Ernst-Barlach-Haus wird bei voller Belegung umgebaut

  • #Speisesaal soll im Advent fertig sein – Materialmangel ein Grund für Verzögerung

Bielefeld-Sennestadt, 22. Oktober 2021. Als die Kaffeetassen klirrten, war es Zeit für einen Ortswechsel: raus aus dem Speisesaal des Ernst-Barlach-Hauses (EBH), in dem Bauarbeiten stattfinden, und hinein in mehrere kleine Räume des Altenheims, das der #Diakonieverband #Brackwede betreibt. Bereits seit Oktober 2020 wird das Gebäude an der Rheinallee saniert. Im März 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

»Ein Bauvorhaben in dieser Größe und über drei Etagen ist bei voller Belegung eine echte Herausforderung«, sagt EBH-Einrichtungsleiterin Birgit Vogelsang. »Für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Mitarbeitenden und für die Handwerker.«

Projekt in drei Bauabschnitte unterteilt

Gemeinsam verfolgten der DiakonieVerband, die Kirchengemeinde und das Presbyterium ein klares Ziel: die Belastung durch Staub und Lärm für die 97 Bewohnerinnen und Bewohner so gering wie möglich zu halten.

Daher unterteilten die Verantwortlichen das Projekt in drei Abschnitte. »Wir haben auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes angefangen«, berichtet Birgit Vogelsang. In dieser Zeit konnte die andere, zur Rheinallee gelegene Seite vollständig genutzt werden. Nun ist es umgekehrt.

Erst jetzt, im dritten und letzten Bauabschnitt, müssen einige Bewohner für kurze Zeit innerhalb des Hauses umziehen und auf ihren geliebten Speisesaal verzichten. Bohrungen sind vom Dach bis in den Keller erforderlich, um zum Beispiel neue Lüftungsrohre und Abwasserleitungen zu verlegen.

Die Arbeiten im Einzelnen

In zehn Räumen werden neue Bäder eingebaut. Am Ende verfügt jedes Zimmer im Haus über ein eigenes Bad oder einen geschützten Zugang zum Bad durch einen Vorflur.

Speisesaal und Foyer werden sehr viel heller und freundlicher gestaltet, mit Wandverkleidungen aus Gipskarton in Weiß/Hellgrau und neuen Deckenlampen. In der Eingangshalle ersetzt eine helle Wandverschalung aus Gipskarton den Kamin. Die Rezeption fällt etwas kleiner aus als zuvor. Sie wird komplett mit Glas gestaltet.
W-Lan für alle, heißt das Motto. »Der Zugriff auf das Datennetz wird immer stärker nachgefragt«, berichtet Birgit Vogelsang.

Der #Brandschutz wird verbessert. Rund ein Drittel der Investitionen fließt allein in diesen Bereich. Vorkehrungen, die gesetzlich vorgeschrieben und zum Schutz der Menschen notwendig sind, die man aber kaum wahrnimmt.

Investition in die Zukunft des Hauses

Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund drei Millionen Euro, wie Pfarrerin Nicole Hoffmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Sennestadt berichtet. Der Kirchengemeinde gehört das gesamte Gebäude. Die Investition sei eine bewusste, aber keineswegs leichte Entscheidung zugunsten der Zukunft des Hauses gewesen, betont die 40-jährige Pfarrerin, die seit 2015 in Sennestadt arbeitet und im Jahr 2020 die Nachfolge ihres Vorgängers Pfarrer Wilhelm Zahn angetreten hat. »Das EBH hat einen von der Kirchengemeinde unabhängigen Haushalt, in dem sich im Laufe der Jahre große Rücklagen gebildet haben, über die wir jetzt verfügen können.«Â Wichtig ist es Pfarrerin Hoffmann zu betonen, dass das Geld nicht aus dem Haushalt der Kirchengemeinde stammt.

»Ein zentraler Anlaufpunkt in Sennestadt«

Außenstehende mögen sich fragen: Warum wird der hohe Aufwand gerade für ein Altenheim betrieben? »Es ist weit mehr als das«, betont Nicole Hoffmann. »Das Ernst-Barlach-Haus ist ein zentraler Anlaufpunkt in Sennestadt. Regelmäßig halten wir Gottesdienste und Andachten in dem Haus an der Rheinallee ab, außerdem Bibelgesprächskreise mit Presbyter und Prädikant Rainer Kamper und weitere Veranstaltungen. Wir sind dem Haus einfach eng verbunden.«

Für den Mittagsschlaf schweigt der Bohrer

Morgens starten die Arbeiten erst gegen 8.30 Uhr. Laute Tätigkeiten werden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Zwischen 12 und 14 Uhr schweigen Kreissäge und Bohrer – dann haben die Bewohnerinnen und Bewohner Muße für einen Mittagsschlaf.

Die #Handwerker kennen sich mittlerweile aus im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen. Am Anfang sei es etwas ungewohnt für sie gewesen, wenn plötzlich jemand vor ihnen stand und »merkwürdige Geschichten« erzählte. Jetzt ist das ganz normal. Die Maurer und Elektriker wissen auch, dass sie ihr Werkzeug gut »verstecken« müssen, wenn sie selbst eine Pause einlegen.

Gründe für Verzögerungen

Eigentlich sollten die Bauarbeiten Ende 2021 abgeschlossen sein. Dass es voraussichtlich drei Monate länger dauert, hat klare Gründe.

  • Materialmangel, wie in vielen Branchen. So wurden beispielsweise Holztüren später geliefert. Derzeit fehlen Stahlzargen.
     
  • Viele Handwerksbetriebe sind ausgebucht. Manchmal kann daher nur eine Kolonne im Einsatz sein statt zwei, wie geplant.

Birgit Vogelsang und Pfarrerin Nicole Hoffmann bleiben optimistisch. Sie hoffen, den Speisesaal schon im Advent wieder voll nutzen zu können. Vorgesehen ist in Zukunft, einmal im Jahr eine Presbyteriumssitzung im neuen Speisesaal abzuhalten.