Canceln. Ein notwendiger Streit. Buchpräsentation und Diskussion, 23. Mai 2023, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)

Essen, 18. Mai 2023

Für die einen ist das »Canceln« ein notwendiger Schritt im Kampf gegen #Diskriminierung, für die anderen ein Schreckgespenst, das die Freiheit der #Kunst bedroht. Klar ist: Die #Debatte berührt nicht nur einen Kern der Literatur, sondern auch unseres Zusammenlebens. Sie ist ein notwendiger Streit – dem die Autoren dieses Bands #klug, #pointiert und aus verschiedenen #Perspektiven auf den Grund gehen.

Kein vernünftiger Mensch will #Literatur verbieten – oder etwa doch? Die #Diskussionen werden hitziger. Wie gehen wir mit rassistischen Stereotypen in literarischen Klassikern um? Wollen wir ein #Buch noch weiterlesen, wenn gegen dessen #Autor schwere moralische Vorwürfe erhoben werden? Droht tatsächlich eine neue #Zensur, wie manche befürchten?Diesen und weiteren Fragen gehen die Beiträge des Bandes nach.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Jahresthemas »Mehr oder Weniger« statt.

»Mehr oder Weniger«

Wenn Unsicherheit die Signatur der Gegenwart ist, bringt »mehr oder weniger« ein Lebensgefühl allgemeiner Ungewissheit zum Ausdruck. Unvorhergesehene Ereignisse und schwer kontrollierbare Phänomene scheinen sich zu häufen: in der Klimakrise, während der #Corona #Zeit und erst recht in der »Zeitenwende« seit dem russischen Angriff auf die #Ukraine. Aber nicht nur in politischer und ökologischer Hinsicht werden Phänomene »mehr«: auch Informationen, Bilder und Literaturgenres werden durch die allgegenwärtige Metapher der »Flut« repräsentiert. Hinzu treten Diagnosen einer kontinuierlichen Beschleunigung, des Niedergangs oder gar der #Apokalypse, die in öffentlichen Debatten ebenso wie in sozialen Medien virulent sind – aber auch in der geisteswissenschaftlichen Forschung, die Gegenwart beobachtet.

Zugleich mehren sich die Forderungen, dass insgesamt weniger von allem da sein solle: Degrowth oder Nullwachstum empfehlen sich genauso wie #Tiny #Houses, Komprimierung und asketische (Selbst-)Praktiken von spezieller #Ernährung bis hin zum #Konsumverzicht florieren. Mit »tl:dr« (»too long; didn’t read«) wird im #Internet die eigene – kurze – Aufmerksamkeitsspanne verteidigt. Gemeinsam ist all diesen Praktiken des weniger Werdens, dass sie die #Kritik an den Folgen des Ãœberkonsums positiv wenden, ohne die Idee des Konsums überhaupt aufzugeben: Formuliert wird lediglich ein Konsumregime unter anderen, unter als ethisch vertretbar befundenen Vorzeichen.

Das #Kulturwissenschaftliche #Institut Essen (KWI) widmet sich 2023/24 mit dem Jahresthema »Mehr oder Weniger« dieser Pendelbewegung und fragt, was, wann und warum mehr oder weniger geworden ist oder werden wird und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Mehr …