Gütersloh, Stadtmarketing, Frank Mertens im Interview

Ist Ihnen die Entscheidung, von der Geschäftsführung des Jugendkulturrings zum Stadtmarketing zu wechseln, leichtgefallen?

Die Arbeit für den Jugendkulturring hat mir immer viel bedeutet. Wir haben in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche für die ehrenamtliche Arbeit motivieren können und die Zahl der Veranstaltungen und Zuschauer kontinuierlich gesteigert. Aber man soll gehen, solange man erfolgreich ist, und nach neun Jahren ist es Zeit für eine neue Herausforderung. Ihre bisherige Arbeit im Jugendkulturring war sehr erfolgreich und professionell. Vor allem das Niveau der Veranstaltungen hat auch das anspruchsvolle Publikum überzeugt.

Dürfen wir in Zukunft auch mehr Niveau bei den Gütersloher Großveranstaltungen erwarten?

Wir wollen damit den Erfolg dieser Veranstaltungen keinesfalls schmälern – die Publikumsresonanz schlug sich größtenteils tatsächlich in hohen Besucherzahlen nieder, aber es läßt sich nicht leugnen, daß durchaus anspruchsvollere Konzepte denkbar wären und verbesserungswürdige Details vorhanden waren. Gütersloh bietet bereits heute eine Vielzahl interessanter Veranstaltungen und ein sehr vielfältiges Vereinsleben. Dadurch entsteht in unserer Stadt eine Lebensqualität, die man nicht überall findet. Jetzt geht es nicht darum, einzelne Veranstaltungen zu kritisieren, sondern mit allen Beteiligten ein schlüssiges Marketingkonzept für unsere Stadt zu entwickeln. Ihr Vorgänger Jörg Konken hatte sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, verhärtete Strukturen aufzubrechen, für Kommunikation zu sorgen und Ausschließlichkeiten abzubauen. Herr Konken mußte wirklich Pionierarbeit leisten, und das in einem schwierigen kommunalpolitischen Umfeld. Jetzt sind wir einen Schritt weiter: Alle werbetreibenden Vereine und alle politischen Parteien ziehen in Sachen Stadtmarketing wieder an einem Strang, und das soll auch in Zukunft so bleiben. Nur so können wir überhaupt etwas für unsere Stadt erreichen. Stadtmarketing sollte sich nicht auf Veranstaltungen beschränken – in Osnabrück wurden so beispielsweise die Parkgebühren abgeschafft, um die Einzelhandelslandschaft zu beleben.

Haben Sie bereits Konzepte in der Schublade, um dauerhaft die Innenstadt zu beleben und auch Einzelhandel und Gastronomie einzubeziehen?

Ich habe keine Konzepte in der Schublade. Das wäre der falsche Weg; schließlich gibt es dazu sowohl bei unseren Gesellschaftern aber auch in der Stadtverwaltung gute Ideen. Stadtmarketing kann man nur machen, wenn man ein Leitbild für die Stadt hat und weiß, wie man sie im Wettbewerb um Investoren, Kunden und Touristen positionieren will.

Können Sie Kritik vertragen?

Ja, ich bin für jede Form konstruktiver Kritik dankbar. Und ich bin auch dankbar für ein Klima, in dem neue Initiativen zugelassen werden und nicht die Bedenkenträger mehr Gehör finden als diejenigen, die etwas bewegen wollen. Hier können auch die Medien als kritische, aber mitdenkende Beobachter helfen. Der Unterschied zwischen den vermeintlichen Fronten (die es ja eigentlich gar nicht gibt), besteht offenbar darin, daß die eine Seite alles pauschal goutiert und die andere Seite vieles kritisch hinterfragt und auch schonmal durch den Kakao zieht. Meiner Meinung nach gibt es keine Fronten mehr. Alle Beteiligten wissen, daß jetzt ein neuer Abschnitt des Stadtmarketings beginnt und daß jeder seinen Beitrag leisten muß, um erfolgreich zu sein.

Was können Sie den Güterslohern schon jetzt mit auf den Weg geben?

Gütersloh ist eine selbstbewußte Stadt mit hoher Lebensqualität und Kaufkraft. Wir wollen immer einen Schritt weiter sein als andere Städte vergleichbarer Größe. Deshalb haben wir zum Beispiel eine Stadt-Stiftung, und deshalb haben wir auch ein eigenes Stadtmarketing.