Smarte Nanoverbände – die Wundheilung beschleunigen: So geht’s!

Hatten auch Sie schon mit Verletzungen zu tun, bei denen die Wundheilung nicht so verlaufen ist, wie Sie es sich gewünscht hätten? Was ist, wenn Sie nach einer Operation noch viel zu lange damit zu tun haben, dass die Wunde sich schließt und sauber verheilt? Was kann man tun, um offene Schürf- oder Schnittwunde möglichst sauber  zu halten, damit diese so rasch wie möglich verschwinden? Fragen über Fragen … Wundexpertin Nicol Schmidt-Dzialek kennt die richtigen Antworten. Sie ist Leiterin von Wundcare Berlin–Brandenburg und weiß, wie Sie auf natürliche Art und Weise den Heilungsprozess beschleunigen können. Und sie erklärt, wie smarte Nanoverbände dabei zusätzlich unterstützen können. Die hier vorgestellten Ideen sind innovativ und weisen einen vielversprechenden Weg für die Zukunft auf.

Was ist ein Nanoverband?

Wenn Sie einen herkömmlichen Verband verwenden, um Ihre Wunden zu schützen, kann der Heilungsprozess oft nicht so gut verfolgt werden. Nur dann, wenn der Verband oder der Gips entfernt wird und man sich die Wunde genau ansieht, erkennt man, wie die Heilung verläuft. Genau hier setzen Nanoverbände an, denn sie können schlicht und ergreifend mehr als normale Verbände. Bei Nanoverbänden wird Nanotechnologie in den Verband eingearbeitet, damit dieser gewisse zusätzliche Funktionen erfüllt.

Nanoverband aus dem 3D-Drucker

Forscher der Swansea University im Vereinigten Königreich haben beispielsweise einen »smarten« Nanoverband entwickelt, der aus dem 3D-Drucker kommt und bei dem die Heilung per Computer überwacht werden kann. Im Verband befinden sich diverse Sensoren und eine 5G-Datentransfer Technologie, wodurch die Blut- und Hautwerte permanent überwacht werden können. Die Kontrolle der Wunde erfolgt über die Datenauswertung am Bildschirm, der Verband muss dafür nicht entfernt oder gewechselt werden. Und wenn beim Heilungsprozess etwas nicht so läuft, wie gewünscht, schlägt der Verband sogar Alarm. Ein Gewinn für Arzt und Patienten.

Die wiederkehrenden und lästigen Untersuchungen können dank Nanoverband auf ein Minimum reduziert werden. Gerade in Pandemie-Zeiten möchte man schließlich Arztbesuche, wenn irgendwie möglich, vermeiden. Da der Verband automatisch Alarm schlägt, wenn etwas nicht wie erwartet verläuft, können Ärzte und Patienten auf Infektionen und Störungen bei der Wundheilung umgehend reagieren. Offene Wunden heilen schnell und das Gewebe kann sich ohne lästiges Wechseln der alt bekannten Mullbinden gut regenerieren.

Nanoverband entdeckt Bakterien

Ein anderer Nanoverbandstyp wierderum ist mit Nanopartikeln überzogen, die gefährliche Bakterien entdecken können. Dieser Nanoverband reagiert dann mit einer Verfärbung und sondert Antibiotika ab. So hilft er, dass das Problem im Keim erstickt wird und die Wunde rascher heilen kann als mit herkömmlichen Verbandsmaterialien. Das Klinikpersonal kann durch den Farbwechsel direkt erkennen, dass etwas mit dem Heilungsprozess nicht in Ordnung ist.

Wenn schlechte Bakterien in Wunden Toxine produzieren, werden die Zellen angegriffen und die Zellmembranen zerstört. Es gibt aber auch gute Bakterien, die den Körper unterstützen. Es gilt hier also gute von schlechten Bakterien zu unterscheiden. Das schafft der Nanoverband, indem er auf die Toxine, die die schlechten Bakterien freisetzen, reagiert. Die smarten Nanoverbände sind zusätzlich mit Nanokapseln bestückt, die neben dem Farbstoff auch ein Antibiotikum freisetzen, wenn der Verband Toxine erkennt. So kommt das Antibiotikum in geringen Mengen direkt dort zum Einsatz, wo es gebraucht wird. Die guten Bakterien im restlichen Körper werden geschont und es entwickeln sich weniger Resistenzen.

Wie kann man die Wundheilung noch begünstigen?

Auch wenn Nanoverbände wie wahre Wunderverbände wirken, sollte man den Körper zusätzlich unterstützen, damit Wunden gut heilen können. Nanoverbände bilden die optimalen Voraussetzungen für die Erneuerung von Zellen und Gewebe, aber die eigentliche Arbeit leistet unser Körper und nicht der Verband.

Damit die Zellerneuerung der Haut gut funktionieren kann, ist ein aktiver Stoffwechsel, allem voran eine gute Durchblutung, eine wichtige Bedingung. Dazu ist es nötig, dass Sie regelmäßig und ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Vermeiden Sie Alkohol und Nikotin. Die Giftstoffe, die Sie hierbei dem Organismus zumuten, belasten der Körper, der bei Wundheilung ohnehin schon Schwerstarbeit leistet, zusätzlich. Wenn Sie hingegen täglich etwa 2 bis 3 Liter Wasser oder Kräutertees trinken, können die Nährstoffe schnell zu den betroffenen Stellen im Körper transportiert werden. Das bedeutet gleichzeitig, dass Schadstoffe auch schneller abtransportiert und aus dem Körper geschwemmt werden. Zudem werden die Zellen dadurch mit Sauerstoff versorgt, was für die Zellerneuerung elementar ist.

Jeder Verband muss genau beobachtet werden

Wunden müssen je nach Wundart unterschiedlich versorgt werden. Manche heilen besser an der frischen Luft, andere hingegen sollte man mit einem Verband schützen. Nach dem Verbinden muss jede Wunde beobachtet und dazu der Verband regelmäßig gewechselt werden. Bei einem  Nanoverband erhält man smarte Unterstützung und erspart sich so den häufigen Verbandswechsel. Auch beim smarten Nanoverband gilt: Achten Sie auf eine gesunde Ernährung mit genügend Flüssigkeit, Spurenelementen und Vitaminen.

Fazit

Nanoverbände können die Wundheilung erheblich beschleunigen und die Pflege erleichtern. In Zukunft werden wir sicher häufiger diese smarten Helfer in Anspruch nehmen. Leider werden derzeit die Kosten dafür noch nicht von den Krankenkassen übernommen. Die Patienten sind also Selbstzahler.
Mehr Infos zur Autorin Nicol Schmidt-Dzialek finden Sie unter www.wundcare-berlin-brandenburg.de.

Kurzinfos zur Autorin Nicol Schmidt-Dzialek

Nicol Schmidt-Dzialek ist die Inhaberin von Wundcare Berlin-Brandenburg. Sie arbeitete 12 Jahre lang als Krankenschwester im Havelland Klinikum Nauen und sammelte dort in verschiedenen Fachbereichen wertvolle Erfahrungen. Seit 2008 ist sie ICW-zertifizierte Wundexpertin/Wundschwester. Gemeinsam mit ihrem Team, das ausschließlich aus examinierten Kranken- oder Gesundheitspflegern/innen mit zusätzlicher Zertifizierung als Wundexperte/in besteht, betreut Nicol Schmidt-Dzialek seit 2007 pflegebedürftige Menschen aller Altersgruppen von Magdeburg bis Frankfurt (Oder). Seit 2015 firmiert ihr Unternehmen unter Wundcare Berlin-Brandenburg. In enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenhäusern, Pflegeheimen und Pflegediensten bietet es Versorgung in den eigenen vier Wänden und vor allem ambulant für Patienten mit chronischen oder akuten Wunden, auch nach Operationen, sowie Kompressionstherapie, ableitende Inkontinenzversorgung, Diabetesversorgung und parenterale Ernährung, inklusive Schulung der Angehörigen beziehungsweise des Pflegepersonals und Lieferung der Materialien. In ihrer Wundkompetenzpraxis in Wustermark berät und betreut Nicol Schmidt-Dzialek jene Patienten, die nicht auf häusliche Pflege angewiesen sind.