Kirchliche Gebäude sollen neu Heimat sein, Generalvikar Hardt informiert die Kirchengemeinden im Erzbistum Paderborn über die künftige Immobilienstrategie

Paderborn (pdp) Mit einem Brief informiert Generalvikar Alfons Hardt in dieser Woche die Kirchengemeinden im Erzbistum Paderborn über den aktuellen Stand der Immobilienstrategie, die beim Diözesanen Forum vor wenigen Wochen für den Sommer 2022 angekündigt wurde. Die Strategie zielt darauf ab, die für den künftigen Bedarf zu großen kirchlichen Gebäudeflächen sinnvoll anzupassen und so das Gemeindeleben zukunftsfähig aufzustellen. Neben dem Schreiben des Generalvikars gibt weiteres Informationsmaterial insbesondere den neu gewählten Kirchenvorstands- und Pfarrgemeinderatsmitgliedern einen Überblick über die Immobilienstrategie.

Rund 3.000 Gebäude gibt es im Erzbistum Paderborn, der Großteil davon gehört den Kirchengemeinden. Auf Dauer seien diese Gebäude nicht alle zu halten, macht Generalvikar Alfons Hardt in seinem Brief klar. Daher entwickeln die Bereiche Bauen, Pastorale Dienste und Finanzen im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn derzeit gemeinsam mit den Gemeindeverbänden eine Strategie für den kirchengemeindlichen Immobilienbestand. Die Umsetzung soll im Juli 2022 starten. 

»Ziel ist es, den Immobilienbestand zu reduzieren, um ihn an den zukünftigen Bedarf anzupassen, sodass ein tragfähiges Gemeindeleben auch in Zukunft möglich und der Betrieb für die Verantwortlichen vor Ort zu bewältigen ist«, erklärt Generalvikar Hardt in seinem Schreiben. Die Immobilienstrategie umfasst Kirchengebäude und Pfarrheime oder ähnliche Gebäude.

Zukunftsfähige Nutzungskonzepte entwickeln

Adressaten des Briefes von Generalvikar Hardt sind nicht zuletzt auch alle ehrenamtlichen Mitglieder der vor wenigen Tagen neugewählten Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände, ohne deren Engagement kirchliches Leben vor Ort nicht zu gestalten ist. Es solle darum gehen, dass in den Kirchengemeinden »kluge Nutzungskonzepte für die Zukunft entwickelt und die zurückgehenden Kirchensteuermittel fair eingesetzt« werden, so der Generalvikar: »Kirchliche Gebäude sollen weiterhin oder wieder neu Heimat sein: Orte des Glaubens und des Feierns, Orte voller Leben und Lachen, Orte der Trauer und des Abschiedes, Orte der Freundschaft und Gemeinschaft.«

Mehrstufiges Modell

Die Immobilienstrategie für das Erzbistum Paderborn sieht ein mehrstufiges Modell vor: Haben Kirchengemeinden im Pastoralen Raum keine Veranlassung zur Gebäudeflächenreduzierung, werden vom Erzbistum künftig nur noch Maßnahmen zur Bestandserhaltung und Verkehrssicherungspflicht unterstützt (Stufe Eins). Pastorale Räume, die ihren Immobilienbestand anpassen möchten, erhalten von einer interdisziplinären Kompetenzeinheit aus den Bereichen Bauen, Finanzen, Pastorale Dienste im Generalvikariat Unterstützung, um vor Ort ein Immobilienkonzept zu entwickeln (Stufe Zwei). Auf einer optionalen dritten Stufe kann anschließend oder auch parallel eine Schwerpunktbildung hin zu Neuinvestitionen in Immobilien mit besonderer pastoraler Strahlkraft konzipiert werden. 

»Die Kirchengemeinden sind als Eigentümerinnen verantwortlich für ihre Gebäude. Sie treffen die Entscheidung«, betont Diözesanbaumeisterin Carmen Matery-Meding. Die Pastoralen Räume, die zunächst in Stufe eins verbleiben möchten, können jederzeit in Stufe zwei wechseln. »Von Seiten des Erzbistums werden keine Verpflichtungen auferlegt, aber die weniger werdenden Finanzmittel werden die Möglichkeiten künftig einschränken«, macht die Leiterin des Bereiches Bauen im Generalvikariat deutlich. Deshalb seien Baumaßnahmen verstärkt zu fördern, »die den Immobilienbestand an die Bedingungen der Gegenwart und Zukunft anpassen«.

Konsequentes und sensibles Vorgehen

Die Architektin kann gut nachvollziehen, dass die Transformation bestehender kirchlicher Gebäude sehr wehtun: »Man denkt neu über etwas nach, das über viele Jahre oder Jahrzehnte identitätsstiftend war.« Doch die Gestalt der katholischen Kirche und damit die Nutzung kirchlicher Gebäude haben sich verändert: Pfarrheime sind kaum ausgelastet, Kirchen werden immer leerer. »Unsere kirchlichen Gebäude passen nicht mehr zum tatsächlichen Bedarf, sie sind zu groß«, erklärt Matery-Meding. Nötig sei jetzt ein »entschlossenes, aber sensibles Vorgehen«.

Berücksichtigung finden in der Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn vor allem die Anforderungen, die beim Betrieb kirchlicher Gebäude immer komplexer werden – vom Versicherungsschutz über den Schneeräumdienst bis hin zu Denkmalschutzvorschriften oder dem sachgerechten Heizen und Lüften. Architekt Daniel Schröter, der im Bereich Bauen die Abteilung Kirchengemeindliche Immobilien leitet, bestätigt: »Die Engagierten in den Kirchengemeinden arbeiten ehrenamtlich. Die zunehmende Verantwortung im Zusammenhang mit den baulichen Fragestellungen vor Ort steht dazu in keinem Verhältnis.» Daher sei es ein wesentliches Ziel der Strategie, »das Risiko im Betrieb der Gebäude zu minimieren.«

Strategie unterstützt »Diözesanen Weg 2030+«

Für Thomas Klöter, Koordinierender Leiter des Bereiches Pastorale Dienste im Generalvikariat, ist die Auseinandersetzung mit der Immobilienfrage »eine gute Möglichkeit für eine Bestandsaufnahme der aktuellen pastoralen und kirchengemeindlichen Realität«. Eines stellt er unmissverständlich klar: »Die in der Immobilienstrategie angestrebte Reduzierung von Gebäudeflächen bedeutet nicht zwangsläufig Schließung. Ein Rückzug aus der Fläche ist in der Immobilienstrategie ausdrücklich nicht vorgesehen.« Vielmehr sei die Immobilienstrategie darauf ausgelegt, »das Zukunftsbild und den ›Diözesanen Weg 2030+‹ zu unterstützen und pastorale Impulse auf diesem Weg zu ermöglichen«.

Hintergründe auf eigener #Homepage

Eine eigene Homepage zur Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn informiert bereits jetzt über den aktuellen Stand und weitere Hintergründe. Interessierte finden hier unter anderem eine Präsentation und ein erläuterndes Video. Die Seite wird fortlaufend ergänzt. Im Sommer 2022 werden Informationen zum Prozess und zum Anmeldeverfahren für interessierte Kirchengemeinden/Pastoralen Räume veröffentlicht.