­DGP, Lungenärzte und Allgemeinmediziner, derzeit noch keine Alternative für klimaschädliche Treibgas Inhalatoren

München, 28. Oktober 2022

Noch immer sind #Asthma #Patienten auf Inhalatoren angewiesen, die mit klimaschädlichen #Treibgasen betrieben werden. Der Grund: Es mangelt an umweltfreundlichen Alternativgeräten, die den medizinischen Anforderungen gerecht werden. Aufmerksam betrachten führende Lungenmediziner daher nun eine geplante #EU Verordnung, die nur noch eine begrenzte Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole ab 2025 vorsieht. »Insbesondere für die am schwersten Erkrankten könnte dann keine sichere Therapie mehr gewährleistet werden. Das gilt auch für künstlich beatmete Patienten«, sagt Professor Torsten Bauer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Zusammen mit anderen Institutionen appelliert die DGP nun an die Europäischen Kommission, für diese Sonderfälle eine Ausnahmeregelung für die Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole für inhalative #Medikamente bis 2030 zu erteilen. In dieser Zeit wollen die Mediziner Alternativen anbieten, die sowohl den Patienten, als auch dem erforderlichen Klimaschutz bestmöglich gerecht werden. 

Angeschlossen haben sich dem Appell die Deutsche Lungenstiftung (DLS), die Deutsche Atemwegsliga, der Bundesverband der Pneumologen, Schlafmediziner und Beatmungsmediziner (BdP) sowie der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK). Angewiesen auf Inhalatoren mit den derzeit zum Teil noch klimaschädlichen Druckgasen seien ihrer Ansicht nach in Deutschland neben rund 3,5 Millionen Menschen mit medikamentös behandeltem Asthma auch 2,6 Millionen Patienten mit dauerhaft verengten Atemwegen durch die chronische Lungenerkrankung #COPD. Darüber hinaus seien für die Inhalationstherapie in einer Notsituation treibgasbetriebene Dosieraerosole derzeit in den allermeisten Fällen nicht zu ersetzen. »Die Forderung nach einem sofortigen Verbot oder der generellen Umstellung auf beispielsweise Pulver-Inhalatoren würde den komplexen medizinischen Anforderungen aktuell noch nicht gerecht«, erklärt deshalb DGP Präsident Bauer.

Zukunft, umweltfreundliche Technologien in ärztlichen Therapieempfehlungen

Daher appellieren die Lungenmediziner an die Industrieunternehmen, #Forschung und #Entwicklung für alternative und umweltfreundliche Treibgasaerosole verstärkt voranzutreiben. »Die Lungenärzte aller deutschen pneumologischen Fachgesellschaften und Berufsverbände treten gemeinsam im Interesse ihrer Patienten für schnelle und wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz ein«, erklärt Professor Claus Franz Vogelmeier, Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung. »Unsere Patienten leiden besonders stark unter der Klimaveränderung!« Professor Carl-Peter Criée, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga, ergänzt: »Grundsätzlich begrüßen wir ein Verbot von klimaschädlichen fluorierten Treibgasen, die derzeit neben der Verwendung für inhalative Medikamente noch im weitaus breiteren Rahmen für die industrielle Nutzung verwendet werden. Wir werden uns zukünftig im Anbetracht der Bedrohung durch menschengemachte Klimaveränderungen mit Nachdruck für umweltfreundliche Technologien nicht nur in der Industrie, sondern auch in unseren ärztlichen Therapieempfehlungen einsetzen.«

Personalisierte Medizin, Videoanleitung erleichtert Inhalationstherapie

Entsprechend der aktuellen Leitlinien werden Patienten, die unter Asthma oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leiden, bevorzugt mit inhalativen Medikamenten behandelt. Diese haben eine schnellere und stärkere Wirkung, geringere Nebenwirkungen und können in niedrigeren Dosen verabreicht werden. Die personalisierte Medizin – mit gleichzeitiger Berücksichtigung der Wirkstoffe und der Fähigkeit der Patienten, die Applikatoren auch bedienen zu können – ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen #Inhalationstherapie. Darüber hinaus müssen krankheitsspezifische Besonderheiten bei jedem einzelnen Patienten berücksichtigt werden. Bereits geringe Bedienungsfehler in der #Inhalationstechnik beeinträchtigen die #Therapie oder heben die Deposition des Medikamentes in der Lunge auf. Für eine erfolgreiche Anwendung stellt die Deutsche Atemwegsliga zahlreiche Videoanleitungen sowie einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der #Inhalation #online zur Verfügung.

Komplexe Inhalationssysteme, bisher keine Alternative für ältere Patienten

Für die überwiegende Mehrzahl der inhalative Medikamente stehen 4 verschiedene Inhalationssysteme zur Verfügung: Treibgasbetriebene #Dosieraerosole, Sprühvernebler (System ohne Treibgas), #Pulverinhalatoren und elektrische Vernebler. In der Anwendung hat jedes dieser recht komplexen Systeme Vorteile und Nachteile. Nicht jedes Medikament steht in jedem beliebigen Inhalationssystem zur Verfügung. Nicht jeder Patient kann jedes System benutzen. Insbesondere für ältere Patienten mit stark beeinträchtigter Lungenfunktion sind treibgasbetriebene Dosieraerosole noch die beste Wahl. Häufig gibt es bei diesen Patienten keine Alternative. »Gerade deshalb appellieren wir auch an die nationalen Gesundheitspolitiker – allen voran Gesundheitsminister Karl Lauterbach – eine Ausnahmeregelung für die Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole für inhalative Medikamente bis 2030 zu berücksichtigen«, sagt DGP Präsident Torsten Bauer. »In der verbleibenden Zeit werden Lungenärzte und Allgemeinmediziner mit der Weiterentwicklung einer Leitlinie für die überwiegende Anzahl von Betroffenen eine Alternative anbieten, die sowohl den Patienten als auch dem erforderlichen Klimaschutz bestmöglich gerecht wird.«

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat sich als wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft darauf spezialisiert, die Prävention, Diagnostik sowie Therapie von Atemwegserkrankungen und Lungenerkrankungen zu verbessern. Lange stand dabei die Tuberkulose im Vordergrund, seit den 1960er-Jahren haben Volkskrankheiten wie Asthma, die dauerhaft atemwegsverengende Lungenerkrankung COPD, Lungenentzündung und Lungenkrebs die Pneumologie zu einem der großen Schwerpunktfächer der Inneren Medizin gemacht. 

Wichtige aktuelle Themen sind die Entwöhnung vom Rauchen, die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Atemluft, schlafbezogene Atmungsstörungen, die Beatmungsentwöhnung sowie das neuartige Coronavirus SARS CoV 2 und die daraus resultierende Infektionskrankheit #Covid 19. Die DGP wurde 1910 gegründet und hat heute rund 4.700 Mitglieder aus Medizin und Forschung.Â