Gütersloher seien unzufrieden mit der Innenstadt von Gütersloh, heißt es im Oktober 2021 mal wieder

  • In Gütersloh sehen die Bürger Verbesserungsbedarf, insbesondere bei Themen wie »Parkgebühren«, »Ã–ffnungszeiten« oder »Warenangebot«, und denken gar über die Zukunftsfähigkeit der Innenstadt nach. Und auch die Gütersloher Geschäftswelt fürchtet laut der »NW« eine Verödung der City.

Schon vor Corona gab es die tollsten (und teuersten) »Konzepte« für die Innenstädte, auch für die von Gütersloh. »Konzepte« gibt es schon seit vielen Jahrzehnten und es wurde viel Geld für großartige Fachleute in die Hand genommen, die dann aus Straßen Fußgängerzonen gemacht haben, aus halbwegs netten Plätzen Betonwüstueskes mit dringend benötigten und alternativlosen, aber extrem teuren Spezial-Bodenbelägen aus exklusivem Granit (?), unter denen dann sogar die komplette Technik für einen Brunnen vergraben liegt (keiner weiß mehr so genau, wo), die dann so sensationell konzipiert wurden, dass Jahre später dann doch ein erstklassig konzipiertes Wasserspiel ins Rennen geschickt wird, das dann leider unerwartete Probleme in den Themenbereichen »Stufen«, »Stürze« und »Sicherheit« aufwirft, woraufhin teuer nachgebessert werden muss.

Es gab im Laufe der Jahre Dinge wie »Masterpläne«, die beispielsweise Dinge wie »Sichtachsen« propagierten, etwa eine »Gütersloher Acht« erkannten und beispielsweise forderten, dringend müssten die Grünflächen um das Amtsgericht herum »erlebbar« gemacht werden. Was aus alldem geworden ist? Auswärtige Berater haben sich bereichert, »Masterpläne« liegen bestenfalls in Schubladen, umgesetzt wurde im Grunde genommen überhaupt nichts. Wie auch? Und was? »Sichtachsen« sind da oder nicht da, eine »Gütersloher Acht« kann man sich ausdenken, wenn man auf einen Stadtplan blickt – man kann sich dann ebenso eine »Gütersloher Banane« ausdenken (so geschehen) oder einen »Gütersloher Mops« (den hat Gütsel aus einem Stadtplan herausgelesen).

Die Stadt sei tot, attraktive Geschäfte, kombiniert mit einer tollen Gastronomie fehlten, Münster und Bielefeld machten es vor, beklagt jemand laut einem Zeitungsbericht.

Falsch, guter Mann. Erstens stimmt das nicht. Die Stadt ist nicht tot, es gibt attraktive Geschäfte und es gibt tolle Gastronomie. Es ist verächtlich und unverschämt, so etwas zu sagen. Ein Schlag ins Gesicht für viele. Nur mal ein Beispiel (es gibt mehr Beispiele): Am Dreiecksplatz stellt man Ihnen (Dir) sommers Liegestühle auf die Wiese. Das tun dort die Läden auf eigene Kosten, aus eigener Initiative, man bezahlt sie, man kümmert sich, räumt die Dinger morgens hin, abends weg, und dann bekommt man gesagt, das sei alles »tot« und »unattraktiv«? Natürlich gab es einmal mehr inhabergeführte Geschäfte und weniger Filialisten. Aber das ist so passiert, weil die Leute es so wollen. Wegen Reichtums oder weil das Konto voll war, hat so manches Geschäft halt nicht geschlossen. Auch Nordsee hat am Berliner Platz nicht das ganz große Geschäft mehr gewittert, sonst hätte man den Standort nicht aufgegeben. Auch die Mietpreise, die (noch) verlangt werden (können), tragen zur Situation bei (diese dann durch Subventionierung zu senken, ist unverschämt – wie kommt die Öffentliche Hand (also wir alle) dazu, den Immobilienbesitzern Geld zu schenken (ihre Mieten sicherzustellen)?

Und Münster und Bielefeld machen uns gar nichts vor. Wenn, dann machen uns die Münsteraner und die Bielefelder etwas vor. Aber dort gibt es die gleichen Klagen (aber alles in allem teilweise andere Zustände). Was ist denn beispielsweise mit Rheda? Oder Höxter? Oder Minden? Was machen die uns denn vor? In Höxter und Rheda sind die Innenstädte in Bereichen (sic!) wirklich »tot«.

Die Leute, die die Innenstadt nicht hassen, nicht für tot halten, die wissen, dass es attraktive Geschäfte gibt und tolle Gastronomie, kommen nicht zu Wort. Zumal ja Leute in die Innenstadt gehen. Es finden Geschäfte statt, sonst wären die Filialisten längst weg. Die Gastronomie ist oft gut besucht, und da gibt es reichlich. Nur gerade am Berliner Platz nicht – dort gab es sie, konnte sich aber nie richtig etablieren.

Warum wird immer nur negativ berichtet, immer nur geklagt, immer nur herumgedoktert? Warum wird nicht positiv berichtet, gelobt, das Richtige getan, die Richtigen gefragt? Was ist mit »Local Heroes«? Oder mit Gütersloher »Digitalhelden«, den »Digital Heroes«? Warum liest man beispielsweise bei »GT Mystery« Namen wie »Porta Möbel« oder »Kingenthal« und nicht Namen wie »Wörmann, Pearls, Pro Objekt, Volker Grett, Maas, White Cube, Tree Hopper, ZigZag, Ute L.« oder andere? Immerhin liest man »Team Escape«, freilich ein Franchise.

Und aufschlussreich ist, dass all diese Klagen plötzlich, aus heiterem Himmel, überhaupt keine Rolle spielen, wenn es beispielsweise einen Verkaufsoffenen Sonntag oder einen »Black Friday« gibt. Dann ist die Innenstadt brechend voll. Dann sind die Parkprobleme plötzlich verschwunden, alles ist dann plötzlich doch hochattraktiv. Wunder über Wunder.

Es gilt: Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.

Die großartige »Task Force« ist offenbar auch verpufft, man merkt nichts von irgendetwas, außer, dass es Events gab, die aber übers Kulturamt, genauer gesagt über den bundesweiten, subventionierten »Kultursommer« liefen. Bestenfalls hat das rührige »Green’s« an der »Kneipenmeile« ein wenig mehr Außengastronomie aufbauen können. Andere konnten das halt nicht. Wieder andere interessierte das alles sowieso nicht.

Was ist denn aus dem Pavillon auf dem Berliner Platz geworden? Gar nichts. Oder hieraus: »UWG: Belebung für die Innenstadt« …

Mehr dazu bei Gütsel Online … zu ganz anderen (nicht-mittelalterlichen (Stichwort »Spectaculum«)) Ansätzen … oder zu Beispiel dem »Schaufenster-Wettbewerb 2.0«) …

Systemgastronomie in Gütersloh …

Der Einzelhandel und die Innenstadt …

Lieber digital oder persönlich? Jahresrückblick: Wie Lockdown und Lockerungen unser Konsumverhalten nachhaltig beeinflusst haben ∞

Nun sagen schlaue Leute: Wir wissen schon, was wir tun (ja, hoffentlich wissen sie das, sie tun bloß das Falsche, das wissen sie wiederum nicht), wir denken beispielsweise über »Zukunftskonzepte« nach (das hat man schon immer getan, und doch kam es dann anders, es kam nämlich, wie es kam), und diese »Zukunftskonzepte« sind beispielsweise »Leben und Arbeiten in der Innenstadt«. Möglicherweise (wahrscheinlich) geht es in diese Richtung (auch ohne »Konzept« und ohne darüber nachzudenken), aber bei den aktuellen Ladenmieten sind solche Umwidmungen illusorisch. Da müsste der Staat schon ordentlich Geld zuschießen (genau das passiert ja schon – in Rheda-Wiedenbrück wird ein Reisebüro gefeiert, dessen Miete subventioniert wird. Das geht nicht. Das kann man nicht machen. Dann müsste man alle Mieten aller Gewerbetreibenden subventionieren. Es kommt bloß keiner auf die Idee, das zu hinterfragen, und/oder es traut sich niemand, dagegen anzugehen). Man nimmt die zunehmende Institutionalisierung von allem als gottgegeben hin und ignoriert und leugnet die Realität, solange es geht.

Jemand fragte zu Recht: »Was ist denn mit dem ›Restart‹? Wo sind denn nun die unschlagbaren und attraktiven Angebote des Einzelhandels, die die Leute in die Stadt locken? Die dann groß vermarktet werden und in der Zeitung stehen und in Kampagnen beworben werden?« … ja, wo sind sie denn? Wo wird denn die Stadt vermarktet? Wo liest man denn mal von tollen Geschäften und toller Gastronomie? Die IHK entblödet sich nicht mit einer sinnlosen Kampagne Geld zu verbrennen, und den Leuten mit Pseudo-Sachargumenten zu kommen (im Grunde genommen zu betteln). Das funktioniert nicht. Ãœberhaupt nicht. Weil die Leute an Sachargumenten oder Fakten nicht interessiert sind. Wenn sie wollen, dann gehen sie in die Innenstadt, wenn sie nicht wollen, dann nicht. Wenn, dann muss man da ansetzen.

Amazon weiß, wie es geht und zeigt es uns (viele Ami-Unternehmen zeigen es uns). Aber anstatt davon zu lernen, und es besser zu machen und – wenn möglich – die negativen Aspekte zu eliminieren, schimpft man darüber. Von Anfang an. Als Bezos seinerzeit in Gütersloh zu Besuch war, hielt man ihn für einen dahergelaufenen Spinner, dem man’s schon zeigen werden. »Big T« hat das gespürt und wurde wahrscheinlich genau deshalb geschasst. Heute gibt es nun Pressemitteilungen, in denen es heißt, Arvato sei stolz darauf, AWS-Partner zu sein und AWS-Kompetenzen vorweisen zu können. Man sollte meinen, dass es umgekehrt sein sollte. Aber stattfinden tut beispielsweise das, dass sich die EU selbst blockiert. Und mit Pseudofachleuten irgendwelche Dinge realisiert, die größteteils unausgegoren und unsinnig und nicht durchdacht sind (beispielsweise das Thema »Datenschutz« – würde man das ernstnehmen und wortwörtlich umsetzen, müsste man im Grunde genommen – salopp gesagt – das Internet abschalten (jedenfalls ab der EU-Außengrenze). Und was gibt es da schon Interessantes innerhalb der EU? Kein Google, kein Amazon, keine Social Media, kein Whatsapp, kein Facebook, kein Instagram, kein Tiktok, nichts davon).

Alle sind beratungsresistent, wissen alles besser – einer besser als der andere. Seit Jahren. Und seit Jahren hört man dieselben Klagen und Lügen. Noch nicht einmal das, was fälschlicherweise beklagt wird, wird ja anders gemacht (Gott sei Dank, denn es ist eben falsch). Beispiel »Brötchentaste«. Probiert man mal an einer oder ein paar Stellen eine Weile, macht man dann doch nicht. Warum? Bringt nichts, kostet, will man nicht. Schlechterdings holt man sich Berater von sonstwoher – was wissen die denn von Gütersloh? Gar nichts. Die gehen mal rum, schauen sich das an, ziehen Fertigkonzepte aus der Schublade, ändern »Nieder-Dödelsdorf« in »Gütersloh«, »Grünanlage am Dödelsdorfer Schweinemarkt« in »Grünanlage am Gütersloher Amtsgericht«, 50.000 Euro, schönes Leben noch.

Das, lieber Herr, stimmt aber nicht. Das sind hochqualifizierte Fachleute, die wissen genau, was sie tun! Das hat seine Richtigkeit, das wurde so entschieden, das ist das, was man tun muss. Aber ist das so? Das findet seit Jahrzehnten so statt, die Ergebnisse lassen zu wünschen übrig oder sind einfach nicht da. Man lügt sich die Realität zurecht und biegt sie sich zurecht. Frei nach dem Motto: Projekte scheitern nicht. Man erzielt lediglich schlechterdings nicht das gewünschte Ergebnis (aber dann doch wertvolle Erkenntnisse fürs nächste Projekt und so weiter und fortfolgend).