Nach einem Jahr Corona sind viele Menschen erschöpft. Die Pflegekräfte von Diakonie Gütersloh und DiakonieVerband Brackwede GmbH spüren die Auswirkungen der Pandemie privat wie beruflich. Einsatz und Motivation sind ungebrochen. Doch die Situation zerrt an den Nerven. Daher hat die Diakonie im Unternehmensverbund das Projekt »Wir in Corona« ins Leben gerufen. Es soll das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern. Resümee nach zwei Monaten Projektlaufzeit: »Das tut einfach gut!« Strenge Hygienemaßnahmen, Besuchsregelungen und regelmäßige Tests – das bedeutet auch mehr Aufwand. Das Arbeiten mit FFP2-Maske oder Vollschutz ist anstrengend und erschwert die nonverbale Kommunikation mit den zumeist demenziell veränderten Pflegebedürftigen. Sie können auch nach einem Jahr Pandemie nicht immer verstehen, warum die Mitarbeitenden in den Pflegeeinrichtungen der Diakonie einen Mundschutz tragen müssen. Und auch wenn mittlerweile fast alle Bewohner und viele Mitarbeitende geimpft worden sind: Bisher ist nicht zweifelsfrei geklärt, ob Impfungen die Weitergabe des Virus verlässlich verhindern. Seit Monaten in einer Art Arbeitsquarantäne leben Deswegen sorgen sich immer noch viele Mitarbeitende, dass das Virus in die Einrichtungen getragen werden könnte. Viele von ihnen leben seit Monaten in einer Art Arbeitsquarantäne. Sie meiden Kontakte, um die Pflegebedürftigen nicht zu gefährden. Außerdem bestimmen weiterhin Hygienemaßnahmen, Tests und Besuchsregelungen den Alltag. Wie lange noch, das werden die kommenden Verordnungen zeigen. Im Team mit dem Stress klarkommen All dies geht an die Substanz, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. »Daher wollen wir die Teams dabei unterstützen, gemeinsam gestärkt und gesund durch diese Zeit zu kommen«, erklärt Jenny Berkemann, Beauftragte im Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) der Diakonie. Sie leitet das Projekt »Wir in Corona«. Den Pflegekräften ist klar, wie unter Vollschutz gearbeitet werden sollte, was im Corona-Fall zu tun ist und wann wie getestet werden muss. Aber wie gehen die Teams mit dem Stress der Pandemie um? Wie kommunizieren sie unter Anspannung? Wie finden sie einen Ausgleich? »Genau das sind die Fragen, die unsere Kolleginnen und Kollegen umtreiben«, sagt Berkemann. »Bei einigen geht es um Entspannungstechniken, bei anderen darum, sich alles von der Seele reden zu können.« Mit im Boot: das Bielefelder Institut für lösungsfokussierte Kommunikation (ILK) In einem geschützten, vertraulichen Rahmen und mit einem externen Mediator sprechen die Teilnehmenden im Team über Sorgen und Ängste, aber auch über Missverständnisse. »Das geschieht auf freiwilliger Basis«, betont Jenny Berkemann. Für das Projekt hat sich die Diakonie Gütersloh das Bielefelder Institut für lösungsfokussierte Kommunikation (ILK) ins Boot geholt. Die Mediatoren des ILK moderieren die rund anderthalbstündigen Team-Sitzungen und leiten die Teilnehmenden an, beispielsweise in achtsamer Kommunikation, in Kritikgesprächen oder bei Entspannungsübungen. »Wir hören oft, dass es richtig guttut« Insgesamt fünf solcher Treffen sind bis Ende Mai 2021 pro Team geplant; bei Bedarf sind weitere Termine möglich. Die Rückmeldungen nach den ersten Terminen waren überwiegend positiv. Jenny Berkemann fasst zusammen: »Die meisten nehmen diese Gelegenheit zum professionell gestützten Austausch wahr und auch die Möglichkeit, das Erlebte im Team zu verarbeiten. Wir hören oft, dass es den Mitarbeitenden richtig guttut.«