Das Kunstmuseum im Marstall lädt zu einer »Expedition« in die Gegenwartskunst ein. Von gegenständlichen und abstrakt-farbintensiven Arbeiten der Malerei über verschiedene Ansätze der Zeichnung zu raumgreifenden Skulpturen aus Alltagsmaterialien und Musikinstrumenten reicht das Spektrum der diesjährigen Sommerausstellung, die Werke der Lehrenden der Sommerakademie 2021 zeigt.

Unterschiedliche künstlerische Positionen bilden einen spannungsreichen Dialog: In der Malerei von Susanne Maurer (Öffnet in einem neuen Tab) (Berlin) wird Farbe zur Landschaft. Ein See in hellem Blau liegt im leuchtenden Orange und Felder erscheinen in sattem Grün oder sanftem Rosa. Über tiefgezogener Horizontlinie bestehen manche ihrer Bilder nur aus Himmel, der mit zartem Gewölk in die Unendlichkeit führt.

Luftig abstrakte wie auch dichte, graphitschwarze Zeichnungen zeigt Stefanie Pojar (Öffnet in einem neuen Tab) (Leipzig). Ihre mehrteiligen Serien entwickeln sich zwischen malerischer Geste und komplexer Komposition. Einzelne Fragmente assoziieren ein ästhetisches Eigenleben, in dem Gebautes die künstlerischen Projekte und Organisches zusammenkommen.

Ulrich Langenbach aus Siegen hat eine intuitiv gesetzte Installation aus Zeichnungen, Collagen, Malerei, Fotografien und Wortfragmenten sowie Satzteilen in den Ausstellungsraum eingebracht. Das Ensemble bildet einen offenen Denkraum, der lebensweltliche, philosophische, künstlerische Fragen stellt und zum Nachdenken über Kunst provozieren will.

Die Projekte von Nicole Schuck aus Berlin umfassen oft Serien von Zeichnungen, die auf den ersten Blick detaillierte zeichnerische Betrachtungen von Wildtieren zu sein scheinen. Bei genauerer Betrachtung wird die Fragmentierung und das Einfließen andersartiger Strukturen, zum Beispiel topographischer Elemente wie Straßennetze, in einen Tierkörper sichtbar. Menschliche und tierische Lebenswelt begegnen sich in einer neu formulierten Landschaft.

In einer Art malerischer Dokumentation zeigt Markus Willeke aus Berlin mit der Serie »dead bird« eine Reihe lebloser Vogelkörper. Die leichten Pinselstriche und deren exakte, aber zugleich spontan wirkende Platzierung sind Merkmale einer gestisch figürlichen Malerei, die das eher hyperrealistische Oeuvre des Künstlers erweitert.

Anja Michaela aus Cluny leitet das Interesse, Alltagsmaterialien aufzugreifen, sie auseinanderzunehmen, in andere Formen zu übersetzen und in unerwartete Zusammenhänge zu überführen. Schalltrichter von Blasinstrumenten in handwerklicher Präzision an Kupfergestänge gelötet werden zu orakelnden Wesen, die sich im Raum verteilen. Klaviersaiten schießen aus einem kubischen Tastenkopf und bilden das Haar der Medusa.

21. Mai bis zum 29. August 2021, Kunstmuseum im Marstall Paderborn, Schloß Neuhaus