Bielefeld, vielseitiger FH Student erhält Engagement Preis 2022

Bielefeld, 10. Oktober 2022

  • Die Fördergesellschaft der FH Bielefeld zeichnet jedes Jahr Studenten für besondere gesellschaftliche Verdienste mit dem Engagement Preis aus. Die tausend Euro Preisgeld erhält in diesem Jahr Jannis Schröder. Der BWL #Student tüftelt an einem #Vertical #Farming #Start up, klärt ehrenamtlich über Aktieninvestments auf und betreibt eine kostenfreie und werbefreie Lateinübersetzungsseite im #Internet.

Die #Zivilgesellschaft lebt davon, dass Menschen bereit sind, sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl zu engagieren. Dass gesellschaftliches Engagement dabei gleichzeitig in mehreren teils ganz unterschiedlichen Feldern neben einem Vollzeitstudium möglich ist, beweist das Beispiel von Jannis Schröder. Für seinen vielseitigen Einsatz wurde der BWL-Student nun mit dem Engagement-Preis der Fördergesellschaft der Fachhochschule (FH) Bielefeld ausgezeichnet.

Jury Mitglied Prof. Dr. Michael Stricker, Dekan des Fachbereich Sozialwesen, gratulierte dem 21-Jährigen: »In diesem Jahr haben sich insgesamt 21 Studenten auf den mit 1.000 Euro dotierten Preis beworben. Jannis Schröder stach durch seine vielfältige interdisziplinäre Ausrichtung hervor. Er betrachtet gesellschaftliche Probleme unter verschiedenen Gesichtspunkten und richtet sein ehrenamtliches Engagement entsprechend aus – sei es als Wahlhelfer im Dienst für die Demokratie oder als Nachhaltigkeitspionier in ganz unterschiedlichen Feldern.«

Preisträger schreibt Businessplan für Vertical Farming

Ein Großteil der Freizeit des Preisträgers fließt zurzeit in die Gründung eines Startups für Vertical Farming, das Microgreens und Einzelpflanzen anbaut. Bei den Microgreens handelt es sich um Sprossen von Brokkoli, Senf oder Rettich. An Einzelpflanzen wird bereits Basilikum und Minze angebaut. Aber es gibt auch Versuche mit Salaten. Als »Labor« dient ein kleines Büro des Center for Entrepreneurship der FH Bielefeld (CFE), in dem sich mehrere Regalsysteme befinden. Gründungspartner von Schröder ist Leon Diel, ein befreundeter #FH #Absolvent und Biotechnologe.

Jannis Schröder: »Wir haben erst einmal mit kleinen Einzelpflanzen wie Basilikum begonnen, um das Konzept zu testen. Währenddessen wollten wir uns überlegen, wie wir weitere Pflanzen anbauen können. Unser Ziel ist es, viele verschiedenen Sorten anzubauen, am liebsten auch #Tomaten und #Kartoffeln. Wir können uns ja nicht nur von Basilikum und Kresse ernähren. Das ist auch unser Alleinstellungsmerkmal – dass wir eben nicht nur dieses ,Grünzeug‘ anbauen, sondern auch ›richtiges‹ #Gemüse und langfristig auch Obst. All das gerne zu normalen Supermarktpreisen, sodass es sich viele Menschen leisten können.«

Die 17 UN Nachhaltigkeitsziele im Visier (Sustainable Development Goals)

Anstelle von herkömmlicher Blumenerde keimen und wachsen die Pflanzensamen auf Hanfmatten und Kokosmatten, sogenannten Substraten. Regenwasser wird durch ein Bewässerungssystem und Sonnenlicht durch eine LED Beleuchtung künstlich ersetzt. »Kostengünstige Lebensmittel könnten so das ganze Jahr über regional und emissionsarm angebaut werden«, sagt Jannis Schröder.

Auslöser für das Engagement war ein Studentenworkshop am Fachbereich Wirtschaft der FH Bielefeld im vergangenen Sommersemester: »Wir sollten uns an einem der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele versuchen und auf dessen Basis einen Geschäftsplan entwickeln. Vertical Farming hatte ich zwar schon immer im Hinterkopf, aber ich dachte, dass ich davon viel zu wenig Ahnung habe. Im Workshop lernte ich dann, dass auch wenig Wissen zu einem bestimmten Thema ausreicht, um darüber einen Business Plan zu schreiben – auch, weil man durch zielgerichtete Recherchen vieles lernen kann.« Dabei stieß Schröder auf Leon Diel. Der frischgebackene Bachelorabsolvent der Apparativen Biotechnologie an der FH hatte im heimischen Gewächshaus bereits verschiedene Pflanzen getestet. Gemeinsam überlegten sie, wie ein Modul aussehen kann, welche Größe und welche Materialen geeignet sind, um einen einfachen und vor allem günstigen Prototypen zu bauen, denn zurzeit verfügen sie noch über wenig finanzielle Mittel. Ein Teil des Engagement-Preis-Geldes wandert daher in das gemeinsame Umwelt-Projekt. Anfang bis Mitte Oktober wird es die ersten pflanzlichen Erträge geben. Erste Gastronomen aus der Region interessieren sich bereits für das Projekt.

Börsenführerschein für junge Einsteiger entwickelt

Nicht nur im Vertical Farming ist Schröder aktiv, sondern seit Beginn dieses Jahres auch als Co-Vorstand beim Bielefelder Investmentverein. Mit dem Ziel, eine junge Aktionärskultur in Bielefeld und Umgebung zu fördern, geben WirtschaftsStudenten hier ihr Fachwissen an Studenten sämtlicher Fachrichtungen weiter. Workshops, Vorträge, Unternehmungen, aber auch ein Börsenführerschein für Einsteiger gehören zum Programm. Ein wertvolles Angebot angesichts der Tatsache, dass Investments in Aktien Risiken bergen können und bei vielen Investitionsangeboten zahlreiche Personen mitverdienen, was unerfahrene Anlegerinnen und Anleger oft nicht wissen. Schröders Hauptaufgabe ist das Verfassen und Versenden des monatlichen Newsletters, zusätzlich unterstützt er bei der Organisation von Veranstaltungen. »Wissen ist ein wichtiges Gut in der modernen Gesellschaft. Wenn ich zum Beispiel mit dem Börsenführerschein für Einsteiger verhindern kann, dass Menschen aus Unwissen heraus Fehler machen, freut mich das enorm«, so Jannis Schröder.

Von Müllsammeln über #Latein #Website bis zur Hilfskraft am Wahltag

Sich neben seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre freiwillig zu engagieren, ist für den Preisträger schon früh eine Selbstverständlichkeit gewesen. Er war dabei, wenn in der Schule eine Müllsammel-Aktion organisiert wurde, ebenso später beim »Putztag« seiner Heimatstadt Rheda-Wiedenbrück. Neben den Müllsammel-Aktionen und Tätigkeiten als Wahlhelfer realisierte er bereits 2017 sein erstes eigenes Projekt: Er »baute« eine Ãœbersetzungsseite für Latein. Der damals 17 jährige Schüler hatte sich über unübersichtliche Seiten im #Internet geärgert, oft mit viel Werbung gespickt und meistens kostenpflichtig. »Meine Non Profit Seite soll anderen Schülern dabei helfen, ihre Ãœbersetzungen kontrollieren zu können, ohne dass gleichzeitig der Lerneffekt durch störende Einblendungen behindert wird.« Seine Familie und seine Lateinnachhilfelehrerin waren von seiner Idee begeistert, auch, weil sie hofften, er würde dabei etwas besser Latein lernen. Mittlerweile wird seine Latein Website mit rund 230 übersetzten Texten und Reden bis zu 10.000 mal im Monat aufgerufen.

Jungen Menschen, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten, aber bislang noch scheuen, rät Jannis Schröder: »Einfach mal was machen! Es gibt so viele Möglichkeiten. In vielen Bereichen kann man richtig viel ausprobieren. Man kann ruhig auch mal Aufgaben angehen, bei denen man denkt: Davon habe ich keine Ahnung. Das lernt man. Die Gesellschaft um einen herum ein wenig zu bereichern – das gibt anderen und dir selbst ein gutes Gefühl!«