Deutschland schneidet im internationalen Internet-Vergleich schlecht ab. Doch woran liegt das und welche Anschlüsse liefern wirklich Highspeed? Wir erklären die Hintergründe!

Wie schnell ist das Internet in Deutschland?

Der Breitbandausbau in Deutschland geht voran – doch noch hängt die Bundesrepublik deutlich hinter anderen Nationen zurück. Doch wie hoch ist die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit genau, welche Plätze belegt Deutschland im internationalen Vergleich und woran liegt das eigentlich?

Die Internetgeschwindigkeit in Deutschland

Im Oktober 2022 betrug die durchschnittliche Downloadrate an deutschen Festnetzanschlüssen laut Speedtest Global Index rund 153 Mbit pro Sekunde. Da sich viele Menschen vermutlich noch an Zeiten mit deutlich geringeren Bandbreiten erinnern, mag das auf den ersten Blick viel erscheinen. 

In einer Welt mit stetig wachsendem Datenvolumen ist das Ergebnis für Deutschland als eine der größten Industrienationen jedoch bescheiden. Gerade angesichts einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft, in der Homeoffice & Co. zur modernen Arbeitswelt gehören, erwarten viele Haushalte mehr von ihrem Internetanschluss.

Ein Blick auf den internationalen Vergleich zeigt, wie weit Deutschland derzeit hinter anderen Ländern zurückbleibt: Die durchschnittliche Internet-Geschwindigkeit der Bundesrepublik rangiert derzeit auf Platz 42 und damit hinter Nationen wie Moldawien, Kuwait oder Brasilien. 

Dabei handelt es sich wohlgemerkt um einen Durchschnittswert, dessen Berechnung sich zugunsten Deutschlands auswirkt, denn: In Deutschland gibt es durchaus sehr schnelle Glasfaseranschlüsse mit Geschwindigkeiten von bis zu einem Gbit pro Sekunde, ebenso gibt es jedoch auch besonders langsame DSL-Anschlüsse. Gerade das Gefälle zwischen urbanen und ländlichen Regionen ist bisweilen sehr groß. Die hohen Geschwindigkeiten der Highspeed-Anschlüsse kaschieren bei der Berechnung des Durchschnitts, wie langsam noch immer einzelne Haushalte surfen. 

In Fällen mit großen Ausreißern nach oben und unten – wie es in Deutschland der Fall ist – kann es daher besser sein, den Median zurate zu ziehen. Dieser teilt die Werte genau in der Mitte und zeichnet ein noch ungünstigeres Bild: Hier beträgt die Geschwindigkeit in Deutschland lediglich 77 Mbit pro Sekunde, was den 49. Platz im internationalen Vergleich des Jahres 2022 bedeutet – hinter Slowenien, Vietnam und dem karibischen Inselstaat Dominica. 

Für die meisten Privathaushalte dürfte jedoch besonders entscheidend sein, wie sich der eigene Anschluss schlägt. Mit einem Internet-Speed-Test lässt sich die Geschwindigkeit des Anschlusses überprüfen. 

Warum ist das Internet in Deutschland so langsam?

Dass Deutschland in Sachen Internet und digitale Infrastruktur nicht in der obersten Liga mitspielt, ist kein Geheimnis. Doch woran liegt das eigentlich? Der Grund für die geringe Geschwindigkeit liegt unter der Erde – in Form von veralteten Kupferkabeln. 

Während im Jahr 2021 beispielsweise in Südkorea über 86 Prozent der Festnetz-Breitbandanschlüsse über Glasfaserkabel verbunden sind, trifft dies in der BRD nur auf rund 7 Prozent zu. Das entspricht gerade einmal rund einem Fünftel des OECD-Durchschnitts, der bei fast 35 Prozent liegt.

In Deutschland hat die Politik viel zu lange gebraucht, um mit dem Glasfaserausbau die wichtigste technische Voraussetzung für schnelles Internet zu schaffen. Zu spät habe es zu knappe Fördermittel für den Breitbandausbau gegeben, zudem sei die Vergabe zu bürokratisch, kritisierte Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswissenschaft an der Universität Duisburg Essen, gegenüber der Tagesschau. 

Das entsprechende Förderprogramm wurde erst 2015 ins Leben gerufen und die Regierung blieb lange hinter ihrer eigenen Zielsetzung zurück. 2010 versprach sie, dass Ende 2014 mindestens 75 Prozent der Haushalte mit 50 oder mehr Mbit pro Sekunde surfen könnten. Dieser Wert wurde nicht nur 2014 unterschritten, sondern selbst bis 2018 nicht realisiert. Im Jahr 2022 verfügen laut Breitbandatlas des BMDV zwar über 95 Prozent der Haushalte über mindestens 50 Mbit pro Sekunde – bloß ist dies mittlerweile keine besonders hohe Datenrate mehr.

Derzeit scheitert der Ausbau vor allem auf der sogenannten »letzten Meile«, die den Weg von der Verteilerstation bis zu den einzelnen Haushalten bezeichnet. Hier liegen in vielen Fällen noch immer Kupferkabel und auch wenn Supervectoring und andere Maßnahmen versuchen die letzten Mbit aus den üblichen DSL-Anschlüssen zu holen, kann langfristig nur ein reines Glasfasernetz den Anforderungen der modernen digitalisierten Welt genügen.

Internet-Anschlüsse im Überblick

Auch wenn mittlerweile viele Anbieter vermehrt mit Glasfaser werben, kommen bei Privatanschlüssen oftmals überholte Kupferkabel zum Einsatz. Daher ist es hilfreich, sich einen Überblick über die verschiedenen Anschlussarten zu verschaffen. Denn auch wenn die Abkürzungen ähnlich klingen, basiert nur eine Variante vollständig auf Glasfaser und kann damit auch in Zukunft die benötigte Leistung garantieren.

FTTC

Die Abkürzung FTTC steht für Fiber To The Curb, also Glasfaser bis zur Bordsteinkante. Das bedeutet, dass die Glasfaserkabel lediglich bis zum Verteilerkasten führen. Von dort kommen bis zum eigenen Hausanschluss Kupferkabel zum Einsatz. Letztlich verbirgt sich hinter dieser vermeintlich neuen Technologie also schlicht ein DSL-Anschluss mit Vectoring, der im Idealfall gerade einmal ein Viertel der Glasfaser-Geschwindigkeit liefert.

FTTB

Eine deutliche Verbesserung stellt FTTB dar, das Fiber To The Building verspricht – Glasfaser bis ins Gebäude. Vom Verteilerkasten bis zum Keller oder Hausanschlussraum verlaufen Lichtwellenleiter, im Gebäudeinneren wird das Signal jedoch via Kupferkabel übertragen. Diese Ausbautechnik kommt oftmals in Mehrfamilienhäusern zum Einsatz, hat verglichen mit reinen Glasfaseranschlüssen allerdings ebenfalls Nachteile. Benachbarte Kupferleitungen tendieren dazu, sich gegenseitig zu stören, und zu Stoßzeiten kommt es starken Einbußen bei der Geschwindigkeit – Streams und Videokonferenzen geraten ins Stocken. In Häusern mit vielen Parteien ein gängiges Problem.

FTTH

Mit einem FTTH-Anschluss erhalten Haushalte tatsächlich vollwertige Glasfaseranschlüsse. Die Abkürzung Fiber To The Home verrät: Hier gibt es Glasfaser bis zu Hause. Ob Wohnung oder Eigenheim, die Glasfaserkabel führen bis kurz vor den Router und ermöglichen auf diese Weise schon heute störungsfreie Höchstgeschwindigkeit. Vor allem halten sie jedoch noch große Breitbandreserven parat, sodass die Anschlüsse mit den kommenden Innovationen »mitwachsen« und noch deutlich höhere Mbit-Raten ermöglichen.

Schnelles Internet in Deutschland – eine Frage des Anschlusses

Deutschland hinkt beim Breitbandinternet zweifellos hinterher – zu spät wurden Fördermittel bereitgestellt, zu kompliziert war die Beantragung. Dennoch nimmt der Glasfaserausbau nach und nach Gestalt an, nicht zuletzt da viele ländliche Kommunen entsprechende Initiativen ins Leben gerufen haben. Gemeinsam mit einzelnen Anbietern soll nun flächendeckend für Glasfaser gesorgt werden. Für viele Haushalte eine lange erhoffte Gelegenheit, endlich zukunftsfähige Internetanschlüsse mit hohen Geschwindigkeiten zu erhalten und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aufschließen zu lassen.