Landtagswahl 2022 NRW, Kandidaten, Denkfehler und Wahltomaten, ein lustiges Experiment, Harald Schmidt benutzt den Wahl O Mat, Loriot

Die Wahl eines neuen Landtages in Nordrhein-Westfalen findet am 15. Mai 2022 statt. Die Kandidaten werben Plakaten, Mundpropaganda, #online und #offline, PR, Besuchen, Fotos et cetera …

Wähler, die noch auf der Suche nach Orientierung sind und sich nicht durch die Wahlprogramme kämpfen mögen, aber auch nicht den Phrasen aufsitzen möchten, können im Internet Online Tools wie den Wahl O Mat nutzen.

Wahl O Mat

Der Wahl O Mat der Bundeszentrale für politische Bildung, der am 21. April abermals der Start gegangen ist, hat schon in der Vergangenheit für Überraschungen gesorgt. Ohne ihn wären die Ergebnisse völlig anders gewesen. Der Beweis dafür ist, dass sie vor dem Wahl O Mat, der 2002 ins Leben gerufen wurde, völlig anders waren.

Der Wahl O Mat ist eine internetbasierte »Wahlentscheidungshilfe«, die seit 2002 von der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) betrieben wird. Sie wird für in Deutschland aktuell anstehende Europawahlen, Bundestagswahlen und Landtagswahlen angeboten. Darüber hinaus verlinkt die Wahl O Mat-Website auf Websites der BPB, die Hintergrund Informationen zu der jeweils anstehenden Wahl liefern.

In 38 Thesen geben 28 der 29 zur Wahl antretenden Parteien Auskunft über ihre Positionen. Als Nutzer des Wahl O Maten kann man seinen Standpunkt – sofern man einen hat – mit dem vergleichen, was die Parteien sagen. Bei jeder These kann man aus »stimme zu«, »neutral« (im Sinne von »Ist mir egal« beziehungsweise »Interessiert mich nicht«) oder »stimme nicht zu« auswählen. Die Möglichkeit, bedingt oder teilweise zuzustimmen, gibt es nicht. Thesen können aber auch einfach komplett übersprungen werden. Am Ende können die User ihr Ergebnis mit allen oder ausgewählten Parteien vergleichen.

Der Denkfehler

Der grobe Denkfehler ist vor allem der, dass man in der Regel diejenigen wählt, deren Meinung man ist. Oder deren angebliche Meinungen sich am besten mit den vermeintlichen eigenen Meinungen decken. Um Tatsachen geht es sowieso nicht. Wählen sollte man hingegen diejenigen, die die Interessen vertreten, die man hat. Freilich vertreten Politiker meist ihre eigenen Interessen und Interessen von ganz anderen, als gedacht und erhofft.

Kandidaten, die am Kandidaten Check in Gütersloh teilgenommen haben …

  • Wibke Brems (Diplomingenieurin (FH) Elektrotechnik), Bündnis 90, »Die Grünen«

    • Tatkraft wählen. Veränderungen anpacken.

  • Maxim Dyck (Russlanddeutscher, Consultant)

    • Für sichere Städte, für sichere Jobs, für Jugendangebote [Was für »Jugendangebote« sind das?]

  • Daniel Loermann (Zahnarzt), FDP

    • »Wir brauchen eine umfassende #Digitalisierung unseres Gesundheitssystems. Prozesse müssen einfacher und unkomplizierter werden. Auch heute noch gehört das Faxgerät zu einem der Hauptkommunikationsmittel in meiner Praxis. Ich kann meine praxisinternen Abläufe vollständig digitalisieren. Bei der Kommunikation mit den Ämtern und Kassen ist das aber noch nicht möglich. NRW muss ein gesundheitspolitischer Leuchtturm werden. Wir brauchen Anreize für junge Ärztinnen und Ärzte damit sie sich im ländlichen Raum niederlassen. Ich will NRW zu einer Modellregion der #Digitalisierung im Gesundheitswesen machen.«

  • Stefan Schneidt (seit 2021 selbstständig im Bereich Fotografie und Videoaufnahmen, zuvor Studium an der Universität Bielefeld, Kombi-Bachelor of Arts mit dem Kernfach Politikwissenschaften und im Nebenfach Rechtswissenschaften), SPD

    • »Ich möchte das Morgen gewinnen, um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu gestalten. Vor uns liegen riesige Aufgaben. Die ökologische Krise ist die Herausforderung dieses Jahrhunderts. Deshalb müssen wir jetzt handeln!«

  • Raphael Tigges (Sparkassenbetriebswirt), CDU
    • Innere Sicherheit, Stärkung der Landwirtschaft, Mobilität der Zukunft, Bildung, Wirtschaft und Arbeitsplätze, Ehrenamtsstärkung, Sport, Heimat und Kultur, solide Finanzen, Familie als Mittelpunkt der Gesellschaft, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Gesundheit und Pflege

Der Wahl O Mat betont, dass folgende Kandidaten nicht teilgenommen haben, lässt aber offen, ob das für oder gegen die Kandidaten und deren Parteien spricht, oder ob das überhaupt positiv, negativ oder neutral zu werten ist …

  • Karen van Laak (Mitglied im Verein Naturgarten), Die Basis
    • Gesundheit, Pflege, Altenbetreuung, Direkte Demokratie, Schule, Bildung, Kinder, Medien, Justiz, Machtbegrenzung, Infrastruktur, Energie

  • Jan Philipp Fredebeul (Wirtschaftswissenschaften, Vertrieb), Volt

    • Stärkung der Interessenvertretung von NRW in Brüssel, autofreie Altstädte und Innenstädte, Stärkung des ÖPNV, kostenloses Bus und Bahnfahren in NRW, kostenloses, öffentliches WLAN in allen Städten und Gemeinden

  • Franz Dowhan (Pensionist), »Die Linke«

    • Statt in Rüstung und Krieg will der Kandidat der Linken das Geld in Sozialen Wohnungsbau, Mobilitätswende, Bildung und Gesundheitsversorgung stecken

Mit Loriot gesagt: Wibke Brems ist für Tatkraft und Veränderungen. Maxim Dyck ist im Gegensatz dazu für sichere Städte, sichere Jobs und Jugendangebote. Also nicht für Tatkraft und Veränderungen, während Wibke Brems also im Umkehrschluss nicht für sichere Städte, sichere Jobs und Jugendangebote ist.

Ein Experiment

Ein lustiges Experiment ist es, einfach allen Thesen zuzustimmen. Dann stimmt man zu 50 Prozent mit Daniel Loermann von der FDP überein. Lehnt man alle Thesen ab, stimmt man zu 55 Prozent mit Raphael Tigges von der CDU überein. Ist einem alles egal – beantwortet man also jede Frage mit »neutral« – stimmt man zu 30 Prozent mit Stefan Schneidt von der SPD überein. Was hat das zu bedeuten?