Otto Waalkes, Peter Horton, »Cherry Cats«, Harry Belafonte, Oliver Pocher, Harald Schmidt, der WDR Warnhinweis vor der »Otto Show«

  • Gütsel identifiziert die anstößigen Stellen

Gütersloh, 20. August 2023

Der WDR wirbt anlässlich Ottos 75. Geburtstags mit »Ottos originellen, selbstverfassten Liedern, Parodien, Gags und Blödeleien« und damit, dass man die Shows »ungekürzt« und »friesisch derb« zeige, für mehrere Shows aus den 70er Jahren. Vor den Shows wird ein Warnhinweis samt einer weiblichen Stimme eingeblendet, in dem Teile der Show als »diskriminierend« bezeichnet werden. Um welche Szenen es sich konkret handelt, wird nicht gesagt. In einem #Video von 1973 heißt es: »Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als #diskriminierend betrachtet werden.« Vor dem 2. Teil von 1974 mit den Worten »Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung«.

Die anstößigen Stellen?

Gemeint sein könnten Passagen und Wendungen wie »Wilde Buschmänner«, »Da! Ne. Da. Ne, ham’ w’er heut’ gar nicht hier. Eine Jungfrau tritt heraus in die Nacht«, als er sich darüber lustigmacht, dass ein Waschmittelvertreter den Slip einer jungen Frau nicht sauberbekommt, dass er Martin Luther mit Reformhäusern in Verbindung bringt, oder »Die Luft ist schawül«; das Liedchen »Gute Nacht, Señorita« mag dem WDR als »sexistisch« gelten – ebenso wie das Münchner Gesangsduo »Cherry Cats« Ruth und Marlen als 2 Waschmittelgewinnerinnen, die die Nationalhymne nicht erkennen. Beide sind Schwestern und werden als Prostituierte dargestellt. In der 1. Show tritt übrigens auch der österreichische Gitarrenvirtuose, Komponist, #Sänger und #Buchautor Peter Horton im #Duett mit Otto und auch #solo auf. Horton sagt vor seinem Sololied, »Jetzt bin i neger wurn« bedeutet auf Österreichisch »Jetzt bin ich blank, ich habe kein Geld mehr«. Zu viert wird später die #Harry #Belafonte Nummer »Day O« (»The Banana Boat Song«) auf deutsch gegeben. Dass er sich über Deep Purple (»Deep Popel«) und Gilbert Bécaud lustigmacht, dürfte auch heute noch durchgehen – falls man die Künstler noch kennt. Das jodelnde #Huhn mit dem »abgewürgten Jodler« könnte hingegen Tierschützer irritieren. Aktuell dürfte auch das gemeinsam mit dem Publikum intonierte Lied »Na sdorowje womm« als unpassend wahrgenommen werden.

Das österreichische Adjektiv »neger«

Der Begriff »neger« ist ein veraltetes, ostösterreichisches Synonym für »pleite« oder »mittellos«. Maria Hornung und Siegmar Grüner verorten die Herkunft wie bei »Schwarzfahren« »im Dunklen, Verborgenen«. Andrea Maria Dusl führt das Wort auf »Neige« (altwienerisch »Die Nāg«, das Zuendegehen eines Vorrats) zurück. Volksetymologisch abschätzig mit schwarzen Zuwanderern in Verbindung gebracht, suggeriert der Ausdruck Habenichtse und Schnorrer. Eine »negere« Person wird auch »Negerant« genannt. 1984 erreichte Rainhard Fendrichs #Austropop #Single »Ich bin ein Negerant Madam« die österreichischen Charts.

Ottos 75. Geburtstag am 22. Juli 2023

Otto, seines Zeichens #Komiker und #Musiker aus #Emden feierte am 22. Juli 2023 seinen 75. Geburtstag. Waalkes ist seit rund 50 Jahren auf Bühnen und im #Fernsehen aktiv, gilt als einer der beliebtesten Entertainer des Landes. Der WDR plant, 2023 ein »Jubiläumsjahr« für Waalkes zu veranstalten.

Otto reagiert auf die Warnhinweise

Auch Otto selbst hat reagiert: »Das ist nun ein halbes Jahrhundert her. Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus«, sagte er zu #Bild. »Komik hat ja immer etwas Anstößiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt. Ich war damals #Student und habe Scherze gemacht, von denen sich vor allem Autoritäten verletzt fühlten.« Humor sei schließlich gefährlich, scherzte der gebürtige #Ostfriese: »Vor allem die ›Otto Show‹ kann bei Konsumenten zu unkontrollierbaren Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen.«

Oliver Pocher zur »Causa Otto«

Pocher spricht meist frei heraus. Zuletzt machte der Comedian sogar mit seinem Liebesleben Schlagzeilen. In einer #Instagram #Story teilte er einen entsprechenden Bericht der #Bild #Zeitung und sagt: »Es war und wird immer lustig bleiben. Wer darüber nicht lachen kann und nach 50 Jahren die politische Korrektheit sucht, um einen Warnhinweis hinzuzufügen.«

Warnhinweise bei »Schmidteinander«, Harald Schmidt: »Weltklasse!«

Harald »Dirty Harry« Schmidt ist für viele immer noch #Kult. Der WDR strahlt nun wieder alte Ausgaben von »Schmidteinander« aus, einem #Satire und #Comedy Format, das von 1990 bis 1994 lief, und von Harald Schmidt und dem 2020 verstorbenen Herbert Feuerstein (MAD Magazin) moderiert wurde. Der WDR empfindet den Humor an einigen Stellen nach eigenem Bekunden wie bei Otto als nicht mehr zeitgemäß und befürchtet, er könne als diskriminierend wahrgenommen werden – auch bei »Schmidteinander« wird der erwähnte Warnhinweis eingeblendet.