Pflegeexperte Florian Sedlmayer berichtet über die 10 größten Irrtümer, die in der Bevölkerung zur Pflegebedürftigkeit bestehen

Obwohl die Zahl an pflegebedürftigen Menschen in Deutschland relativ hoch ist (2,9 Millionen) gibt es immer noch viele Irrtümer und Fragen zum Thema der Pflege. Der Gedanke, man könnte selbst einmal betroffen sein und zu einem Pflegefall werden, wird oft verdrängt. Doch auch im jungen Alter kann es durch Schicksalsschläge, wie beispielsweise einen #Unfall oder einen #Schlaganfall, plötzlich zur Pflegebedürftigkeit einer Person in der Familie kommen. Viele Fragen stehen dann im Raum: Übernimmt die Pflegeversicherung alles Notwendige, kann die eigene Familie die Betreuung übernehmen, wo und wie erhält man kompetente Beratung und Unterstützung? Pflegeexperte Florian Sedlmayer beschreibt in einem Gastbeitrag die größten Irrtümer der Pflege.

Um Pflege kümmere ich mich erst, wenn ich alt bin

So zu denken ist einer der größten Irrtümer überhaupt, denn sofern im Alter eine echte Pflege Betreuung anfällt, kann man sich nicht früh genug darauf vorbereiten, vor allem aus finanzieller Sicht. Stationäre Pflege ist kostenintensiv und wird von Krankenkassen nur anteilig, niemals aber in vollem Ausmaß und vollem Umfang übernommen. Daher ist es sinnvoll, sich schon frühzeitig Gedanken darüber zu machen und beispielsweise ebenerdiges Wohnen vorzuziehen, sodass man sich zur Not auch mit einem Rollstuhl in den eigenen 4 Wänden bewegen kann.

Ich werde selbst kein Pflegefall werden

Auch in diesem Fall irren sich Menschen häufiger als gedacht. Grundsätzlich ist niemand davor gefeit, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Selbst kerngesunde Menschen können zum Pflegefall werden, wenn sie beispielsweise in einen #Verkehrsunfall geraten oder sich, nach einem plötzlich aufgetretenen Schlaganfall, nicht mehr erholen. Auch können Keime in einem Krankenhaus, oder Fehler bei der Narkose einer #Operation dazu führen, dass jemand zu einem Pflegefall wird.

Werde ich zum Pflegefall, wird sich meine Familie schon kümmern

Man sagt zwar, dass #Blut dicker sei als #Wasser, nichtsdestotrotz kann man sich im Ernstfall nicht immer auf die eigene Familie verlassen. Eltern versterben und Geschwister oder eigene Kinder können sich entfremden oder im Ernstfall zurückziehen und die Verantwortung ablehnen, sodass an professioneller Pflege kein Weg vorbei führt.

Pflege kann nicht im eigenen Haus bewältigt werden

Àpropos Familie: Vor allem in arabischen Kulturkreisen gilt die Devise, dass eine pflegebedürftige Person im eigenen Zuhause und von der eigenen Familie gepflegt wird, statt in ein Pflegeheim gegeben zu werden. Wenn alle an einem Strang ziehen und eine Betreuung rund um die Uhr möglich ist, können Menschen durchaus auch zu Hause gepflegt werden. Allerdings nimmt das viel Zeit in Anspruch und verlangt den Angehörigen einiges ab. Gegebenenfalls kann man einen ambulanten Pflegedienst zur Unterstützung hinzunehmen.

Wenn ich Pflegefall werde, reicht die gesetzliche Pflegeversicherung aus

Diese Annahme ist leider nur zur Hälfte richtig. Denn die gesetzliche Pflegeversicherung stellt allenfalls eine Teilkasko Absicherung dar, je nach Härtegrad und Versorgungsart kann es sogar sein, dass die gesetzliche Versicherung nur ein Drittel der Kosten abdeckt, die für die zu pflegende Person anfallen.

Ich habe Geld gespart, das wird schon reichen

Fakt ist: Ungefähr jeder 8. Pflegebedürftige benötigt Sozialhilfe, da die Pflege viel Geld verschlingt, insbesondere dann, wenn es sich um einen längeren Zeitraum handelt. So kann es sein, dass die Pflege von bedürftigen Personen zwischen 3.000 und 5.000 Euro im Monat kostet – #Inflation noch nicht mit eingerechnet. Spätestens nach ein paar Jahren sind die Vorräte des eigenen Vermögens aufgebraucht und es wird zusätzliche, finanzielle Unterstützung benötigt.

Ich habe eine private Pflegezusatzversicherung

Während der Abschluss einer solchen #Versicherung ratsam ist, haben sie in Deutschland jedoch nur 4 Prozent aller Bürger. Allerdings glaubt jeder Vierte, dass er eine private Pflegezusatzversicherung besitzt. Man darf annehmen, dass hierbei gesetzliche Pflegeversicherung und private Zusatzversicherung verwechselt werden. Um eine private Zusatzversicherung muss man sich selbst bemühen.

Sofern ich Pflegefall werde, finde ich auf jeden Fall einen Platz im Heim

Da immer mehr Personen pflegebedürftig werden, sind viele Pflegeheime bereits mehr als ausgelastet. Angehörige müssen immer wieder enttäuscht feststellen, dass sie bei Anfragen die Rückmeldung bekommen, dass aktuell kein Platz zur Verfügung steht und es eine Warteliste gibt. Viele Einrichtungen agieren nach dem first come first serve Prinzip, deshalb sollte man einem Pflegeplatz immer frühzeitig anmelden.

Pflegepersonal kommt überwiegend aus Polen und spricht schlechtes Deutsch

Auch das ist in der Praxis nicht richtig, denn es gibt auch viele deutsche Fachkräfte, die in Pflegeheimen sowohl in Vollzeit als auch Teilzeit beschäftigt sind und  Angehörigen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Wäre die Arbeit der Pflege besser entlohnt, würden Jobs in der Pflege noch wesentlich mehr an Beliebtheit gewinnen.

Pflegepersonal ist deshalb überarbeitet, weil es nur Vollzeitstellen und Personalmangel gibt

Auch hier hat sich der Markt geändert: Manche Einrichtungen bieten Stellen in der Pflege auch als #Teilzeitmodell Modell an, um sicherzustellen, dass niemand überlastet ist und Doppelschichten übernehmen muss. Da Pflege körperlich anspruchsvoll ist, können viele Pflegekräfte sowieso nicht bis uns ins hohe Alter Vollzeit in ihrem Job arbeiten.

Ãœber Florian Sedlmayer

Florian Seldmayer führt erfolgreich die Pflegeinitiative Deutschland. Seine Vision war es schon immer, das Mitarbeiterproblem von Pflegeunternehmen zu lösen. Als Unternehmer hilft er Pflegeheimen dabei, qualifiziertes und examiniertes Personal zu finden. Weitere Informationen finden auf der Website der Pflegeinitiative Deutschland, einer Marke der Sedlmayer Consulting GmbH.