Gütersloh: Am Billigsten! Gabriele Rudorff über #Billigpreise, #Spar­wahn und die #Hintergründe

  • Wir haben mit Gabriele Rudorff, Inhaberin eines Gütsler #Schmuckgeschäfts, über Billigpreise, Spar­wahn und die Hintergründe gesprochen …

Gütersloh, September 2005

Von #Kindern für #Kinder? Diese #Philosophie steht offenbar hinter Pro­dukten wie Kinder Jogginganzügen, die bei namhaften Textil­dis­countern für unglaubliche 4,99 Euro angeboten werden. Ebenso gibt es T Shirts für 2 Euro. Wer darüber nachdenkt, kommt schnell zu dem Schluss, dass es sich dabei nicht um reelle Preise handeln kann. Vielmehr werden unter zum Teil dramatischen Be­din­gun­gen Menschen und vor allem Kinder in Drittweltländern ausgebeutet, die für einen Hungerlohn Billigtextilien zusammennähen – oft Hand in Hand mit haarsträubenden Umweltverschmutzungen, bei denen Färbemittel in der #Landschaft entsorgt werden, wie es jüngst ein TV Magazin aufdeckte.

»Viele Preise müssten mal hinterfragt werden«, stellt Gabriele Rudorff fest, »dem Verbraucher ist oft nicht bewusst, was einem Händler von 10 Euro Umsatz nach Abzug aller Kosten bleibt«. Tatsächlich nützen die Einsichten, daß #Qualität ihren Preis hat, daß deutsche Arbeitsplätze ihren Preis haben und dass Fachpersonal seinen Preis hat, beim Verbraucher offensichtlich wenig bis gar nichts. Wer beispielsweise bei einer Fir­ma angestellt ist, ist darauf angewiesen, dass ihn diese Firma auch bezahlen kann – dazu muss sie ihre Produkte verkaufen. An Billig­preisen verdienen jedoch in der Regel globale Konzerne, die auf der einen Seite ärmere Länder ausnutzen und auf der anderen Seite örtliche Konkurrenz durch den Preiskampf ausschalten. Wer kurz­fri­stig sparen kann, tut es auch und Unternehmer warten oft vergeblich auf die Solidarität der Verbraucher. Die Weltwirtschaft wird sich beim derzeitig vorherrschenden Kapitalismus zwangsläufig ni­vellieren – wenn kein Bewusstseinswechsel stattfindet.

»Hier sparen wir 400 Euro«, haben sich Millionen Leser der BAMS gesagt, als sie am 12. Juni des Jahres das Angebot in einer An­zei­ge des #Schmuck Discounters Christ lasen – ein »exklusiv funkelndes Collier 585 Gold mit Brillanten, zus. ca. 0,60 ct« sollte statt vorher angeblich 999 Euro jetzt nur noch 599 Euro Kosten. Das Blatt »Markt intern« hat recherchiert, dass das Collier schon 1 Jahr zuvor für 599 Euro verkauft worden war, der Preis also keinesfalls herabgesetzt war, und zitiert Dr. Aline Theis, Geschäftsführerin des Ver­ban­des »#Wirtschaft im #Wettbewerb« (#WIW): »Damit haben sie in ihrer Werbung eine Preisherabsetzung beworben, obwohl eine solche nicht vorlag. Der #Bundesgerichtshof hat in ständiger Recht­spre­chung ent­schieden, daß eine Irreführung zu bejahen ist, wenn bei einer Preissenkung der frühere Altpreis nicht beziehungsweise nicht ernsthaft, insbesondere nicht über einen längeren Zeitraum oder nicht in letzter Zeit verlangt worden war. Letzteres ist hier der Fall«.

Oft werden Ver­braucher auch getäuscht, indem angeblich günstige Geräte beworben werden, die nur durch einen kleinen Zusatz bei der Typen­be­zeich­nung als »Sonderserie« erkennbar sind und nicht mit den optisch gleichen Originalgeräten vergleichbar sind. Die Devise kann also nur lauten: »Augen auf und Nachdenken!«