Naturschutzteam Gütersloh: Blick in die heimische Natur, vom Verschwinden des Brachvogels

Franz Thiesbrummel, Gütersloh, 28. November 2023

Wenn die Mitglieder des Naturschutzteams Gütersloh von einer neuen Brutvogelart im Naturschutzgebiet Große Wiese berichten können, ist das immer eine große Freude. Allzu oft müssen sie leider das #Verschwinden einer #Art feststellen. »So muss ich an dieser Stelle vom Verschwinden des Großen Brachvogels berichten. Wir Naturfreunde werden seinen wohltönenden, klangvoll flötenden Ruf im Frühjahr vermissen. Wenn im Frühjahr der Vogelzug begann, war der Brachvogel einer der ersten Heimkehrer«, sagt Bundesverdienstkreuzträger Franz Thiesbrummel. Sein melodischer Ruf erschallte dann vom frühen Morgen bis zu späten Abend. Es war weniger der Balzruf unseres größten heimischen Schnepfenvogels – seine Flügelspannweite misst rund 1 Meter – als vielmehr die Anzeige der Reviernahme, dessen Abgrenzung immer das Männchen übernimmt. Oft steigt es dabei 30 bis 40 Meter in die Höhe, um dann mit ausgebreiteten Flügeln langsam hinab zu segeln. Dabei bringt es fortwähren ein weitschallendes Trillern hervor. Auf dem Boden führt das Männchen dann eine Art Balztanz aus. Dabei umkreist es trippelnd das Weibchen mit aufgefächertem Schwanz und ausgebreiteten Flügeln. Mit dem Kopf nickt und verbeugt es sich und legt sich schließlich ganz auf den Boden. Diese Zeremonie kann lange dauern und ist für den stillen Naturbeobachter ein faszinierendes Schauspiel.

In den fünfziger Jahren gab es noch 6 Brutpaare im heutigen Naturschutzgebiet

Wenn man nun durch die Naturschutzbehörde sogar Hecken rodet, um offene Landschaften für den Brachvogel zu schaffen, wie 2021 geschehen, wird das den Brachvogel nicht zurückholen. Vielmehr wurde durch das Roden einer run 470 Meter langen Hecke entlang der #Dalke intakter Lebensraum für #Insekten, #Säugetiere und viele #Singvogelarten zerstört. Auch im Hinblick auf den Klimawandel unverständlich, denn nach wissenschaftlichen Untersuchungen kommen Hecken, bei der #CO2 Speicherung, direkt nach Mooren. Da bleibt bei uns Naturschützern, die sich seit über 30 Jahren in ihrer Freizeit tatkräftig für die Aufwertung der Natur im heimischen Raum einsetzen, völliges Unverständnis und Frust. Brachvögel brauchen in erster Linie stocherfähigen Boden. Der lange, leicht nach unten gebogene Schnabel wirkt für Menschenaugen umständlich. Man erkennt, dass er nicht als Stoßwaffe, sondern mehr als Werkzeug, als empfindliches Tast- und Stocherorgan genutzt werden soll. Der leicht gebogene Schnabel erleichtert dem Brachvogel das Einstechen in den Erdboden. Im Untergrund dreht er ihn hin und her, um nach Regenwürmern und anderen Erdtieren zu tasten. Durch Gülleeintrag und Düngereintrag wächst das Gras heute schnell auf und so werden die Wiesen viel häufiger gemäht als in früheren Zeiten. Zudem sind die landwirtschaftlichen Maschinen in den letzten Jahrzehnten immer schwerer geworden. Viele Wiesen werden zudem im Frühjahr gewalzt. Dadurch verdichtet sich der Wiesenboden im Laufe der Jahre immer mehr, so dass die Suche nach Regenwürmern immer schwerer wird und vor allem für die Nachwuchsversorgung nicht mehr ausreicht. So hatte das letzte Brachvogelpaar in der Großen #Wiese seit 2007 keinen Nachwuchs mehr flügge bekommen. Brachvögel können ein Alter bis zu 30 Jahren erreichen und sind sehr Standort treu, selbst wenn die Nahrungsgrundlage zur Jungenaufzucht nicht mehr reicht. Viele Naturfreunde werden den #Brachvogel sehr vermissen. Die Zukunft sieht auch für andere Vogelarten dramatisch aus. Wenn sich unsere bisherige materielle Einstellung zur #Natur nicht ändert, werden unsere Enkel die meisten Vogelarten nur noch ausgestopft und mit Glasaugen im #Naturkundemuseum betrachte können.

Der Brachvogel kann über 30 Jahre alt werden und bleibt seinem Brutplatz treu, selbst wenn die #Nahrung nicht mehr zur Jungenaufzucht reicht, wie im Naturschutgebiet »Große Wiese«, hier wurde schon seit 2007 kein Brachvogelküken mehr #flügge.

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