Wieder Missstände bei Tierhaltung im Gartenschaupark Rietberg, Offener Brief, Verein Achtung für Tiere

Rietberg, 20. Juni 2023

Um sich ein aktuelles Bild zu machen, waren Mitglieder von Achtung für Tiere etliche Male an der Kaninchenausstellung im Rietberger Gartenschaupark. »Ein trauriges Bild«, sagt Tierärztin Astrid Reinke, Vorsitzende von #Achtung für #Tiere. Wieder hätten sie Tiere in Isolation angetroffen, verhaltensgestörte Tiere, Mängel bei der Versorgung. Der oft extrem laute und unruhige Standort neben #Hüpfburgpark, #Rieti #Express und diversen Gastronomiebetrieben sei völlig ungeeignet für Fluchttiere mit ausgezeichnetem Hörsinn.  Die Parkleitung behaupte jedoch Tierwohl sei für sie das höchste Gut. »Ideale zu beschwören, während man in Wahrheit Tierleid verursacht, ist einfach, weil sich Tiere nicht beschweren können«, stellt Reinke fest. Ein #Video mit einigen Szenen von der aktuellen Kaninchenausstellung kann auf der #Homepage des Vereins angesehen werden.

»Dass sich nach der ganzen Medienaufmerksamkeit und so viel Selbstlob wenig getan hat, ist schon dreist«, findet Reinke. »Stereotype Bewegungen, Kotmassen, Verletzungsgefahren, und immer noch werden artgemäße Ernährung und Sozialverhalten als Grundbedingungen eines Kaninchenlebens missachtet. Wieder beruft sich die Parkleitung auf das Veterinäramt, welches die lebensbedrohlichen Missstände im letzten Jahr nicht verhindert hat.« In Achtung für Tiere scheine man eine Art Serviceunternehmen zur Problemauffindung zu sehen, statt dass man sich selbst die Mühe macht, Mängel und Gefahren zu vermeiden.  

»Auch ohne dass Blut fließt, kann ein Leben qualvoll sein. Tiere können ihr Leid nur nicht in Worte fassen. Das einsame Widderkaninchen, wir haben es ›Lotte‹ genannt, vollführt immer gleiche sinnlose Bewegungen am Gitter, putzt und benagt sich, schlackert mit den Ohren, starrt stumpf vor sich hin – immer allein. Wie kann man so herzlos sein und ein Tier in eine derart trostlose verzweifelte Situation bringen? Jeder Tag wird zu einer qualvollen Ewigkeit! Kaninchen können 12 Jahre alt werden …«

»Nichtsahnende #Kinder und #Eltern beobachten Lotte, wie sie hin und her hetzt. Sie denken, dass Lotte spielt, dass sie Spaß hat! Auch andere Tiere laufen stereotyp hin und her, beißen ins Gitter«, beklagt die Tierärztin. »Wieder wird im Gartenschaupark Tierleid zum Vorzeigemodell.«

Eine Anfrage nach #Informationsfreiheitsgesetz sei von Parkleitung und Stadt nicht beantwortet worden. Der Verein möchte wissen, welche Hintergründe, Interessen und Kosten bei der Kaninchenausstellung im Spiel sind. Da die Parkleitung die Tierhaltung ausdehnen wolle, befürchte man noch mehr Tierleid. Der Verein bittet deshalb Bürgermeister Sunder in einem offenen Brief, sein Veto gegen die alte und die geplante Tierhaltung einzulegen.

Offener Brief, Kaninchenausstellung, Transparenz, Finanzierung, Klimapark

Varensell, 20. Juni 2023

Sehr geehrter Herr Sunder,

gemäß Informationsfreiheitsgesetz NRW hatten wir eine Anfrage an die Stadt Rietberg gestellt (https://fragdenstaat.de/a/274127). Wir möchten wissen, wie die Entscheidung für die Weiterführung der Kaninchenausstellung genau zustande gekommen ist und hatten auch um Informationen über die Finanzierung gebeten. Erhält die Stadt Geld dafür, dass sie den Kaninchenzüchtern ein Forum bietet oder bekommen die Züchter dafür Geld? Leider haben wir keine Antworten erhalten. Auch nicht von Herrn Wiethoff. Warum hält man diese Dinge geheim, der Gartenschaupark ist schließlich eine kommunale Freizeiteinrichtung? Wir bitten nun Sie um Antworten. 

Und was ist eigentlich der Zweck der Ausstellung und wird er nachweislich erfüllt?

Auch bezüglich der Tierschutzprobleme kann Herr Wiethoff nicht unser Ansprechpartner sein, da er Tierleid nicht anerkennt und Informationen zur artgerechten Haltung ignoriert. Er lud uns kurzfristig zu einem Ortstermin ein, nachdem die Wiedereröffnung der Anlage beschlossene Sache war. Eine aufrichtige Auseinandersetzung ist offenbar nicht erwünscht, man möchte sich aber trotzdem ein Tierschutzmäntelchen umhängen. 

Herr Wiethoff stellt Selbstverständlichkeiten als Errungenschaft dar und will die Tierhaltung nun auch noch ausweiten. Marketing mag er beherrschen, Tierschutz nicht. Wer Tiere hält, darf nicht immer wieder darauf warten, dass anderen Missstände auffallen. Einfachste Grundsätze der Tierhaltung werden missachtet. 

Wir wenden uns an Sie in Ihrer Aufsichtsratsfunktion, möchten Sie über unsere aktuellen Beobachtungen und Einschätzungen der Kaninchenausstellung informieren und bitten Sie darum, auf einen sofortigen Ausstellungsstopp hinzuwirken. 

Zugleich bieten wir Ihnen sehr gerne unsere praxisorientierte pädagogische Mitwirkung beim Grünen Klassenzimmer an. Wir engagieren uns für die, die ihre Interessen nicht selbst vertreten können. Von Eigeninteressen unabhängig, vermitteln wir Fakten zu Bedürfnissen und Verhaltensweisen von Tieren, deren realer Lebenssituation und zeigen Beispiele tätiger Hilfe für Tiere. 

Kaninchenausstellung 2023

Der Presse war zu entnehmen, dass Ratsmitglieder beklagen, dass die Öffentlichkeit über Missstände in der Kaninchenausstellung informiert wurde, nicht jedoch, dass die Züchter das Tierleid verursacht hatten. Mit der Fortsetzung der als »erfolgreich« bezeichneten Zusammenarbeit mit den Züchtern stellt die Stadt sich auf die Seite derer, die Tiere massiv vernachlässigt hatten. 

2023 bietet die Kaninchenausstellung wieder ein trauriges Bild. Wieder sind Tiere tierschutz- und artwidrig einzeln eingesperrt. Wieder gibt es stereotypes und Zwangsverhalten, wie exzessives Belecken und Benagen, Gitterbeißen, zwanghaftes Hin- und Herrennen. Wachsende Kotmengen werden einfach liegen gelassen. Sie sind ein Risikofaktor für Fliegenmadenbefall, der für Tiere sehr schmerzhaft und oft tödlich ist.

Die Verdauung von Kaninchen ist auf täglich 60 bis 80 Portionen Grünfutter ausgerichtet. Dies zu suchen und zu kauen könnte Verhaltensstörungen mangels Beschäftigungsmöglichkeiten verhindern helfen. Durch die Gitter sehen die Kaninchen frisches Grün, können es aber nicht erreichen! Die Tiere haben nicht einmal Äste zum Benagen. Sie sollten in physiologischer Haltung essen und trinken können. Trinkgefäße sollten leicht zu reinigen sein. Nachlässigkeiten wie gefährlich spitze Drahtenden darf es nicht geben. Am 14. Juni 2023 lag ein großer Wasserbottich in einem Käfig. Eine dünne Drahtschlinge blieb in der Luft hängen. Die Tiere hätten sich daran verletzen und darin hängen bleiben können… 

Lotte 

Ein allein eingesperrtes Tier haben wir Lotte genannt, ein Widderkaninchen. Wir wissen aber nicht, ob es weiblich ist. Lotte rennt oft am Gitter hin und her. Kinder, die es nicht besser wissen können, finden das lustig und denken, dass Lotte Spaß hat. Sie wirkt rast- oder teilnahmslos, sitzt lange auf einem Fleck, starrt stumpf vor sich hin oder zum Nachbarpaar, welches sie nicht erreichen kann. Oder sie leckt und beißt an sich herum, kratzt sich, schlackert mit den Ohren. Widder leiden zuchtbedingt häufig an chronischen Ohrentzündungen, die man von außen nicht sieht. Experten stufen sie als Qualzucht ein. 

Wie mag Lotte sich fühlen, immer allein, ohne Freunde zum Kontaktliegen, für die Körperpflege, zum Spielen und sich austauschen? All das sind wissenschaftlich anerkannte Grundbedürfnisse. 

Kaninchen machen meterweite Sprünge, schlagen Haken, sprinten 50 km/h –alles unmöglich in den Käfigen. Die Fluchttiere mit ausgezeichnetem Hörsinn sind neben einem Hüpfburgpark voller begeistert schreiender Kinder eingesperrt. Dazu kommen durchdringende Schreie direkt am Zaun und der Rieti Express mit schrillem Gebimmel. 

Im Gartenschaupark wird ein gedanken- und liebloses Ausstellen von Tieren betrieben. 

All das ist vor dem Hintergrund der massiven Missstände in 2022 zu sehen: Tiere in engen Kisten mit Kot und Urin, bei brütender Hitze, zeitweise ohne Wasser und Futter, grausame Einzelhaltung, artwidrige Fütterungsempfehlungen u.v.m. Wir bemerkten diese Situation zufällig, tausende Menschen bemerkten sie nicht, inkl. der Parkleitung und der Züchter selbst. 

Sie haben das Bildmaterial gesehen, selbst Kaninchen gehalten und wissen, dass sie unternehmungslustige, soziale, bewegungsfreudige Daueresser sind. Die Züchter leugnen, dass Kaninchen in Gruppen leben, setzen sie gar mit Hasen gleich, was biologisch Unfug ist. 

Tierparkpläne 

Bitte bedenken Sie, welche Signale Sie aussenden, wenn der #Gartenschaupark weiterhin Kindern Tiere so vorsetzt. Wer sich an der Tierhaltung dort ein Vorbild nimmt, dehnt das Leid auf die eigenen Tiere aus. Kinder brauchen Wissen, aufrichtige Information, Anleitung und sie müssen Rücksicht auf und Mitgefühl mit Tieren entwickeln können. Nichts davon leistet die Kaninchenausstellung und ein Tierpark wird es auch nicht richten. 

Bitte verhindern Sie, dass noch mehr Tiere zu einem schlechten Leben verdammt und Kinder getäuscht werden.  

Einige Szenen zur der traurigen Situation der Kaninchen finden Sie unter www.achtung-fuer-tiere.de.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Astrid Reinke

Vorsitzende

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Achtung für Tiere e.V.
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