Gütersloh (gpr). Hexen hätten am Gütersloher Botanischen Garten ihre wahre Freude gehabt. Farn, Frauenmantel und Eisenkraut sind nur wenige der unendlich vielen Pflanzen, die im grünen Herzen Güterslohs wachsen und vor hunderten Jahren als Zauberkräuter galten. Etwa 25 Zuhörer ließen sich jetzt von Stadtführerin Barbara Weidler bei einem Rundgang durch den Botanischen Garten verzaubern. »Ach du grüne Neune – Zauber- und Hexenkräuter in der Naturgeschichte« ist der Titel der Veranstaltung, die sich die dienstälteste Stadtführerin der Dalkestadt für ihren ersten Beitrag zur Reihe »Gütersloher Sommer« ausgesucht hat. Von A wie Ährige Scheinhasel bis Z wie Zitronenbaum sind im Botanischen hunderte Pflanzen zu finden. Und so konnte Barbara Weidlers Spaziergang nur ein Streifzug sein. Ebenso umfassend wie die Pflanzenvielfalt sind auch ihre Eigenschaften, die ihnen Hexen und Heiler nachgesagt haben: Sie sollten gegen Schmerzen und Krankheiten helfen, Glück, Reichtum und Erfolg bringen, das Liebesleben ankurbeln und dem Jäger sogar zu einem guten Treffer verhelfen. Eine dieser Pflanzen ist das Farnkraut, das Wald und Schatten liebt. Es blüht nicht, seine gelb-braunen Samen rieseln von den Unterseiten der Blättern herab. »Deswegen werden sie auch Goldstaub genannt«, sagt Barbara Weidler. Hildegard von Bingen sagte Farn eine wurmvertreibende Kraft nach, auch als Abtreibungsmittel wurde es genutzt. Seine angebliche Eigenschaft, dass man sich im Wald inmitten von Farn auch mal verlaufen konnte, brachte der Pflanze den Namen »Irrwurz« ein. Ein Schmunzeln zauberte den Zuhörern der Tipp ins Gesicht, von dem Barbara Weidler als Ausweg zu erzählen wusste: »Man sollte die Schuhe tauschen, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen.« Eine ebenso große Portion Aberglaube war wohl auch bei einem Rezept der Hexen im Spiel: Sie mischten Farn angeblich in ihre Flugsalbe, die sie unter die Füße schmierten, um auf ihrem Besen zum Blocksberg fliegen zu können. Die gleiche Wirkung wurde dem Eisenkraut nachgesagt, das im Botanischen Garten in den Sommerbeeten zu finden ist. Ihm wurde nachgesagt, dass man - nach dem Ausgraben mit der linken Hand - drei Wünsche frei habe. Darüber hinaus soll es in der Liebe Glück bringen, gegen Kopfschmerzen und Pest helfen sowie lernunwillige Kinder wissbegierig machen. Zu vielen Pflanzen wusste Barbara Weidler ein Gedicht vorzutragen. So auch zum Frauenmantel, der am Wassertropfen in der Mitte seiner Blätter zu erkennen ist. Die Pflanze, die auch Marienkraut genannt wird, galt als Glücksbringer und soll beispielsweise gegen Menstruationsbeschwerden geholfen haben. Zusätzlich zu Geschichte, Geschichten, Anekdoten und Aberglaube hatte Barbara Weidler auch ganz praktische Tipps für Hobbygärtner parat. beispielsweise den, dass es vielen Pflanzen gar nichts ausmacht, wenn sie radikal zurückgeschnitten werden. »Bis auf eine Handbreit runter«, sagte die ehemalige Mitarbeiterin der Stadtverwaltung beispielsweise über das Schneiden von Lavendel. Wer Lust auf eine weitere Führung durch den Botanischen Garten bekommen hat: Am Samstag, 19. August, spricht Barbara Weidler in ihren zweiten Rundgang im Rahmen des Gütersloher Sommers über »Dicke Freunde« – die Bäume im Botanischen Garten . Treffpunkt zu der Veranstaltung ist um 15 Uhr am Eingang Parkstraße/Badstraße, Eintritt frei. Und noch ein Hinweis: Am Sonntag, 30. Juli, und am 13. August führen Gütersloher Apotheker durch den Apothekergarten. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr vor dem Eingang zum Palmenhaus-Café.