2 Nächte, 9 Lkws, der größte Abbruchbagger Deutschlands trifft in Lünen ein

Der eigens für eine Gütersloher Unternehmensgruppe entwickelte KMC1600S wurde auf 9 Tiefladern durch Deutschland gerollt und gilt als besondere Innovation in der Abbruchbranche. Deutschland steckt im Wandel. Die Energiewende und der Ausstieg aus der Kohleverstromung sind politisch gesehen beschlossene Sache. Gehen die Kohlekraftwerke vom Netz, bleiben ausgediente Industrieruinen zurück, die revitalisiert und in eine neue Nutzung überführt werden müssen. Um das umzusetzen, braucht es einen effizienten Rückbau und entsprechende Maschinen.

Die Unternehmensgruppe ist Vorreiter der Branche und hat ihren hauseigenen Maschinenpark jetzt um den größten Abbruchbagger Deutschlands erweitert: den KTEG Multi Carrier 1600S, kurz KMC1600S. Gemeinsam mit der KTEG GmbH, einem Unternehmen der Kiesel Gruppe, wurde ein 230 Tonnen Schwergewicht, das wesentlich schneller und leistungsfähiger ist als ein Standardbagger. Die immense Reißkraft von 324 Kilonewton ermöglicht den Abbruch hochmassiver Stahlbauten. Anbauwerkzeuge mit bis zu 12,5 Tonnen kommen an dem neuen Mega #Bagger zum Einsatz. »Die neuen Herausforderungen und Dimensionen brauchen derartige Innovationen. Der KMC, der genau nach unseren Anforderungen entwickelt wurde, ist ein Leistungsträger, der unsere immer komplexer werdenden Rückbauprojekte effizienter bewältigen kann«, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Unternehmensgruppe. Straßensperrungen und 200 Kilometer Umweg Um das Kraftpaket zu seinem ersten Einsatzort zu bringen, war ein immenses Transportaufgebot sowie eine lange Planung nötig.

730 Kilometer lagen vor dem Konvoi, bestehend aus 9 Tiefladern, BF 3 und streckenweise BF 4 Fahrzeugen sowie polizeilicher Begleitung. Aufgrund der Auflagen für den gewaltigen Schwertransport durfte das Gespann nur nachts zwischen 22 und 6 Uhr fahren. Deshalb brauchte die neunköpfige Truppe insgesamt zwei Nächte, kam aber wegen des heftigen Wintereinbruchs 6 Tage später an als erwartet. Außerdem mussten sie rund 200 Kilometer Umweg auf sich nehmen, weil viele Wege nicht passierbar waren. Die Route startete am späten Sonntagabend, 7. Februar, am Standort der Kiesel Süd, im baden-württembergischen Geisingen in Richtung Stuttgart. Weiter ging es nach Hessen, vorbei an Darmstadt, Frankfurt und Koblenz in Rheinland-Pfalz. Hier folgte das Gespann weiterhin seiner Route nach Nordrhein-Westfalen. Zusammenbau des KMC direkt in Lünen Das Grundgerät, Fahrwerke, Ausleger und die Anbauteile verteilten sich auf die insgesamt neun eingesetzten Tieflader.

»Für mich ist es eine Ehre, Teil dieses unglaublichen Transports zu sein«, sagt Giuseppe Linnenschmidt. Der 26 Jährige arbeitet seit 3 Jahren bei der Firma und fuhr den Lkw mit dem Grundgerät des Baggers. Zusammen kam sein Gespann auf ein Gesamttransportgewicht von 130 Tonnen und war damit das schwerste des ganzen Konvois. Um eine der Rheinbrücken bei Düsseldorf passieren zu dürfen, führte die Polizei deshalb zeitweise eine Komplettsperrung durch. Auch in Lünen mussten Straßen gesperrt werden. Acht Tage nach der Abfahrt traf der KMC mit wetterbedingter Verspätung in Lünen ein und wurde direkt an Ort und Stelle zusammengebaut, um gleich am darauffolgenden Tag in Betrieb zu gehen und einen Teil des Kessels abzubrechen. Peter Elstermann, Fahrer, steuert den KMC und ist von der #Triple #Boom Ausrüstung mit seinen leistungsfähigen Anbauwerkzeugen begeistert. 12 Tonnen Anbauwerkzeuge bis in 36 Metern Höhe sind die Benchmark im Rückbau. »Vor allem freue ich mich, den Bagger in Kombination mit unserer Betonschere, der NPK SV 100 XR, zu nutzen«, sagt Peter Elstermann. Durch die Maulöffnungsweite von 2,2 Metern ist die Schere der ideale Baustein des KMC Konzeptes. Abbruch in 60 Metern Höhe Doch nicht nur das: Der Mega Bagger kann mit einigen großen Zahlen auftrumpfen. Mit einem Hubraum von 23,15 Litern kommt er auf 771 PS. Die hydraulische Leistung liegt bei bis zu 1.000 Litern pro Minute und bis zu 370 bar. Die Gesamtmenge des Hydrauliksystems kann mit 1.700 Litern punkten. Das Konzept des Multi Carriers beinhaltet die Möglichkeit den Ausleger bedarfsgerecht zu wechseln. So kommt auch der KMC 1600S mit gleich mehreren Auslegersystemen daher. Dies ist zum einen die Triple Boom-Ausrüstung mit einer Arbeitshöhe von 21, 30 oder optional 36 Metern, die es ermöglicht, eine Schrottschere anzubauen, um Stahlträger bis 1.000 Millimeter zu schneiden. 60 Meter hinaus geht es mit der Tele-High-Reach-Ausrüstung – optimal geeignet für den Rückbau großer Industrieareale wie das in Lünen. Das ehemalige Steag #Kraftwerk wurde Anfang 2020 von der Gruppe mit allen Herausforderungen und Risiken erworben, um die Liegenschaft zu einer baureifen Fläche zu entwickeln. Ob Kraftwerke, Windkraftanlagen, Bahnhöfe samt Gleisanlagen oder großflächige Industrieruinen: Der systematische Rückbau von Gebäuden in jeglicher Größe ist eine der Kernkompetenzen des Gütersloher Familienbetriebs. Die Unternehmensgruppe ist allerdings mehr als nur Abbruchspezialist. Sie leistet zum Beispiel auch einen erheblichen Beitrag, um Regionen nachhaltig und sinnvoll zu entwickeln – und ist damit Teil der Energiewende.