Die Corona-Krise der vergangenen Monate war für das Gesundheitswesen ein knallharter Stresstest. »Aber wir haben ein recht robustes Gesundheitssystem, das sich in jedem Fall bewährt hat«, bilanziert Dr. Wolfgang Matz, Vorstandschef der KKH Kaufmännische Krankenkasse, im aktuellen KKH-Jahresbericht. »Auch die gesetzlichen Krankenkassen haben in den Stadien der Pandemie insgesamt lösungsorientiert gehandelt und neben dem bestehenden Wettbewerb gut miteinander kooperiert.« Die gemachten Erfahrungen aus der Krise sollten jetzt in einen Pandemieplan überführt werden, fordert der Kassenchef: »Denn eines ist sicher: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Pandemie kommt.« Diese Einschätzung teilt auch der Zukunftsforscher Prof. Dr. Horst Opaschowski. »Das Thema Krise lässt uns nicht mehr los. Weitere Pandemien sind im nächsten Jahrzehnt möglich, vielleicht sogar mehrere Krisen gleichzeitig«, so seine Prognose. Aber die Krise mache die Menschen und die Gesellschaft stärker und selbstbewusster. Und so überwiege trotz düsterer Aussichten vor allem bei der jüngeren Generation Zuversicht. »Es gibt keine andere Generation, die trotz weltweiter Umwelt, Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen so optimistisch in die Zukunft schaut wie die junge Generation. Die Jugend ist ein wahrer Hoffnungsträger für die Zukunft«, so seine Beobachtung. »Und: ›Konsum nach Maß‹ lautet die neue Glücksformel. Die Menschen wollen bescheidener leben.« Dabei hatten es gerade die jungen Menschen in den vergangenen Monaten angesichts geschlossener Bildungseinrichtungen besonders schwer. Doch eine »Generation Corona« wird es trotz aller Einschränkungen deshalb nicht geben, glaubt auch die Kinder- und Jugendpsychologin Prof. Dr. Julia Asbrand von der Humboldt-Universität Berlin. »Wir sollten aber sehr genau auf die belastete Gruppe schauen, die in der Pandemie größer geworden ist.« Der Psychologin und der KKH ist es ein gemeinsames Anliegen, dass sich Kinder und Jugendliche emotional und sozial gesund entwickeln können. Ein Konzept dafür habe es in den vergangenen Monaten aber nicht gegeben, kritisiert Asbrand. Deshalb hat die Wissenschaftlerin eine Studie initiiert. Anhand dieser soll herausgefunden werden, wie es den Menschen langfristig nach der Pandemie geht und Hilfsangebote gezielter unterbreitet werden können. Während für Familien in der Corona-Pandemie vor allem die Vereinbarkeit von Homeschooling und Beruf ein Kraftakt war, haben Singles und ältere Menschen angesichts der Kontaktbeschränkungen zunehmend unter Einsamkeit gelitten. »Das waren menschliche Katastrophen, nicht mehr zu reparieren: Isolation und einsam sterben müssen«, sagt auch Franz Müntefering, ehemaliger Vize-Kanzler und heutiger Seniorenvertreter. »Aber das gibt es auch in pandemiefreien Zeiten. Auch dann kann Einsamkeit tödlich sein. Dringender Handlungsbedarf ist weiterhin vor Ort.« In seiner Funktion als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) findet er, dass mehr Sensibilität für diese Notlage in den Abwägungsprozess zwischen Infektionsschutz und menschlichem Miteinander hätte einfließen sollen. »Manche haben es nach besten Kräften versucht. Manche aber auch nicht. Verbindliche gesetzliche Regelungen sind notwendig.« Für die Zukunft sieht er im Bereich Pflege zentrale Herausforderungen: »Pflege ambulant und Pflege im eigenen Zuhause stehen da ganz oben auf der Liste.«