Schröter: Müssen wir Migration begrenzen? Pseudovollbeschäftigung, Brain Drain, Work Drain und Übermensch

  • Es gibt Grenzen, jenseits derer unser Land überfordert wird

Gütersloh, 9. September 2023

Die (noch?) »Linken« Politikerin Sahra #Wagenknecht fordert die Beschränkung der wachsenden #Migration nach Deutschland. Das fordern Politiker jeglicher Couleur. Wenn ein Staat seinen Status quo manifestieren will, ist eine Beschränkung der Einwanderung höchstwahrscheinlich auch »alternativlos«. Andere sprechen indes differenzierter von einer »kontrollierten« Zuwanderung. Denn man will ja offenbar die »Armutsmigration« verringern, die »Fachkräftemigration« hingegen ausweiten. Offenbar mit der Vorstellung im Hinterkopf, die »Fachkräfte« würden dann die Arbeit erledigen, und damit ihren Lohn und einen Mehrwert erwirtschaften, von dem dann der Staat, die »Leistungsempfänger« und die »Work Life Balancer« finanziert werden. Natürlich erwirtschaften beispielsweise »Leiter Soundsomanagement« mit einem pseudoakademischen »Bachelor in Tourismusmanagement« meist nichts, und ihre Tätigkeit als »Arbeit« zu bezeichnen, wäre eine Euphemisierung dessen, was sie so tun, wenn sie etwas tun.

Diese Denkweise ist derweil nur dann plausibel, wenn man im Rahmen von Staaten denkt. Und es für legitim hält, dass es manchen Staaten (viel) besser geht, als anderen. Denkt man hingegen im Rahmen einer Völkergemeinschaft oder der Menschheit an sich, ist das alles andere als legitim. Es ist vollkommen illegitim. Die Angehörigen eines Staates sind (wenn sie nicht »zugewandert« oder »nachgezogen« oder sonst etwas sind) lediglich zufällig Angehörige eines Staates – weil sie zufällig dort geboren wurden. Währenddessen gibt es andere Staaten, die eine Zuwanderung begrüßen, wenn sie sich davon eine Verbesserung des Status quo versprechen – wir versprechen uns durch die »Armutsmigration« eine Verschlechterung, von der »Fachkräftemigration« zumindest eine Bewahrung. Nehmen es aber billigend in Kauf, mit diesem »Brain Drain« oder »Work Drain« den Herkunftsländern noch mehr zu schaden, als wir es ohnehin schon immer getan haben. Im Kolonialzeitalter rücksichtslos – man hat die Einwohner nach Gutdünken behandelt, wie man wollte. Man hat sie ausgeraubt, versklavt oder einfach ermordet. Eine Schuld, für die es bis heute kaum einen Ausgleich gibt. Was man mit dem Argument rechtfertigt, dass es heute keine individuelle Schuld mehr gebe – einen individuellen Nutzen, nämlich durch Raubgut, gibt es indes schon. Und eine Schuld des Staates allemal. Diese Taten verjähren nicht. Wer hat denn etwa in Afrika die Staaterei eingeführt? Die Afrikaner selbst jedenfalls nicht.

Stark vereinfacht könnte man auf den Gedanken kommen, dass wir heute gar keine Kolonialisierung mehr nötig haben. Ihrer Ressourcen berauben wir die »Kolonien«, indem wir sie ihnen im Rahmen des Welthandels mit Geld abkaufen, das wir ihnen zuvor geraubt haben oder das wir aus dem Mehrwert schöpfen, den wir uns aneignen. Ihrer Eliten und »Fachkräfte« wollen wir sie berauben, indem wir sie ins Land locken. Wer aus anderen Gründen von sich aus ins Land kommen wil, soll es freilich nicht dürfen. Das versteht man unter »kontrollierter« Zuwanderung. Sie ähnelt dem Konzept der »Gastarbeiter«. Mit dem großen Unterschied, dass wir in Wahrheit überhaupt keine #Vollbeschäftigung haben. Noch nicht einmal ansatzweise. Wir haben aktuell lediglich eine Pseudovollbeschäftigung.

Ethisch ist das nicht zu rechtfertigen. Lediglich moralisch. Und in Sachen Moral ist die »Erste Welt« bekanntlich ganz groß und ganz vorne dabei. Nicht zuletzt deshalb, weil sie andere »Welten« eben buchstäblich demoralisiert hat. Man könnte auch sagen »entmoralisiert«.

Neulich am Grenzübergang

»Where are you from?« … »Earth« …

Neulich bei Star Trek

Die Vulkanier sind die Metapher für die Intellektuellen – und sie sind die Intellektuellen. Die Romulaner sind die Metapher für die intellektuellen Psychopathen. Roddenberry hat ein Kabinett von Aliens kreiert, die gar keine Aliens sind. Sie sind die Charaktere dieser Welt. Während die Menschheit für den Pöbel steht. »Die Förderation will nur das Beste für die Galaxie. Wir wollen den Frieden«, sagt ein Captain. »Wir auch. Aber nicht mit Gewalt«, sagt ein Vulkanier. »Wir setzen Gewalt nur ein, wenn sie nötig ist«, erwidert der Captain. Er ist zu dumm, um zu begreifen, wie absurd diese Pseudolegitimation ist. Was er sagt, ist schlicht, dass die Föderation droht. Und Bedrohung ist eben schon Gewalt. Später wurde die »Oberste Direktive« der absoluten Nichteinmischung eingeführt, aber die passive und aktive Aggression beibehalten. Auch die Reaktion ist Gewalt – leider ist sie vermeintlich legitim und somit sind eben Konflikte unvermeidbar. Bis man endlich lernt, was Interessensausgleich bedeutet und wie man ihn herbeiführt. Wozu aber Egos und Nos überwunden werden müssten. Genau das ist es übrigens, was Nietzsche mit dem »Ãœbermenschen« gemeint hat. Er meinte keine »Ã¼berlegene Rasse« oder irgendetwas in der Art. Er meinte den »besseren« Menschen – den Menschen, der die (immateriellen) menschlichen Schwächen überwunden hat. Er bezog sich quasi auf die »Soft Skills«.