Gütersloh, Güths Mariechen eingehüllt in fast 7.000 Holzklötzchen
, Garvin Dickhof

  • Stadtbesetzung, Kunst am Roten Teppich, Künstler Garvin Dickhof rückt Skulpturen im Öffentlichen Raum in den Blickpunkt

Alte Geschichten über Gütsel berühmteste Marktfrau Maria Güth (1874 bis 1952) wurden wieder erzählt. »Güths Mariechen« war ver Ãœberlieferung nach im Kontakt mit Kunden unverblümt und hatte eine große Klappe. Ein Gütsler Original. Der Rietberger Künstler Wilfried Koch hatte »Güths Mariechen« einst in #Bronze gießen lassen, und das Modehaus #Klingenthal sorgte vor gut 30 Jahren dafür, dass das #Denkmal in der 2. Reihe des Kolbeplatzes aufgestellt werden konnte. Aus fast 7.000 Buchenholzklötzchen hat Garvin Dickhof, #Designer und #Kulturpädagoge, Güths Mariechen ein neues Kleid gebaut.

»Das ist die Mutter meiner Mutter«, rief Christel Kabitzki im Vorbeigehen, und warf eine Anekdote hinterher. »Das war eine ganz Schlimme, hat mein Schwiegervater immer gesagt«, ergänzt eine ältere Passantin.

Die Hülle aus Klötzchen, die Dickhof, den Formen der Skulptur folgend, aufschichtet, erinnert an einen Bienenkorb oder einen Termitenhügel oder an die Architektur von Frank Gehry oder Antoni Gaudi. 5 Stunden hat es gedauert, bis Dickhof sein Werk vollendet hat, das er »DisCover« nennt. Für die Aktion erntete der Designer aus Viersen Kopfschütteln, aber auch zustimmendes Lächeln der Passanten, die von einem Roten #Teppich zum #Kunstwerk geführt wurden.

»Es könnte eine Erinnerung an die Ukrainer sein, die in diesen Wochen Mühe haben, ihre öffentliche Kunst mit Sandsäcken oder Betonmänteln vor Raketeneinschlägen zu schützen«, kommentierte ein junger Passant mit Hund und grünen Lackschuhen, der dem Künstler einen #Espresso brachte. Garvin Dickhofs Aktion löst unterschiedliche Assoziationen aus. Das Ziel hat sie erreicht: die Existenz der Skulptur im Öffentlichen Raum wieder in den Blick zu rücken, denn das Denkmal auf dem Kolbeplatz teilt das Schicksal vieler Öffentlicher #Kunstwerke: Sie werden auf Dauer eins mit ihrem Hintergrund, verschwinden förmlich (teilweise tatsächlich, wie die Skulptur »Aufbruch« im Riegerpark), und werden kaum wahrgenommen. Mit seinem Eingriff in den optischen Raum bringt Garvin Dickhof »Güths Mariechen« für ein paar Stunden zurück ins Bewusstsein der Passanten.

Dauerhafter ist seine Arbeit im #Riegerpark angelegt. Dort wurde 2021 die Bronzeskulptur »Aufbruch« des Künstlers Heiner Ameling aus #Verl gestohlen, die vorher einige Jahre lang vor dem Konrad Adenauer Haus in Berlin gestanden hatte. Dickhofs Verpackung des verbliebenen Betonsockels mit verklebten Hölzchen erinnert an das verschwundene Werk, empfindet aber auch seine Form im Raum nach.

Es gibt noch ein paar überzählige Kartons mit Holzbausteinen im Keller: »Wir wollen sie Kindern in der Stadt für kreative Spielerlebnisse zur Verfügung stellen«, sagt Felix Tiemann, dazu sind die Gütsler Kitas eingeladen.