Nach einem schwachen Ausbildungsjahr 2020, in dem die Corona-Pandemie die Vermittlung von Schulabgängern in Ausbildung massiv behindert hatte, meldet sich das heimische Handwerk im Kreis Gütersloh mit ersten guten Ausbildungszahlen zurück. »Bis Ende April verzeichnen wir einen Zuwachs von 21,7 Prozent bei den neu eingetragenen Lehrverträgen zum Stand April 2020. Wir sind in weiten Teilen zurück in der Spur!«, kommentiert Georg Effertz, Kreishandwerksmeister des Kreises Gütersloh, die aktuelle Azubi-Statistik der Kreishandwerkerschaft. 291 Azubis hatten zum 30. April 2021 ihren neuen Lehrvertrag in der Tasche, 2020 waren es zu dem Zeitpunkt 229. Die im letzten Jahr eingebrochene Vermittlung der Schülerinnen und Schüler an die Betriebe sieht Dachdeckermeister Effertz überwunden. Einen Beitrag dazu leisten die rund 700 Ausbildungsbetriebe im Kreis Gütersloh, die trotz verschärfter Hygienemaßnahmen allesamt Praktika zum Berufseinstieg anbieten würden, so Effertz. Die Kreishandwerkerschaft unterstützt die Nachwuchsgewinnung und hat eine Broschüre mit freien Lehrstellen an alle weiterführenden Schulen im Kreis verteilt. »Wir konnten ein Zeitfenster abpassen, in dem gerade Präsenzunterricht stattfand. Eine Woche später hätte unser Angebot die Schulabgänger nicht mehr erreicht«, beschreibt der Kreishandwerksmeister die Unwägbarkeiten bei der Nachwuchswerbung in der Corona-Pandemie. Interessierte Schulabgänger finden die Ausbildungsangebote der Innungsfachbetriebe im Kreis unter www.starte-ausbildung.de. Positiv kann das von den Wirkungen der Corona-Krise stark betroffenen Feinwerkmechaniker seine Ausbilanz um 21 Prozent zu April 2020 verbessern. Auffällig auch die Zimmerer, die 18 neu eingetragene Lehrverträge verbuchen können (April 2020: acht). Die Entwicklung des Holzbaus treibt hier die Fachkräftegewinnung an. Das Bauhauptgewerbe bleibt von der Corona-Krise verschont, entsprechend gut ist seine Ausbildungsleistung (plus 28,5 Prozent zum Vorjahresmonat April). Schwach zeigt sich noch das Kfz-Gewerbe: Mit nur 35 neuen Lehrverträgen gegenüber 50 im April 2020 fällt der beliebte Ausbildungsberuf zurück. Hier zeigen sich die Auswirkungen der Lockdowns und der harten Kontaktbeschränkungen beim Handel. »Das eigene Auto hat in Corona-Zeiten für viele an Attraktivität gewonnen, nur ist der Handel beschränkt. Mit fallender Inzidenz und persönlichen Kundenkontakten ist für den Kfz-Handel eine Perspektive erkennbar. Für den Spätsommer können wir auf ein verbessertes Ausbildungsangebot hoffen«, bleibt Hermann Kattenstroth, Obermeister der Kfz-Innung des Kreises, zuversichtlich. Herb sind auch die Friseure von Umsatzeinbußen getroffen. Sie können wegen der aktuellen Abstandsregeln im Geschäft nur die Hälfte der regulären Frisierplätze belegen, dementsprechend sinkt die Ausbildungsleistung (aktuell minus 43 Prozent gegenüber April 2020). Auch die Nahrungsmittelgewerbe verharren wegen Umsatzeinbrüchen im Cafebetrieb und beim Catering noch auf dem Vorjahresstand. Ganz anders dagegen die Entwicklung im Elektrotechniker-Handwerk: Hier wurden bislang 81 neue Lehrverträge geschlossen, 47,2 Prozent mehr als bis Ende April 2020 (55 neue Lehrverträge). Auch das Tischlerhandwerk kann aktuell ein auffälliges Plus von 25,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresstand vorweisen, dank starker Nachfrage der Privatkunden, die in Home-Office-Zeiten Haus und Heim aufmöbeln. 737 junge Menschen im Kreis Gütersloh haben im Jahr 2020 eine Ausbildung im Handwerk aufgenommen (2019: 839). Das regionale Handwerk belegt mit höchster Produktivität einen Spitzenplatz im Landesvergleich: 2.116 Unternehmen mit 36.331 Beschäftigten erwirtschaften in 2018 einen Umsatz von 198.498 pro Mitarbeiter. Das sind 7,4 Prozent mehr als die zweitplatzierte Stadt Münster (184.741 Euro) und 16,1 Prozent mehr als der Kreis Minden-Lübbecke auf Rang drei (170.880 Euro). Der Landesdurchschnitt beträgt 135.174 Euro Umsatz pro Beschäftigten.