60, 42, 16 …

Fast 60 Jahre alt, Eisenbahner seit 42 Jahren und seit 16 Jahren Betriebsrat – das ist Klaus Wilke. Als Betriebsrat bei DB Regio im Wahlbetrieb Rhein-Ruhr kandidiert Klaus ein letztes Mal als. Die Jahre müssen genutzt werden, um seine Kompetenzen, Fähigkeiten und Weisheiten weiterzugeben.

»Ich setzte mich schon immer gerne für andere ein und war politisch interessiert. Schon im ersten Lehrjahr wurde ich Vorsitzender der örtlichen Jugendvertretung. Mit 18 Jahren trat ich in die SPD ein. Für die #SPD Fraktion im Zweckverband VRR war ich ehrenamtlicher Berater und erklärte den Genossen alles über Arbeitnehmerrechte. 

Betriebsratsarbeit ist wichtig, weil der Arbeitgeber bei vielen Entscheidungen die wirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund stellt. Ein starker Betriebsrat vertritt die Interessen der Mitarbeitenden und kann Entscheidungen beeinflussen.  Entscheidungen des Arbeitgebers ziehen häufig soziale Härten für die Arbeitnehmer nach sich. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen und persönlichen Abhängigkeit vom Arbeitgeber sind Arbeitnehmer automatisch in einer sozial schwächeren Verhandlungssituation. Deshalb kann ein Betriebsrat die Rechte seiner Kollegen viel effektiver einfordern und durchsetzen, als es der einzelne Kollege selbst könnte.

Erfahrungen als Betriebsrat: Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich Kolleginnen und Kollegen helfen kann. Natürlich kann man nicht immer alle Erwartungen erfüllen und dann gibt es auch schon einmal enttäuschte Gesichter. Wichtig ist es, immer die Probleme der Mitarbeiter ernst zu nehmen, sich darum zu kümmern und ihnen ein Feedback zu geben. Auch wenn ein Anliegen nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten - Ehrlichkeit schafft Vertrauen und ist ein Muss für mich als Betriebsrat.                                                        

Bei Verhandlungen mit dem Arbeitgeber ist gegenseitiger Respekt und Anerkennung wichtig – es gilt gemeinsam zu Lösungen zu kommen, auch wenn die Interessen meist gegenseitig sind. Früher war die Chefetage oft mit ›Alteisenbahnern‹ besetzt, heute sind es oft jüngere, dynamische Menschen ohne Eisenbahner-Gen. Aber auch auf die kann man sich einstellen und Strategien entwickeln – dabei kommt mir meine 50 jährige Mitgliedschaft in einem Schachverein zu Gute.

Die Pandemie hat den Kontakt zu der Belegschaft eingeschränkt, Teamgespräche oder Betriebsversammlungen mussten virtuell stattfinden. Der direkte Dialog fehlt da einfach. Junge Menschen für die Betriebsratsarbeit zu begeistern ist nicht mehr so einfach wie früher, am Anfang muss man bereit sein, #Freizeit dafür zu opfern.  

Insgesamt muss sagen, dass mich die Aufgabe als Betriebsrat erfüllt, ich diese sehr gerne mache – auch wenn es manchmal stressig ist. Ich bin meinen Wählern und meiner Gewerkschaft dankbar, dass ich diese Tätigkeit ausführen darf. Für mich ist Betriebsrat kein Beruf, sondern Berufung!                                                                 

Warum ich gerade jetzt als BR kandidiere?

Es wird meine letzte Amtszeit werden, aber wohl keine einfache! Ich möchte diese Zeit intensiv nutzen, um meine Erfahrungen weiter zu geben und jüngere Leute einzuarbeiten. 

Mit der Insolvenz von Abellio und der Interimsvergabe an DB Regio bekommen wir rund 500 neue Mitarbeiter. Diese zu integrieren wird auch Aufgabe des neuen Betriebsrates sein, denn es ist nicht ihre Schuld, dass ihr Unternehmen gescheitert ist. Sie haben – wie alle #Eisenbahnerinnen und #Eisenbahner in der Branche – einen großartigen Job gemacht und waren rund um die Uhr an 365 Tagen für ihren AG zur Stelle. Sie sind vielmehr Opfer eines Systems geworden, indem nur der Profit und nicht mehr die Arbeitnehmerrechte zählen. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Wettbewerb, aber dann zu fairen Bedingungen. Ein Personalübergang muss gesetzlich geregelt sein, damit den Mitarbeitenden Sicherheit gegeben wird.   

Ich nehme die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit offenen Armen auf und werde mich für sie genauso einsetzen, wie für den Rest der Belegschaft.  Wir müssen schnell ein Team werden, denn die Ausschreibung der jetzt übertragenen Leistungen gehen schon im Jahr 2022 in das Ausschreibungsverfahren. Ich bin überzeugt, dass wir diese gemeinsam gewinnen werden. Da passt das EVG Motto: Wir leben Gemeinschaft!    «