Gütersloh (gpr). Geschätzt 20 Zwergfledermäuse – wahrscheinlich sogar mehr – bekommen einen neuen Rückzugsort. Momenten haben sie ein Zuhause in leerstehenden Häusern der Parsevalsiedlung gegenüber dem ehemaligen britischen Flughafen. Weil diese abgerissen werden, war es nötig und auch gesetzlich vorgeschrieben Ersatz zu schaffen.

»Es gibt gesetzliche Bestimmungen für ein ›Artenschutzhaus‹, und wir haben sogar noch eins drauf gesetzt«, erklärt Albrecht Pförtner als Geschäftsführer der Gewerbepark Flughafen GmbH. Die Gewerbepark Flugplatz Gütersloh GmbH hat mit Hilfe des Architekturbüros Pappert + Weichynik (Bielefeld), der Zimmerei Sonnenburg (Bielefeld) und dem Biologen Martin Starrach von der Arbeitsgemeinschaft Biotopkartierung Herford vier Neubauten in der Art von Tinyhäusern in Auftrag gegeben. Sie sind zweigeschossig auf jeweils 36 Quadratmetern gebaut mit einer Gesamthöhe von achteinhalb Metern. Sie bekommen ein Schrägdach mit Pfannen und sogar einen Schornstein, der natürlich nicht angeschlossen wird. Er dient Dohlen, Spatzen, Staren und Sperbern als Einladung, sich hier häuslich niederzulassen und ihre Nistplätze einzurichten.

»Das ist wohl das erste Mal, dass ich ein Haus für jemanden plane, ohne dass ich mit den zukünftigen Bewohnern Rücksprache halten kann«, beschreibt Eberhard Gottwald vom beauftragten Architekturbüro schmunzelnd den Auftrag. Doch dafür ist mit dem Biologen Martin Starrach von der Arbeitsgemeinschaft Biotopkartierung Herford, ein Fachmann im Team, der sich bestens mit den verschiedenen Fledermausarten und deren Bedürfnissen auskennt. Er berät in Sachen Nistplätze, Hohlräume und Einflugmöglichkeiten der unterschiedlichen neuen Bewohner. Neben allen anderen sind in erster Linie die Zwergfledermäuse Zielgruppe der neuen Holzbauten. Aber auch Breitflügel- und Langohrfledermäuse sind hier gut aufgehoben. Die Wände der neuen Behausung werden speziell für sie unterschiedlich aufgebaut und strukturiert. Einige der »Gefache« werden verputzt oder mit Holz aufgebaut. Hohlräume zur Nistmöglichkeit und Einflugschlitze werden geschaffen.

»Eine interessante Aufgabe für die beteiligten Unternehmen«, so Henrik Sonnenburg von der gleichnamigen Bielefelder Zimmerei, »insgesamt gibt es sogar acht unterschiedliche Wandaufbauten«. Dass die Bauten noch vor dem Abriss fertig werden, ist besonders wichtig, da die Jungtiere vorher bereits flügge müssen und sie stressfrei und von selbst in die neue Behausung umziehen sollten, ehe man mit dem Abriss ihres gesamten Quartiers beginnt. Die seit 1992 über FFH-Richtlinien der Europäischen Union geschützten Arten dürfen auf keinen Fall von hier vertrieben werden. »Für die Einhaltung des Zeitplans kamen uns natürlich die Lieferschwierigkeiten für das Baumaterial ordentlich in die Quere«, erklärt Sonnenburg.

Aber alle sind zuversichtlich, wenigstens zwei der vier Gebäude rechtzeitig zum 31. Juli 2021 fertigstellen zu können. Die vier Häuser in unterschiedlichen Lagen bieten eine Vielfalt an verschiedenen Lebensräumen und Standorten. Drei davon liegen auf Gütersloher Gebiet und eins auf der Harsewinkeler Seite. Zwei davon liegen in einem Überschwemmungsgebiet und müssen noch aufgeständert werden. Beste Voraussetzungen sind geschaffen, die Entscheidung einzuziehen liegt jetzt bei den neuen Bewohnern.