Villingen Schwenningen, Aufregung um FCK NZS Aufkleber auf AWO Transporter, Stadtrat protestiert

Am Heck eines Transporters der AWO (Arbeiterwohlfahrt) in Villingen Schwenningen hatte der Fahrer unter anderem einen kleinen FCK NZS Aufkleber angebracht.

Ein Stadtrat einer Partei hat das Fahrzeug samt Kennzeichen fotografiert und schrieb »Ich kann nicht glauben, dass die AWO die Vergewaltigung von welchen Menschen auch immer und gleich welcher Couleur fordert oder billigt.«Â Diese Parole habe auf einem Fahrzeug einer Wohlfahrtsorganisation nichts zu suchen, formulierte er weiter. Er mutmaßte auch, dass es in den Reihen der AWO Linksextremisten gebe, die durch diese Aussage den Ruf der AWO massiv schädigen wollen.

»Zum einen ist es nicht unoriginell, dass sich der Mann offenbar angesprochen fühlt. Zum anderen ist es nicht unoriginell, der Meinung zu sein, man solle nicht gegen Nazis sein, man billige und fordere gar ausgerechnet mit einer solchen Meinung die ›Vergewaltigung‹ von ›welchen Menschen auch immer und gleich welcher Couleur‹. Und noch weniger unoriginell ist es, dass sich mit diesem Thema schon seit Längerem Gerichte beschäftigen und eine solche Haltung überhaupt in Frage stellen und relativieren. Es gab zu einer bestimmten Zeit mehrere Gerichte, die einige ›NZS‹ gar mit dem Tode bestraft haben, unter anderem in zwei weltbekannten Prozessen. Freilich für konkrete, wenn auch teils mittelbare und nicht unmittelbare Tatbeteiligungen. Geschenkt. Vollkommen nicht unoriginell ist es, dass eine solche Haltung ausgerechnet in der Deutschen Freiheitlichen Demokratie überhaupt angegriffen wird und angreifbar ist. Und dass es manchen als Ausdruck von Linksextremismus gilt, NZS abzulehnen und sich gegen sie auszusprechen. Ebenso, die Annahme, es sei rufschädigend, sich gegen NZS auszusprechen«, so ein Gütersloher zu diesem Anlass.

Ähnliches fiel kürzlich in Harsewinkel auf. Im Kulturort Wilhalm war anlässlich eines Veganen Brunches ein Punkt Konzert einer Band angekündigt worden, die auf einem von den Veranstaltern selbstgestalteten Flyer ein kleines Antifa Signet platziert hatten. Aus Politischen Reihen der CDU entbrannten heftigste Proteste und es wurde mit dem Verweis, es würde dort auf »Linksextremistische Gruppierungen« gefordert, den Auftritt zu untersagen. Die SPD Bürgermeisterin sah dafür jedoch keinen Anlass. Weiter hieß es seitens der CDU, der Flyer zeige, »wes Geistes Kind« der Veranstalter sei. Veranstalter sind die Veranstalter des Veganen Brunches. Und sie sind offenbar des »Geistes Kind« gegen Faschismus zu sein: »Ist es anstößig, gegen Faschismus zu sein?«, fragt ein Harsewinkler, und weiter: »Manchen gilt schon seit geraumer Zeit Antifaschismus offenbar selbst als Faschismus. Eine Verkehrtes, verdrehtes Denken«.

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist ein dezentral organisierter deutscher Wohlfahrtsverband, der auf persönlichen Mitgliedschaften in seinen Ortsvereinen aufbaut. Sie ist einer der 6 Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege und mit rund 230.000 hauptamtlichen Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in Deutschland.

Die Hauptaufgabe der AWO ist es, sozial schlechter gestellte Menschen zu unterstützen. Heutzutage betreut sie hauptsächlich Menschen mit Behinderungen und Senioren, betreibt aber beispielsweise auch Kindergärten, offene Ganztagsschulen, psychiatrische und forensische Kliniken, Einrichtungen für Ferienfreizeit und Beratungsstellen für Migranten, Asylbewerber und Menschen in Notlagen. Sie bekennt sich zu den Werten des freiheitlich demokratischen Sozialismus.

Die AWO wurde 1919 von Marie Juchacz (1879–1956), die zu den ersten Frauen in der Nationalversammlung gehörte, als Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD gegründet.

Im sogenannten Dritten Reich war zunächst erfolglos versucht worden, die AWO gleichzuschalten, dann wurde sie aufgelöst und verboten. Einige Mitglieder arbeiteten illegal weiter, so Johanna Kirchner, die mithalf, bedrohte Personen aus der Arbeiterbewegung ins Exil zu schleusen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die AWO 1946 in Hannover als parteipolitisch und konfessionell unabhängige Hilfsorganisation neu gegründet. In der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR wurde sie nicht zugelassen.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 schlossen sich die einzelnen Verbände der Arbeiterwohlfahrt in ganz Deutschland zusammen. Die AWO ist seitdem im gesamten Bundesgebiet tätig. Der Sitz des Bundesverbandes befindet sich in Berlin. Sie ist Trägerin des DZI-Spenden-Siegels.

Die Arbeiterwohlfahrt sieht sich selbst den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verpflichtet und arbeitet im ehrenamtlichen wie im hauptamtlichen Bereich nach den Leitsätzen und dem Leitbild der AWO, das zumindest bei einigen Neueinstellungen auch für Mitarbeiter verbindlich ist.