#Universitätsklinikum Würzburg: #Fibromyalgie objektiv diagnostizieren

#Würzburg, 24. Januar 2025

Prof. Dr. Nurcan Üçeyler und Dr. Christoph Erbacher von der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) haben ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Fibromyalgie Syndrom (FMS) in der Fachzeitschrift »Pain« veröffentlicht. Sie fanden heraus, dass bestimmte kleine Ribonukleinsäuren (RNAs) im Blut und in Hautzellen von FMS Patienten erhöht sind und mit der Schwere der #Symptome korrelieren. Dieser #Nachweis objektiv messbarer Veränderungen im Vergleich zu gesunden Probanden und in Abgrenzung zu anderen Erkrankungen kann dazu beitragen, die mit #FMS verbundene Stigmatisierung abzubauen, eine schnellere und sicherere #Diagnose zu erhalten und neue therapeutische Ansätze zu finden.

Etwa jeder 25. ist vom Fibromyalgie Syndrom (FMS) betroffen, einer chronischen Erkrankung, die durch Schmerzen in mehreren Körperregionen gekennzeichnet ist. Begleitsymptome sind #Erschöpfung, #Schlaf und #Konzentrationsstörungen sowie psychische Belastungen. Da FMS »von außen« nicht sichtbar ist und der Weg zur Diagnose oft langwierig ist, leiden Patienten neben den Symptomen oft auch darunter, in ihrer Krankheit nicht verstanden oder akzeptiert zu werden.

Objektiv messbare Marker helfen, Stigmata abzubauen

»Die Ursachen des FMS liegen noch im Unklaren, was die gesicherte Diagnose und effektive Behandlung erschwert. Es gibt nur wenige biologische, objektiv messbare Marker für FMS«, berichtet Prof. Dr. Nurcan Üçeyler, leitende Oberärztin in der Neurologie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). »Bislang können unsere Therapien symptomatisch und durch Austesten verschiedener multimodaler Ansätze eine Linderung, aber keine Heilung bewirken.« In ihrer aktuellen Studie in der Fachzeitschrift »Pain« zeigen Nurcan Üçeyler und ihr Team jedoch objektiv messbare Marker, die in Zukunft helfen könnten, FMS schneller und besser zu diagnostizieren und damit unter anderem die Stigmatisierung abzubauen. Auf Basis der neuen Erkenntnisse könnten zudem neue innovative Behandlungsansätze entwickelt werden, um die Beschwerden zu lindern und die sozioökonomische Belastung für die Gesellschaft angesichts der hohen Prävalenz und der hohen Krankheitslast zu reduzieren.

RNA Analyse bei Patienten mit FMS im Vergleich zu gesunden Probanden und Frauen mit #Depression und chronischen #Schmerzen

Auf der Suche nach messbaren Veränderungen haben die Forschenden kleine, nicht kodierende Ribonukleinsäuren (RNAs) aus dem Blut und den Hautzellen von FMS Patienten gewonnen. RNAs sind wichtige Informationsträger und Funktionsträger einer Zelle. Konkret wurden RNA Moleküle wie »microRNAs« und »tRNA« Fragmente untersucht, die bei der Steuerung der Zellaktivität und der Genexpression eine Rolle spielen. »Wir haben diese kleinen RNAs nicht nur mit denen gesunder Frauen verglichen, sondern auch mit denen von Patienten mit ähnlichem Krankheitsbild, aber anderer Ätiologie, nämlich Patienten mit Depression und chronischen Schmerzen«, erklärt Dr. Christoph Erbacher. Der wissenschaftliche Mitarbeiter in der Neurologie und Erstautor der Studie geht ins Detail: »Mit Hilfe moderner RNA Sequenzierungstechniken konnten wir zeigen, dass einige kleine RNAs wie »hsa miR 182 5p« und »hsa miR 576 5p« bei FMS Patienten vermehrt im Blut vorkommen. Bei Patienten mit schwerer #Depression und chronischen Schmerzen sind sie sogar noch stärker erhöht. Auch in Hautzellen und innerhalb der bisher wenig erforschten Klasse der »tRNA« Fragmente konnten wir Unterschiede nachweisen.«

»Mehrere kleine RNAs waren mit der Schwere der Symptome assoziiert«

Die Möglichkeit, unterschiedlich regulierte kleine RNAs im Blut oder in der Haut zu bestimmen, stellt somit eine minimalinvasive Perspektive zur Verbesserung der Diagnose dar. Mehrere kleine RNAs wurden auch mit dem Schweregrad der Symptome in Verbindung gebracht, beispielsweise mit der Ausdehnung des Schmerzes im Körper und der empfundenen Schmerzstärke, was zur Verlaufskontrolle der Krankheit oder zur Einteilung der Patienten in diagnostische und eventuell auch therapeutische Subgruppen genutzt werden kann. Schließlich haben die kleinen RNAs bekannte und teilweise unbekannte Funktionen in den Körperzellen.

RNAs in Hautzellen stehen im Zusammenhang mit Schmerzreizen, RNAs im #Blut sind an der Regulation von Immunzellen beteiligt

Interessant ist laut Erbacher auch die Erkenntnis, dass die beschriebenen Veränderungen von »microRNAs« und »tRNA« Fragmenten in den Hautzellen mit den bereits beschriebenen Nervenschädigungen an den kleinen Nervenfasern der Haut zusammenhängen könnten. Diese Nervenfasern vermitteln die Wahrnehmung potenziell schmerzhafter äußerer Reize. Die im Blut von FMS Patienten gefundenen kleinen RNAs sind dagegen an der Regulation von Immunzellen beteiligt, was in Ãœbereinstimmung mit anderen aktuellen Studien eine Beteiligung des Immunsystems an den Symptomen des FMS nahelegt.

Validierung in einer größeren Kohorte und Studie an Männern

Wann können Betroffene und Behandelnde von den Erkenntnissen profitieren? »Bevor zum Beispiel ein Bluttest etabliert werden kann, müssen die kleinen RNAs in einer neuen, größeren Kohorte validiert werden«, antwortet Nurcan Üçeyler. Außerdem sollen die gefundenen Unterschiede auch in der bisher unterrepräsentierten Gruppe der Männer mit FMS untersucht werden. Zudem gilt es zu prüfen, in welchen Immunzellen im Blut diese Veränderungen auftreten und wie sie zum Beispiel die Ausschüttung von Botenstoffen und Antikörpern modulieren.

Dank an Kooperationspartner, Förderer sowie Patienten und Probanden

Die Studie wurde interdisziplinär gemeinsam mit Grundlagenwissenschaftlern der #Hebrew #University of #Jerusalem (HUJI) und intersektoral mit ärztlichen Kolleginnen und Kollegen der Klinik für #Psychiatrie, #Psychosomatik und #Psychotherapie des #UKW durchgeführt.

Das Projekt wurde finanziell unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der #Israel #Science #Foundation, Keter Holdings und der Ken Stein Familienstiftung. Ein besonderer Dank gilt den zahlreichen Patienten und gesunden Probanden, durch deren Teilnahme die der Studie zugrundeliegenden Untersuchungen erst möglich wurden. MehrExternal Link …