Nachruf für Papst emeritus Benedikt XVI. von Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck

Papst Benedikt XVI. ist heute gestorben. Der #Tod des emeritierten #Papstes Benedikt XVI. erfüllt mich mit Trauer. In diesen Stunden versammeln sich viele Menschen, um des Verstorbenen im Gebet zu gedenken. Auch hier in Deutschland, wo der Verstorbene im Jahr 1927 als Joseph Ratzinger zur Welt kam, sorgt die Nachricht vom Tod von Papst emeritus #Benedikt XVI. für Betroffenheit. Viele Menschen im Erzbistum Paderborn sind mit dem emeritierten Papst verbunden, weil sie ihn aus seiner Zeit als Professor und Bischof in #Deutschland kennen oder weil sie ihm als junge Menschen bei einem Weltjugendtag begegnet sind – sein starkes Glaubenszeugnis als Papst hat viele berührt. »Im Erzbistum Paderborn werden wir für den Verstorbenen beten und die heilige Messe feiern. Wir haben im Paderborner Dom eine Gedenkkerze entzündet und werden ein Kondolenzbuch auslegen.« Auch online können die Menschen kondolieren, mehr …

Das Leben von #Papst emeritus Benedikt XVI. war geprägt von seinem theologischen Nachdenken über den Glauben an den dreifaltigen Gott und seinem Einsatz für die Kirche. Die Verbindung von Glaube und Vernunft durchzieht sein gesamtes theologisches Denken. Werke wie seine »Einführung in das Christentum« oder die während seines Pontifikats erschienen #Jesus #Bücher haben viele Gläubige und auch Andersgläubige und Nichtgläubige angeregt. Sie legen Zeugnis ab von seinem großen theologischen Wissen, seiner intellektuellen Brillanz sowie unverwechselbaren Sprachkraft. 

Es greift jedoch zu kurz, in Papst emeritus Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) nur den intellektuellen Gelehrten zu sehen. Sein ganzes Denken kreiste um die Kirche und den Glauben, den die Kirche als Schatz zu bewahren und weiterzugeben hat. Die Kirche war seine geistige und geistliche Heimat, ihr galt seine Freude, aber auch seine Sorge: dass sie in der Nachfolge Jesu Christi treu bleibt, dass die Kirche durch den Wandel der Zeiten hindurch Christus abzubilden vermag. Am treffendsten lässt sich dies mit den Worten der Dogmatischen Konstitution über die Kirche »Lumen gentium« des Zweiten Vatikanischen Konzils formulieren: Dass die Kirche in Jesus Christus Sakrament ist, »Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit« (LG 1).

Sein Wunsch, dass die Kirche den einen Leib Jesu Christi darstellen soll, war leitend für die Schwerpunkte, die Papst emeritus Benedikt XVI. in seiner Amtszeit setzte. Eine besondere Bedeutung für sein Verständnis der Kirche hatte die Eucharistie als Sakrament der Einheit. Für den emeritierten Papst war es bedeutungsvoll, dass sein Pontifikat 2005 im »Jahr der Eucharistie« begann. Er kennzeichnete sie als »ständige Mitte und Quelle des mir anvertrauten Petrusamtes«. Er war überzeugt davon, dass das Sakrament der Eucharistie eine Stütze ist im Streben der Menschheit nach der vollen Einheit. Zu dieser Einheit gehörte für ihn auch die Einheit der Kirchen, was durch seine ökumenischen Bemühungen und Gespräche mit den reformatorischen Kirchen und den Kirchen des Ostens unterstrichen wird.

In seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hat ihm sein leidenschaftliches Bemühen um die Treue der Kirche zu ihrem Ursprung nicht nur Bewunderung eingebracht. Mitunter wurde gegen Kardinal Joseph Ratzinger der Vorwurf laut, dass ihm die »reine Lehre« wichtiger sei als die Menschen, die diese Lehre verkünden. Die Reaktionen des emeritierten Papstes auf Vorwürfe von möglichem Fehlverhalten während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977 bis 1982) beim Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger haben Gläubige irritiert und verunsichert. Die Worte und das Handeln von Papst em. Benedikt XVI. lassen sich möglicherweise deuten durch einen Blick in seine päpstliche Enzyklika »Deus Caritas est«. Darin machte er deutlich, wozu die Kirche aus seiner Sicht letztlich dienen soll: nämlich in der Welt eine Zeugin für die Liebe des Vaters zu sein, »der die Menschheit in seinem Sohn zu einer einzigen Familie machen will«Â (Deus Caritas est 19).

Geprägt war Papst emeritus Benedikt XVI. vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965), an dem er als junger Theologieprofessor teilnahm. Bei der dort begonnenen Erneuerung der Kirche hat er in der nachkonziliaren Zeit eine große Rolle eingenommen. Dabei deutete er das Konzil immer vor dem Hintergrund der umfassenden theologischen und spirituellen Tradition der Kirche. »Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen«, sagte er 2012 in einer Predigt zum »Jahr des Glaubens«. »Es hat sich vielmehr darum bemüht, dafür zu sorgen, dass derselbe Glaube im Heute weiter gelebt werde.«

Er gab seinem Pontifikat sein ganz persönliches Profil, und doch verstand sich Papst em. Benedikt XVI. als Nachfolger des heiligen Johannes Paul II.. Eine Kirche, die der Lehre und dem Beispiel von Johannes Paul II. folge, brauche keine Angst vor der Zukunft zu haben, sagte er vor den wahlberechtigten Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle. Für die ganze Welt sichtbar wurde diese Haltung bei seinem Besuch anlässlich des Weltjugendtages 2005 in Köln, wo Papst Benedikt XVI. mit jungen Menschen aus der ganzen Welt ein Fest des Glaubens feierte – ganz in der Tradition seines bei der Jugend so beliebten Amtsvorgängers und doch auf seine ganz eigene demütige Art. Sein Amtsverzicht, den er am 11. Februar 2013 bekannt gab und am 28. Februar 2013 vollzog, machte ein letztes Mal in imponierender Weise deutlich, dass sein Leben auf das Wohl der Kirche ausgerichtet war.

In Erinnerung bleibt mir das Requiem für den 2002 verstorbenen Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Kardinal Degenhardt, das der damalige Kardinal Joseph Ratzinger auf bewegende Art leitete. 

Auch als emeritierter Papst war Benedikt XVI. für die Kirche wichtig: als Gesprächspartner und durch sein Gebet für die Menschen, die Welt und die Kirche.

Die Kirche verliert mit Papst em. Benedikt XVI. einen Menschen, dessen Vielfalt an Begabungen und Interessen unserer Kirche und darüber hinaus der Weltgemeinschaft geschenkt wurde. In Schmerz, aber auch mit Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem Zeugen der frohen Botschaft Jesu Christi, einem großen Theologen und einem bedeutenden Intellektuellen unserer Zeit. Wir werden des verstorbenen emeritierten Papstes in diesen Tagen im Gebet und bei der Feier der Eucharistie gedenken. Möge Jesus Christus, der Gute Hirt, ihm vergelten, was er der Kirche und der Welt in den langen Jahren seines Einsatzes gegeben hat!

Das #Requiem des Erzbistums Paderborn für den emeritierten Papst findet am Montag, 2. Januar 2023 um 18 Uhr im Hohen Dom statt – es wird von Weihbischof Matthias König gehalten. Der für gewöhnlich ebenfalls montags um 18 Uhr stattfindende Gottesdienst in der Gaukirche wird an diesem Tag mit dem Requiem im Hohen Dom zusammengeführt.

Nach dem Angelus #Gebet werden am 31. Dezember 2022 die Totenglocken am Hohen Dom zu Paderborn im Gedenken an den verstorbenen Papst emeritus geläutet, die Flaggen werden auf Halbmast gehisst. Alle Pfarrgemeinden werden ebenfalls eingeladen, die #Totenglocke zu läuten.