Gütersloh/WLV (Re): Die letzten Wochen bescherten reichlich Regen. Obwohl der Niederschlag dringend notwendig war, wünschen sich die Landwirte nun trockenes Frühlingswetter herbei. »Der Regen war für die Grundwasserspeicher wichtig«, so Andreas Westermeyer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh. »Doch jetzt müsste es aufhören zu regnen und der Boden abtrocknen, damit wir auf die Felder fahren können und nicht versinken.« Viele Bauern warten schon sehnlich darauf, die Pflanzen düngen zu können. Denn diese benötigen jetzt Nährstoffe für das einsetzende Wachstum. Der anhaltende Niederschlag sorgt auf den heimischen Feldern und Wiesen für Staunässe. Große Pfützen, kleine Teiche und Seen haben sich gebildet. Die Äcker sind nicht befahrbar, die Feldarbeiten verzögern sich. Im Februar hat es in NRW fast dreimal so viel geregnet wie in anderen Jahren. Zudem war der Winter sehr mild. So geht der Februar 2020 als zweitwärmster Monat in die Geschichte ein. Von starkem Frost und Schnee keine Spur. Laut des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Februar in Deutschland im Durchschnitt 5,7 Grad Celsius (°C) zu warm. NRW gehört mit Niedersachsen, Brandenburg und Berlin mit 6,0°C (gegenüber 1,1°C als vieljährigen Mittelwert) zu den wärmsten Bundesländern. Die Nässe auf den Feldern kann auch zu Schäden bei den Ackerkulturen führen. »Während Grünland den Ãœberstau an Wasser meist ohne größere Probleme verkraftet, leidet das Wintergetreide durch die Vernässungen, kleine Teiche und Seen auf den Feldern«, so der Vorsitzende. Denn bei den mit Wasser überfluteten Ackerflächen bekommen die Pflanzen keine Luft, keinen Sauerstoff und sterben als Folge ab. Wie kommt das? Das ist wie bei einer Zimmerblume auf der Fensterbank, die mit zuviel Wasser gegossen wurde und der Topf voller Wasser steht. Pflanzenwurzeln benötigen neben dem Wasser auch Sauerstoff, den erhalten sie durch die feinen Poren im Boden. Wenn aber die Bodenporen voller Wasser sind, kann dort keine Luft und somit kein Sauerstoff sein. So kann es passieren, dass einige Felder in diesem Jahr im Frühjahr etwas traurig aussehen werden. Dort, wo das Wasser gestanden hat, haben es möglicherweise Wintergerste, -weizen oder -raps nicht überlebt. »Besonders empfindlich ist die Gerste, die mag Staunässe überhaupt nicht«, berichtet der Vorsitzende. Wann kann es auf dem Acker endlich richtig losgehen? »Wenn es aufhört zu regnen, braucht es, bis die Felder abgetrocknet sind«, so Westermeyer. »Es dauert unterschiedlich lange, bis die Äcker befahrbar sind.« Beispielsweise trockneten Sandböden deutlich schneller ab als Lehm- oder Tonböden. Dies kenne man aus dem Sandkasten, verdeutlicht der Vorsitzende anschaulich: Schütte man Wasser in den Sand, sei der Sand zwar nass, aber es bleibe keine Pfütze stehen. Das liege daran, dass die Sandkörner größer sind als die Lehm- oder Tonteilchen und so seien auch die Räume dazwischen, durch die das Wasser ablaufe, größer. Dennoch hofft der Landwirtevorsitzende Westermeyer, dass die alte Bauernregel »ein nasser Februar bringt ein fruchtbar Jahr« sich doch noch bewahrheiten wird. Der März, so besagen die Bauernregeln, müsse dann trocken sein, um eine gute Ernte zu bescheren.