Pflege-Expertin Sabine von Ameln klärt auf: die drei häufigsten Probleme für die Gesundheit von Pflegekräften heute

Vermutlich zählen die verschiedenen Pflegeberufe zu den wichtigsten und gesellschaftlich bedeutendsten Berufen überhaupt. Schließlich zählen Pflegekräfte zur größten Berufsgruppe des gesamten Gesundheitswesens. Allerdings gelten neben hohen fachlichen Anforderungen auch körperliche und psychische Ansprüche zum Berufsalltag. Und die Belastung wird in den letzten Jahren nicht weniger. Pflegekräfte leiden nicht nur unter der hohen körperlichen Beanspruchung bei der Pflege von PatientInnen. Die Arbeitsbedingungen und der psychische Druck, der auf PflegerInnen lastet, sorgen für andauernden Stress und wenige wirklich regenerative Pausen. Dazu fördert der andauernde Stress auch das Auftreten von psychischer Erschöpfung – zum Beispiel Burn-out – bis hin zu manifesten psychischen Erkrankungen und Störungen wie Depression oder Angststörungen. Sabine von Almen weiß durch ihre 30-jährige Tätigkeit in der Pflege von den hohen Anforderungen und den Belastungen, denen sich Pflegekräfte tagtäglich stellen müssen. Die Expertin kennt als ehemalige Pflegerin und auch Inhaberin eines eigenen mittelständischen Pflege-Service sowohl die Perspektive von ArbeitnehmerInnen als auch ArbeitgeberInnen in der Pflege. Mit ihrem Wissen möchte Sie über die Belastung von Pflegekräften aufmerksam machen und hat uns drei der häufigsten Probleme geschildert, die sich auf die Gesundheit von Pflegerinnen und Pflegern niederschlagen.

Problem 1: Anhaltender Stress und hohe psychische Belastung führen zu Erschöpfung und Erkrankungen

Burn-out ist kein Phänomen, das nur gestresste ManagerInnen betrifft, sondern auch in der Pflege eine der häufigsten psychischen Folgen hoher und langandauernder Belastung durch Stress. Viele PflegerInnen – von der Alten- bis zur Krankenpflege – berichten immer wieder von den Strapazen, die sie in langen Schichten meistern müssen. Oft genug gibt es zu wenige Kräfte für zu viel Arbeiten, die erledigt werden müssen – schließlich geht es in der Pflege um direkt um das Wohl und die Gesundheit von Menschen, die Hilfe benötigen. Der alltägliche Stress von Pflegekräften besteht nicht nur aus langen und unterschiedlichen Arbeitszeiten. Gleichzeitig dürfen PflegerInnen keine Fehler machen, sie sind immer für den Notfall bereit und müssen meist mehrere Tätigkeiten gleichzeitig erledigen. Wenn man dauerhaft für zwei oder drei Personen arbeiten muss, dann ist Stress vorprogrammiert. Aus der Kombination der verschiedenen Anforderungen können auf Dauer psychische Erschöpfungszustände bis hin zu psychischen Erkrankungen und Störungen folgen. Ein Teufelskreis, denn dadurch müssen sich erfahrene PflegerInnen tendenziell öfter krankmelden und andere dafür einspringen.

Problem 2: Körperliche Belastung über Rücken- und Muskelbeschwerden bis zum Bandscheibenvorfall

Pflegekräfte arbeiten hauptsächlich mit ihren Körpern und natürlich werden auch diese auf Dauer ziemlich stark in Anspruch genommen. Beispielsweise müssen viele PatientInnen in der Kranken- und Altenpflege regelmäßig aufgesetzt, umgelegt und mobilisiert werden. Es gibt zwar Hilfsmittel, die die Belastung auf den Körper beim Anheben senken sollen. Aber einerseits lässt es oft genug der Zeitdruck und der Stress im Alltag nicht zu, auf das Absenken des Krankenbetts zu warten und andererseits bleibt auch mit Hilfsmitteln immer noch ein ordentlicher Rest an einzusetzender Körperkraft übrig. Durch die schwere körperliche Arbeit in der Pflege haben viele Pflegekräfte ein hohes Risiko, an dauerhaften Beschwerden zu leiden, die nahezu am ganzen Körper auftreten können. Von den Muskeln und Sehnen über die Gelenke bis hin zu den Knochen – insbesondere den Rückenwirbeln – reichen die teils chronischen körperlichen Probleme, die durch die schwere Pflegearbeit entstehen können.

Problem 3: Körperliche und psychische Beschwerden von PflegerInnen werden durch geringe Möglichkeiten der Regeneration verschärft

Das Risiko für psychische Erschöpfung und Erkrankungen wächst mit der Dauer der Belastung. Wenige PflegerInnen bemerken erst nach Jahrzehnten die gesundheitlichen Folgen ihres Berufs. Denn schon Berufseinsteiger erfahren schon nach wenigen Jahren, dass die Pflege ein Knochenjob ist. Ein großes Problem: Der Druck und der Stress im Alltag lassen es kaum zu, dass sich PflegerInnen regenerieren können. Beispielsweise ist regelmäßiger und langer Schlaf, der sich positiv sowohl auf den Körper als auch auf den Geist auswirkt, ist oft durch den Dienstplan nicht wirklich möglich. Auch Hilfsmittel und Arbeitsschutz können nicht jede Belastung kompensieren, die Pflegekräfte auf sich nehmen müssen. Zwar verfügen moderne Pflegestellen über verschiedene technische Hilfsmittel wie verstellbare Krankenbetten oder Badewannenlifts. Trotzdem müssen Pflegekräfte oft genug ohne Unterstützung mit ihrer Körperkraft ran.

Sabine von Ameln zeigt: Pflegeberufe sind nicht einfach anstrengend, sondern können an die Substanz gehen

Egal in welchem Bereich: Der berufliche Alltag von Pflegekräften ist durch viel Stress, hohe Anforderungen, viel Verantwortung und jede Menge Körpereinsatz geprägt. Die Expertin Sabine von Ameln weiß aus eigener Erfahrung von über 30 Jahren in der Pflege, wie stark Körper und Geist von Pflegekräften beansprucht werden kann. Mit den drei Problemen, über die Sabine von Ameln aufklären möchte, wird deutlich gemacht, wie sehr die einzelnen Probleme zusammenwirken. Insbesondere die fehlenden Gelegenheiten für PflegerInnen, sich vollständig von der harten Arbeit und den psychischen Belastungen zu erholen, sorgen nicht gerade für eine Verbesserung der Situation.

Vita Sabine von Ameln

Sabine von Ameln hat über 30 Jahre aktiv in der Pflege gearbeitet und war Inhaberin eines eigenen mittelständigen Pflegedienstes. Durch unentwegten Stress und Druck landete sie im Burnout. Sie schaffte es, alleine aus dem Burnout herauszukommen und ist darauf sehr Stolz.
 
Wie Pflegekräfte sich fühlen weiß sie nur zu gut, was sie denken und wie sie unter dem täglichen Stress und Druck leiden. Sabine von Ameln kann ihnen Tipps geben, wie sie aus dem Kreislauf von … ich muss … ich darf nicht … ich kann nicht … aussteigen können und mit Stress besser umgehen.

Sie müssen erkennen, dass sie selber für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verantwortlich sind. Das kann Ihnen niemand abnehmen und es wird auch niemand tun.

Pflegekräften sollen aufwachen und wieder an sich und ihr Wohlbefinden denken.

Denn, wenn sie selber krank sind, können sie niemanden mehr helfen. Dann sind sie es die Hilfe brauchen.