In Nordrhein-Westfalen ist im ersten Halbjahr 2021 der krankheitsbedingte Arbeitsausfall deutlich um 0,5 Prozentpunkte zurückgegangen. Der Krankenstand im bevölkerungsreichsten Bundesland ist auf 3,7 Prozent gesunken und liegt damit auf Bundesniveau. Das bedeutet, dass an jedem Tag des ersten Halbjahrs 37 von 1.000 DAK-versicherten Beschäftigten krankheitsbedingt ausfielen. In Berufen, in denen die Teams vermehrt im Homeoffice arbeiten konnten, war der Rückgang an Fehltagen im Durchschnitt deutlicher als in Berufen, die eine hohe Präsenz am Arbeitsplatz erfordern. Allerdings haben sich hier, etwa im Handel, auch die Corona-Schutzmaßnahmen wie Masken und Plexiglasscheiben offenbar positiv ausgewirkt und Atemwegserkrankungen verhindert. Laut Studie der DAK-Gesundheit hatten die Beschäftigten im ersten Halbjahr 2021 insgesamt zwölf Prozent weniger Fehltage als im Vorjahreszeitraum. Einen großen Rückgang an Fehltagen gab es bei Berufen in Recht und Verwaltung mit 27,6 Prozent, gefolgt von Tätigkeiten in Unternehmensführung und -organisation mit 22,5 Prozent. Ebenfalls gesunken sind die Ausfalltage bei Beschäftigten im Verkauf und Handel. Hier gab es ein Minus von 20,1 Prozent. „Wir sehen, dass Homeoffice und verstärkte Hygienemaßnahmen sich positiv auf den Krankenstand ausgewirkt haben“, sagt Klaus Overdiek, Leiter der DAK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. Bei hauswirtschaftlichen Berufen und Erzieherinnen und Erziehern gab es lediglich 3,4 Prozent weniger Ausfalltage; bei nichtmedizinischen Gesundheitsberufen, etwa pflegerischen Tätigkeiten im Altenheim, sechs Prozent weniger. „Wo die Abstandsregeln nicht oder nur schwer einzuhalten sind, können sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer deutlich weniger vor Infektionen schützen. Hinzukommt die Mehrbelastung in der Pflege, die durch erkrankte Mitarbeitende in der Coronakrise zu Personalknappheit führte“, ergänzt Overdiek. Für die Studie hat das Berliner IGES Institut Daten über 400.000 bei der DAK-Gesundheit versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Nordrhein-Westfalen ausgewertet. Eingegangen sind alle Fehlzeiten aus der Zeit von Januar bis einschließlich Juni 2021, für die eine Krankmeldung an die Kasse geschickt wurde. Demnach gab es deutlich weniger Krankentage auf Grund von Atemwegserkrankungen, wie Sinusitis oder Bronchitis. »Offensichtlich schützen Abstands- und Hygieneregeln nicht nur vor Corona. Auch gewöhnliche Erkältungserreger werden seltener übertragen«, bewertet Overdiek diese Entwicklung. Die meisten Fehltage wurden wegen Rückenleiden oder anderer Muskel-Skelett-Problemen verzeichnet. Fast ein Viertel des Arbeitsausfalls war darauf zurückzuführen. Einen deutlichen Zuwachs an Muskel-Skelett-Fehltagen von 30 Prozent hatten die pflegerischen Berufe. Ein Fünftel (20,7 Prozent) des Krankenstands wurde von psychischen Erkrankungen verursacht. Sie lagen mit rund 138 Fehltagen je 100 Versicherte 4,5 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau vom ersten Halbjahr 2019. Auch im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres war eine Steigerung von 2,2 Prozent zu verzeichnen. »Die zunehmende psychische Belastung während der Pandemie mit allen ihren Begleiterscheinungen wirkt sich direkt auf das Krankheitsgeschehen und damit auf den Krankenstand aus. Es bleibt abzuwarten, wie die weitere Entwicklung ist.« Klaus Overdiek hält die Bestrebungen der Politik für richtig, für chronisch psychisch Erkrankte besondere Versorgungsformen zu fördern. »Für Menschen mit Depressionen sind strukturierte Behandlungsprogramme in Vorbereitung. Diese sollen möglichst rasch etabliert werden.« Die DAK-Gesundheit ist die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse in Deutschland. Ihr sind Studien und Forschungen besonders wichtig. Die wichtigsten Diagnosen mit ihrem Anteil am Krankenstand Erstes Halbjahr 2021 Muskel-Skelett-System (24,7 Prozent) Psychische Erkrankungen (20,7 Prozent) Verletzungen und Vergiftungen (11,7 Prozent) Atmungssystem (6,7 Prozent) Unspezifische Symptome (4,9 Prozent) Nervensystem, Augen, Ohren (4,9 Prozent) Verdauungssystem (4,8 Prozent) Neubildungen (4,6 Prozent) Kreislaufsystem (4,6 Prozent) Infektionen (2,8 Prozent) Erstes Halbjahr 2020 Muskel-Skelett-System (20,4 Prozent) Psychische Erkrankungen (17,8 Prozent) Atmungssystem (17,0 Prozent) Verletzungen und Vergiftungen (10,5 Prozent) Infektionen (4,9 Prozent) Nervensystem, Augen, Ohren (4,5 Prozent) Verdauungssystem (4,4 Prozent) Unspezifische Symptome (4,3 Prozent) Neubildungen (3,9 Prozent) Kreislaufsystem (3,6 Prozent)