Nachhaltigkeit und New Work, Modernisierung eines Bürogebäudes auf dem Schüco Campus, Video

  • Schüco Corporate Services Gebäude

Bielefeld. Seit 2016 erneuert und modernisiert Schüco den Firmencampus Bielefeld. Jüngst wurde dort das Schüco Corporate Services Gebäude modernisiert. Sämtliche Aluminiumbauteile des in die Jahre gekommenen Bestandsbaus ließ Schüco zur Wiederverwertung in den Rohstoffkreislauf zurückführen. An ihrer Stelle gibt nun die Cradle to Cradle zertifizierte Elementfassade AF UDC 80 dem Gebäude ein neues Gesicht. Bei der Büroplanung setzte Schüco auf das zukunftsorientierte Arbeitsplatzkonzept New Work.

Die Modernisierung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes auf dem Schüco Campus nimmt in mehrerlei Hinsicht eine wichtige Rolle in der Geschichte des Bielefelder Unternehmens ein. Zum einen bildet der 5.800 Quadratmeter große Gebäudekomplex gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Schüco One Neubau ein identitätsstiftendes Gebäudeensemble. Zum anderen bot das Projekt die Chance, an und in einem Bestandsbau Konzepte zu realisieren und Produkte zu präsentieren, die dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtet sind.

Ein Baustein auf dem Firmencampus

Seit 2016 wird die Schüco Unternehmenszentrale stetig erweitert und umstrukturiert. Zu den Neu- und Umbauten zählen beispielsweise der von 3XN Architects geplante Schüco One Neubau, das Schüco Parkhaus mit der markanten Textilfassade FACID sowie das aus einer ehemaligen Produktionshalle nach New Work-Prinzipien umgestaltete Bürogebäude Digital Hub One. Nach dreijähriger Sanierungs- und Umbauzeit wurde nun zum Ende des Jahres 2021 das Schüco Corporate Services Gebäude seinen neuen Nutzern, den Finanz und IT Bereichen, übergeben.

Drei Baukörper, eine Einheit

Der Komplex besteht aus drei Baukörpern in Stahlbetonbauweise: einem siebengeschossigen Kopfbau vis-à-vis zur künftigen Unternehmenszentrale Schüco One, einem sechsgeschossigen Gebäude entlang der Karolinenstraße sowie einem langgestreckten, zweigeschossigen Flachbau parallel zur Herforder Straße. Die drei Gebäudeteile entstanden sukzessive in den Jahren 1960 bis 1980. 2001 erhielt die Fassade, die als Schüco Fensterbandsystem ausgeführt war, eine vorgehängte zweite Glas Aluminiumhaut. Im Inneren des UZB wurden bis dato jedoch keine großen Änderungen vorgenommen. So entsprach der Bestand noch mehr oder minder dem ursprünglichen Zustand. 

Ausschlaggebend für den jüngsten Umbau war die Tatsache, dass die vorhandene Substanz nicht mehr den aktuellen Brandschutzanforderungen entsprach. Im Verlauf ergänzender Untersuchungen offenbarten sich weitere technische und funktionale Mängel, etwa an haustechnischen und sanitären Anlagen und in Bezug auf die Barrierefreiheit. Optisch ließ der Bestand ebenfalls zu wünschen übrig: So waren zum Beispiel die aus den 1980er Jahren stammende Farbgebung im Inneren und die abgehängten Decken in Fluren und Büros nicht mehr zeitgemäß. Zudem mangelte es an offenen Arbeitsbereichen und repräsentativen, einladenden Räumen für die informelle Kommunikation. Für Schüco und das mit der Planung beauftragte Büro »tr.architekten« aus Köln war daher klar, dass neben der technischen Mängelbehebung auch eine grundlegende Umstrukturierung der Innenräume nötig war. 

Arbeitsplatzkonzept New Work


Das Planungsteam ging hierfür in mehreren Schritten vor. Die Büroebenen wurden nach dem New Work-Prinzip komplett neugestaltet. Ausgelegt sind die Flächen für 160 Schüco Mitarbeiter. Zusätzlich wurden Räume für externe Wirtschafts und Steuerprüfer eingerichtet. Offene Bereiche mit Desksharing Möglichkeit, Einzelbüros für ruhiges Arbeiten, Besprechungsräume und Zonen für die informelle Kommunikation wechseln in den Grundrissen einander ab. Außerdem waren die späteren Nutzer kontinuierlich in den Planungsprozess einbezogen, um die Akzeptanz der neuen Arbeitsformen in der Belegschaft zu fördern.

Ein neues Gesicht erhielten auch die Empfangsflächen und Erschließungsflächen sowie die vertikale Erschließung. Zu diesem Zweck entfernte man den bestehenden Aufzugsschacht in der Mitte des Gebäudes. Ein neuer Aufzug befindet sich nun am Schnittpunkt aller drei Baukörper an der rückwärtigen Hoffassade. Die hinzugewonnene Nutzfläche funktionierte das Planungsteam in offene Kommunikationszonen um. Darüber hinaus ist die Überarbeitung des Außenbereichs für das Jahr 2022 geplant. Um den Mitarbeitenden auch dort eine höhere Aufenthaltsqualität bieten zu können, werden die umliegenden Flächen entsiegelt und begrünt. 

Zeitlose Gebäudehülle

Ein weiterer Schwerpunkt der Planung war der vollständige Rückbau der Aluminium-Bestandsbauteile und die Erneuerung der Fassade. »Wir haben beim Schüco Corporate Services Gebäude einen ganzheitlichen Planungsansatz verfolgt«, erläutert der bei Schüco verantwortliche Architekt André Schreiber. »Deswegen sollte auch die Fassade nachhaltig und zeitlos sein. Passend zu der Idee, auf dem Campus möglichst viele unserer Produkte in der Anwendung zu zeigen, setzen wir hier das erste Mal die Cradle-to-Cradle (C2C) Silber zertifizierte Elementfassade AF UDC 80 ein.«

Auch mit der neuen Gebäudehülle bleiben die drei Bauteile des Bestandsgebäudes als heterogene, additive Struktur ablesbar. Gleichzeitig verleiht ihnen die Elementfassade ein homogenes, ruhiges Äußeres. Auf diese Weise bildet das Schüco Corporate Services Gebäude einen Gegenpol zur expressiven Gestalt des gegenüberliegenden Schüco One Neubaus. 

Durch ihren elementierten Aufbau lässt sich die UDC 80 der jeweiligen baulichen Situation und der Verteilung der Funktionen im Gebäude gut anpassen. Zusammengesetzt ist die Fassade des Schüco Corporate Services Gebäudes aus rund 332 vorgefertigten Elementen. Flügel und Panoramafenster, geschlossene Paneelfelder und Lüftungsflügel wechseln sich darin einander ab. Erstmals wurde auch der Sonnenschutz Schüco AB ZDS (Aluminium Blind ZIP Design Screen), ein textiles außen liegendes Sonnenschutz-Rollosystem, in die Elementfassade integriert.  Ein weiteres projektspezifisches Detail sind die Deckleisten an den Fenstern. Diese treten in drei unterschiedlichen Tiefen aus der Fassadenflucht heraus und kreieren auf der Gebäudehülle ein subtiles Schattenspiel.

Zurück in den Rohstoffkreislauf

Als man sich entschieden hatte, die Fassade zu erneuern, stand für Schüco sofort fest, das Thema Recycling aufzugreifen. Denn die Bestandsfassade aus den 1980er und 2000er Jahren hatte einen hohen Aluminiumanteil. Zudem ist das Bielefelder Unternehmen Gründungsmitglied der »A|U|F«, einem Verein, der einen geschlossenen Wertstoffkreislauf für Aluminium in der Fenster, Türen und Fassadenbranche organisiert. Folglich wurden alle Aluminiumbauteile der Fassade und des Vordachs rückgebaut und dem »A|U|F« Rohstoffkreislauf zugeführt. Um eine sortenreine Trennung zu gewährleisten, sammelte das mit dem Abriss beauftragte Unternehmen die einzelnen Materialfraktionen so weit wie möglich in getrennten Containern. Das Aluminium wurde daraufhin über mehrere Container Ladungen durch Unternehmen des »A|U|F« recycliert. Die so zurückgewonnenen Mengen – in Summe waren es 28 Tonnen –, ließ European Aluminium (EA) durch einen externen Auditor bewerten. Dabei ermittelte er eine Recyclingquote von 98,3 Prozent. 

Die EA hatte 2014 erstmals an verschiedenen Gebäuden in Europa die Recyclingquote nach Abbruch oder Renovierung erhoben, um die hohe Wiederverwertungsrate von Aluminium von unabhängiger Seite zu bestätigen. Dieser Wert fließt auch in die Grundannahmen zur Berechnung einer Umweltdeklaration (EPD) mit ein. Vor kurzem startete die EA eine neue Erhebung zur Bestimmung der Recyclingquote. Dazu rief sie alle Mitglieder auf, Objekte zu benennen, an denen sich diese verifizieren lässt. Schüco folgte diesem Aufruf. Die Werte aus dem Schüco Corporate Services Gebäude sind die ersten, die in diese Erhebung einflossen.  

Ganzheitliche Betrachtungsweise

Neben der UDC 80 kamen in dem Sanierungsobjekt weitere C2C-Silber-zertifizierte Produkte wie die Pfosten-Riegel-Konstruktion FWS 50/60 SG an der Eingangsfassade, die Einsatzelemente AWS 75 BS und die Türen AD UP 75 zum Einsatz. Nach der Sanierung erreicht das Gebäude den ambitionierten KfW 70 Standard und verbraucht damit jährlich 265.000 Kilowattstunden weniger Primärenergie als vorher. Versorgt wird der sanierte Bürobau mit Heizenergie und Warmwasser aus Fernwärme sowie mit zertifiziertem Ökostrom. Zudem legte Schüco Wert auf Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Dächer wurden beispielsweise mit Zellulosefasern gedämmt. Die Anlegung eines Gründachs ist geplant. Diese 500 qm große, extensiv begrünte Fläche wird die Insektenvielfalt fördern, das Mikroklima im und am Gebäude verbessern und Lärm und Feinstaub mindern. Auch die Bauunternehmen trafen Vorkehrungen für einen staubarmen und lärmarmen Baustellenbetrieb. Um Transportwege und Bauzeiten kurz zu halten, beauftragte Schüco vor allem Firmen aus der Region.

Das Projekt wird durch das Ministerium für #Umwelt, #Landwirtschaft, #Naturschutz und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

70 Jahre Schüco – Systemlösungen für Fenster, Türen und Fassaden

Die Schüco Gruppe mit Hauptsitz in Bielefeld entwickelt und vertreibt Systemlösungen für Fenster, Türen und Fassaden. Mit weltweit 5.650 Mitarbeitenden arbeitet das Unternehmen daran, heute und in Zukunft Technologie- und Serviceführer der Branche zu sein. Neben innovativen Produkten für Wohn und Arbeitsgebäude bietet der Gebäudehüllenspezialist Beratung und digitale Lösungen für alle Phasen eines Bauprojektes – von der initialen Idee über die Planung und Fertigung bis hin zur Montage. 10.000 Handwerksbetriebe und 30.000 Architekturbüros sowie Bauschaffende, die den Bau eines Gebäudes in Auftrag geben, arbeiten weltweit mit Schüco zusammen. 1951 gegründet, ist das Unternehmen heute in mehr als 80 Ländern aktiv und hat in 2020 einen Jahresumsatz von 1,695 Milliarden Euro erwirtschaftet. Weitere Informationen unter www.schueco.de …