Von einer zusätzlichen Expertenempfehlung bei Hodenkrebserkrankungen profitieren Betroffene schon seit Jahren: Bis zu 40 Prozent der Patienten erhalten eine andere Therapie als ursprünglich vorgesehen, wenn die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt sich mit Spezialistinnen und Spezialisten noch einmal zum Behandlungsplan austauscht. Die Expertinnen und Experten sind von der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) sorgfältig ausgewählt worden. Solch eine optimierte Behandlung will die DGU nun auch für Patienten mit Penis- und metastasierendem Nierenzellkarzinom etablieren. Unter https://urologie.ekonsil.org bietet sie dazu einen fachlichen Austausch für diese Krankheitsbilder an.

Spezialistinnen und Spezialisten frei wählbar – Rückmeldung innerhalb von 48 Stunden

Im eKonsil können sowohl Klinikärztinnen und Klinikärzte als auch niedergelassene Urologinnen und Urologen ihre Befunde datenschutzkonform eingeben. Innerhalb von 48 Stunden erhalten sie von erfahrenen Spezialistinnen und Spezialisten ihrer Wahl eine Rückmeldung zu ihrem Therapieplan. Für Hodentumore gibt es dieses Angebot bereits seit 2006. Initiiert wurde es von der Deutschen Hodentumor-Studiengruppe (GTCSG). Seit 2017 wurde die Online-Plattform – finanziert von der Techniker Krankenkasse (TK) – zusammen mit der DGU und dem aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH als »eKonsil« neu aufgebaut und immer wieder inhaltlich und technisch optimiert. Inzwischen nutzen die Fachärztinnen und -ärzte bei jedem vierten Hodentumor-Patienten in Deutschland das eKonsil-Portal.

Finanzielle Anreize für »eKonsil«-Nutzung

Die TK und die Hanseatische Ersatzkasse (HEK) zahlen den anfragenden Fachärztinnen und Fachärzten sowie Krankenhäusern eine Dokumentationspauschale als Aufwandsentschädigung, wenn sie per eKonsil Expertinnen und Experten für TK- oder HEK-Versicherte zurate ziehen. Auch die Spezialistinnen und Spezialisten bekommen für ihre Empfehlung ein Honorar. Natürlich kann aber auch für Patienten, die bei anderen Krankenkassen versichert sind, die Zweitmeinung eingeholt werden. 

»eKonsil« bietet Expertenwissen auch bei seltenen Krankheitsbildern

»Gerade bei der Behandlung von eher selten auftretenden Tumoren wie dem Hodentumor und dem Peniskarzinom, aber auch bei häufigeren Krebserkrankungen wie dem Nierenzell-karzinom, für das inzwischen in der metastasierten Situation eine Vielzahl von Therapieoptionen zur Verfügung steht, ist das Einholen einer Fachexpertise hilfreich«, so Professorin Dr. Susanne Krege vom Vorstand der DGU. 

Mehr Lebensqualität und bessere Überlebenschancen

»Für solche Erkrankungen ist es schwer, flächendeckend den aktuellen Forschungsstand und die neuesten Therapieoptionen vorzuhalten«, erklärt der stellvertretende TK-Vorstandsvorsitzende Thomas Ballast. »Die zweite Meinung hilft, die besten Therapien auszuwählen und gleichzeitig unnötige oder belastende Behandlungen zu vermeiden. Der Austausch der Fachleute ermöglicht den direkten Transfer von aktuellem Forschungswissen aus den gerade erst aktualisierten Leitlinien. Das Programm verbessert damit die Ãœberlebenschancen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich.«

Großer Schritt zur Verbesserung der uro-onkologischen Patientenversorgung

»Mit der online-basierten Zweitmeinung für jetzt drei urologische Tumorentitäten ist ein weiterer großer Schritt zur Verbesserung der uro-onkologischen Patientenversorgung getan«, sagt DGU-Präsident Professor Dr. Dr. Arnulf Stenzl. »Das ›eKonsil Urologie‹ schafft beste strukturelle Voraussetzungen für die deutschlandweit höchste Qualität bei der Behandlung unserer Patientinnen und Patienten.« Der ärztliche Direktor der Klinik für Urologie in Tübingen empfiehlt daher, im Sinne der Patienten die Möglichkeit einer Zweitmeinung für jetzt drei urologische Tumorentitäten zu nutzen.

DGU-Generalsekretär Professor Dr. Maurice Stephan Michel erklärt: »Die teilnehmenden Fachexpertinnen und -experten zeichnen sich durch besondere Erfahrung, Kenntnis und wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der jeweiligen Tumorentität aus und stehen für eine hohe Anlehnung an die Empfehlungen in den aktuellen Leitlinien.«