Gütersloh, Erste Beigeordnete Christine Lang geht nach 35 Jahren in den Ruhestand

Sie gilt als »Hüterin der städtischen Finanzen«, »Mahnerin zur Ausgabendisziplin«, als »allseits politisch anerkannte und respektierte Spitzenbeamtin« im Gütsler Rathaus. Nach 35 Jahren in der Gütersloher Verwaltung ist die Erste Beigeordnete und Kämmerin nun in den Ruhestand gegangen.

Für ihren Abschied hatte sie sich den Botanischen Garten als Ort gewünscht, weil die Bereiche #Umwelt, #Grünflächen, #Ordnung, #Recht und auch #Feuerwehr zu ihrem Aufgabengebiet als Beigeordnete gehörten, die ihr ebenso am Herzen lagen wie der Haushalt und alles Ãœbrige. Auch in diesen Bereichen »gestaltete« sie 20 Jahre lang Entwicklungen im Team mit Bürgermeistern, Kollegen und Fachbereichen. Zur Ersten Beigeordneten, der Stellvertretung des Bürgermeisteramtes innerhalb der Verwaltung und zur Kämmerin war Christine Lang 2007 als Nachfolgerin von Dr. Klaus Wigginghaus bestellt worden.

Wie Wigginghaus ist Lang Juristin, die im Referendariat den Weg in die Verwaltung gefunden hat. Als »vielschichtig und interessant« habe sie diesen Teil der Ausbildung schätzen gelernt, erzählt sie. Dass Gütersloh 1987 die erste Stelle und Gütersloh Lebensmittelpunkt wurde, war Zufall und Teil privater Entscheidungen mit ihrem Ehemann. Dass es so blieb, hat damit zu tun, dass man, so Christine Lang, »in Gütersloh sehr gut leben kann.« Und auch arbeiten: Ihre Karriere bei der Stadt war ebenso geprägt vom Vertrauen, das in sie gesetzt wurde. Als erste weibliche Chefin im Rathaus leitete sie ab 1990 den städtischen Fachbereich Recht, 2001 wurde sie zur Beigeordneten gewählt.

Von ihren Stärken konnten sich nicht nur die Mitglieder von Rat und Ausschüssen, sondern auch die Zuhörer und Zuhörerinnen auf der Tribüne in jeder Sitzung überzeugen. Präzise Vorbereitung auf alle Tagesordnungspunkte ihres inhaltlich sehr breit aufgestellten Geschäftsbereichs, klare Worte, wenn es um kontroverse Einschätzungen ging, aber ebenso die Fähigkeit, Kompromisse zu erarbeiten, wo Lösungen gefragt waren.  Bei den Stadtfinanzen gehörte sie zum »Team Sicherheit« und machte dies auch immer wieder deutlich – nicht zuletzt in ihrer letzten Haushaltsrede, als sie mit Blick auf die Zahlenentwicklung der kommenden Jahre auf Inflation und Preissteigerung hinwies: »Für einen kommunalen Haushalt gilt meines Erachtens nach wie vor, dass eine Verschuldung in Form von Investitionskrediten so lange vertretbar ist, wie die Kommune in der Lage ist, den Schuldendienst aus dem laufenden Haushalt zu leisten. Tilgungen nur über neue Schulden zu finanzieren, ist ein gefährlicher Weg, den auch Banken auf Dauer nicht mittragen werden. Leider führt uns die für die nächsten Jahre absehbare Mischung aus defizitären Haushalten und hohen Investitionsvorhaben geradewegs dorthin.«

Ja, die kommenden Jahre machten ihr Sorgen, sagt Christiane Lang mit ihrer ganzen Erfahrung, mit Blick auf die weltweite Finanzkrise, die sich seinerzeit in ihrem ersten Jahr als Kämmerin entwickelte und mit Blick auf Einsparrunden, mit denen Politik und Verwaltung in der Vergangenheit gemeinsam versucht haben, Leitlinien zu setzen und vor allem mit Blick auf die globale Zukunft. Dabei sind ihr durchaus die Herausforderungen bewusst, denen die Stadt gegenübersteht: #Klimaschutz [sic!], Investitionen in Bildung wie zur #Digitalisierung der #Schulen und deren Ausbau, Maßnahmen zum Erhalt der städtischen #Infrastruktur, #Mobilität und #Verkehrswende et cetera. Der #Politik hat sie in der letzten Haushaltsrede deshalb nicht nur Mahnungen sondern auch Hinweise mit auf den Weg gegeben: Dazu gehört die kritische Prüfung vermeintlicher »Selbstverständlichkeiten« ebenso wie die Frage nach Umfang und Standard von Ausgaben und Investitionen [Kostenlose Angebote und Ideen sind freilich nicht gewollt. Anm. d. Red.]. Lang: »Ohne Maßnahmen ganz aufzugeben, machen sie vielleicht auch eine Nummer kleiner oder schlichter Sinn« [sic!].

Besonders die letzten Jahre ihrer Amtszeit mit der Zuwanderung von Flüchtlingen, Corona, Lockdown Entscheidungen oder der Einsatzleitung für Krisenstäbe mögen dafür ein Beispiel sein. Eingebracht ins Tagesgeschäft hat sich Christine Lang bis zum letzten Arbeitstag und nebenbei ihr Büro bereit für ihre Nachfolgerin gemacht. Einige Papiere (»was man so aufbewahrt, obwohl es abgeschlossen und anderswo gesichert ist«) ist dabei geschreddert worden. »Schon eine berührende Zeit«, bilanziert die Erste Beigeordnete knapp. »Irgendwie doch ein ganzes Stück (Berufs-)Leben geht hier seinen Weg.«

Dass es weitergeht, daran hat sie – ganz pragmatisch – keinen Zweifel gelassen. Der Satz »es muss ja irgendwie weitergehen«, den sie bei anderer Gelegenheit prägte [sic!] und der ihr nun – mit einem Augenzwinkern – in zahlreichen Abschiedsreden wieder begegnete, gelte selbstredend auch für sie. Auch für Christiene Lang geht es weiter nach dem letzten Arbeitstag – vorwiegend unter vollen Segeln. Dafür blieb in den vergangenen Jahren immer ein bisschen zu wenig Zeit.