

Ein bekanntes Beispiel für Wiederholung ist die #Anapher, bei der ein Wort oder eine Phrase am Anfang aufeinanderfolgender Sätze oder Satzteile wiederholt wird.

Beispiele

In der deutschen Sprache gibt es verschiedene Möglichkeiten, Wörter oder Satzteile zu wiederholen.

  1. #Anapher

    1. »Liebe! Liebe! Lass mich los!« (aus »Neue Liebe, neues Leben« von #Goethe)

  2. #Anadiplose

    1. »Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen« (aus »Seefahrt« von Goethe)

  3. #Epipher

    1. »Wer sind die tausendmal tausend, die myriadenmal hundert tausend« (aus »Die Frühlingsfeier« von Klopstock)

  4. #Kyklos

    1. »Entbehren sollst du! Sollst entbehren!« (aus »#Faust« von Goethe)

  5. #Geminatio

    1. »Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!« (aus »#Erlkönig« von Goethe)

Es gibt weitere Wiederholungsarten, die die Vielfalt dieses Stilmittels in der deutschen Sprache zeigen. Die Wirkung der Wiederholung ist bei allen Arten sehr ähnlich. Das mehrfache Wiederholen von Wörtern oder Wortfolgen hebt diese hervor und verstärkt ihre Bedeutung. Dies führt dazu, dass die Aussage, in der die Wiederholung vorkommt, intensiver wirkt. Zudem kann die Repetitio einen bestimmten Rhythmus erzeugen oder einen Textabschnitt strukturieren.

  1. Verstärkung

    1. In der Anapher »Liebe! Liebe! Lass mich los!« verstärkt die wiederholte Ausruf »Liebe!« die Verzweiflung des lyrischen Ichs.

  2. Rhythmisierung

    1. Die #Anadiplose in »Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen« betont die gleichmäßige, rhythmische Bewegung des Windes und Wassers.

  3. Strukturierung

    1. Durch die Wiederholung gleicher Satzstrukturen, wie beim Parallelismus, erhält der Text einen klaren, geordneten Aufbau.

## Wiederholung (Stilmittel) – Liste

Wichtige Wiederholungen, ihre Erklärungen und Beispiele

  1. Anadiplose

    1. Wiederholung des letzten Wortes eines Satzes zu Beginn des nächsten Satzes, »Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen«

  2. Anapher

    1. Wortwiederholung am Anfang eines Satzes oder Satzteils, »Liebe! Liebe! Lass mich los!«

  3. Diaphora

    1. Wiederholung desselben Wortes oder derselben Wortgruppe mit unterschiedlicher Bedeutung, »Wenn Lügner Lügner Lügner nennen, dann lügen Lügen Lügen«

  4. Epanadiplose

    1. Wiederholung eines Wortes oder einer Wortfolge am Anfang und Ende eines meist längeren Textes oder Wortwiederholung am Anfang des darauffolgenden Satzes, »Ich muss fort! Ich danke dir, Wilhelm, dass du meinen wankenden Entschluss bestimmt hast. Schon vierzehn Tage […] ich muss fort«

  5. Epanalepse

    1. Wiederholung eines Wortes oder einer Wortfolge vom Satzanfang direkt hintereinander oder mit Abstand, »Und atmete lang und atmete tief«

  6. Epanastrophe

    1. Wortwiederholung am Anfang des darauffolgenden Satzes oder Wiederholung des letzten Verses in der nächsten Strophe, »Ha! Wie will ich dann dich höhnen! Höhnen? Gott bewahre mich!«

  7. Epanodos

    1. Wiederholung gleicher Wörter beziehungsweise Satzglieder in umgekehrter Reihenfolge, »Ja, ich will gehn, gehn will ich«

  8. Epipher

    1. Wiederholung des Wortes oder der Wörter am Satzende, »Wer sind die tausendmal tausend, die myriadenmal hundert tausend«

  9. Epiploke, mehrfache Andiplose

    1. Wiederholung des letzten Wortes eines Satzes zu Beginn des nächsten Satzes, »Der Hund war wild, wild war er und auch voller Leben, Leben pulsierte in seinen Adern«

  10. Epizeuxis

    1. 3 fache oder mehrfache Wiederholung eines Wortes oder einer Wortfolge, »Nein! nein! nein! Unmöglich Bruder, das kann nicht dein Ernst sein!«

  11. Geminatio

    1. Verdopplung eines Wortes oder einer Wortgruppe direkt nacheinander, »Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!«

  12. Kyklos

    1. Wortwiederholung am Anfang und am Ende eines Satzes oder Abschnitts, »Entbehren sollst du! Sollst entbehren!«

  13. Polyptoton

    1. Wiederholung eines Wortstamms, »Wie ich damals einem Greise als Greis etwas über das Greisenalter dargelegt habe, so in diesem #Buch einem Freunde als engster Freund etwas über die Freundschaft«

  14. Symploke

    1. Kombination aus Anapher und Epipher, Wortwiederholung am Satzanfang und andere Wortwiederholung am Satzende, »Alles geben die Götter, die unendlichen […] alle Freuden, die unendlichen, alle Schmerzen, die unendlichen«