Bonn/Ulm (ots) Zu den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Jugendliche auch ohne generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) in die Impfkampagne einzubeziehen, erklärte der Vorsitzende der STIKO, Prof. Thomas Mertens: »Das ist ohne weiteres möglich« und auch im Infektionsschutzgesetz festgeschrieben. Die Politik könne entscheiden, dass sie entgegen der Empfehlung der STIKO handelt, so Mertens im Phoenix-Interview. »Bei der STIKO werden ja keine Meinungen verkauft oder Meinungen geäußert, sondern wir ziehen uns ja völlig zurück auf das, was man an Erkenntnis und an Daten hat.« Die Kommission mache Empfehlungen »auf Basis der besten verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz.« Mertens hat sich zudem für eine Corona-Schutzimpfung vorerkrankter Kinder und Jugendliche ausgesprochen: »In dem Augenblick, wo man Kinder hat, die eine gefährdende Vorerkrankung haben, ändert sich ja auch die ganze Perspektive. Dann ist natürlich die Impfung auf jeden Fall ein Segen. Daran kann kein Zweifel bestehen«, sagte Mertens bei Phoenix. »Auch die STIKO würde sich dem sicher niemals entgegenstellen. Im Gegenteil, sie würde das sicher empfehlen«. Eine Empfehlung für alle Kinder wolle er allerdings nicht abgeben, bekräftigte der STIKO-Chef. »Gerade wenn es jetzt um die generelle Impfung von Kindern geht, dann müssen wir doch wirklich sehr sicher sein, dass das, was wir tun, auch wirklich zum besten Wohl der Kinder geschieht«. Insofern stehe er dazu, »die Dinge erst sehr gründlich zu prüfen und dann anschließend eine Empfehlung abzugeben.« Das Risiko einer Long-Covid-Erkrankung sieht Mertens nicht als entscheidungsweisend an. »Die bisherige Analyse hat ergeben, dass es Long-Covid bei den Kindern eigentlich nicht gibt. Es gibt dazu keine soliden, seriösen Daten«. Vor allen bei ganz kleinen Kindern und Jugendlichen gebe es allerdings das generalisierte Infektionssyndrom. Das sei aber eine »sehr seltene Erkrankungsform«, so Mertens. Insgesamt gebe es nur »sehr wenig schwere Verläufe«. Kinder, die an Covid erkrankt oder verstorben seien, »waren praktisch alles Kinder, die schwerste Vorerkrankungen hatten, so dass man dort auch sagen kann: Sie sind vielleicht nicht durch Covid gestorben, oder an Covid gestorben, sondern sie sind mit Covid gestorben.«