Greenpeace Kommentar zu den Folgen des Krieges für die internationale Ernährungssicherheit

Hamburg, 10. März 2022

Auf Einladung des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir (Bündnis 90, die »Grünen«), kommen am Freitag, 11. März 2022, die G7 Agrarminister:innen zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Bei dem virtuellen Treffen sollen die internationalen Auswirkungen des Krieges auf die globale Ernährungssicherung und die Stabilisierung der Märkte für landwirtschaftliche Produkte und Produktionsmittel diskutiert werden. Es kommentiert Stephanie Töwe, Greenpeace Agrarexpertin …

»Russland und die Ukraine gehören weltweit zu den größten Getreidelieferanten. Durch den völkerrechtswidrigen Angriff von Putin auf die Ukraine steht die Versorgung von Millionen Menschen auf dem Spiel. Europa kann jetzt sofort durch drei Maßnahmen seinen Beitrag zur Ernährungssicherung leisten: Backfähigen Weizen nicht länger als Viehfutter einsetzen. Die Beimischung von Pflanzenölen und Getreideethanol zu Benzin stoppen. Und die Lebensmittelverschwendung mit allen Mitteln verhindern.

Wenn die #EU die Tierhaltung um nur 10 Prozent verringerte, wären rund 16 Millionen Tonnen Weizen für die Ernährung verfügbar. Die EU könnte also einen erheblichen Teil der nun wegfallenden ukrainischen Weizenernte von 16 bis 20 Millionen Tonnen ausgleichen, arme Länder und Hungernde direkt unterstützen und so weiteren hungerbedingten Konflikten in anderen Regionen der Welt vorbeugen. Dafür müsste sie eine gewisse Anzahl an Ställen bewusst leer stehen lassen. Oder insgesamt weniger Tiere einstallen. Die Landwirt:innen erhielten dafür finanzielle Unterstützung.

Die europäischen Länder erzeugen auf ihren Äckern Spitzenerträge, die sich kaum noch steigern lassen. Wer wie der Deutsche Bauernverband fordert, die Umweltziele im Agrarbereich jetzt auf Eis zu legen, um die Produktion steigern zu können, zündet Nebelkerzen, um seine eigenen Interessen durchzusetzen.«

Anmerkungen

In Europa werden 162 Millionen Tonnen Getreide als Futtermittel verwendet. Davon 38 Millionen Tonnen Weizen, von denen bei einer Reduktion der Tierhaltung von 10 Prozent 16 Millionen Weizen verfügbar gemacht werden könnten. Mehr als 80 Prozent des Weizens in Futtertrögen sind backfähig und könnten somit für die direkte Versorgung von Menschen eingesetzt werden.