»Text auf Raten« präsentiert Klassiker der (Welt)literatur in Ostwestfalen-Lippe. Lesungen aus großen literarischen Werken werden mit zeitgenössischen Rezeptionen auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr steht Thomas Manns »Buddenbrooks« im Fokus.

Rate Vier: Text und Kulinarik

Die vierte Rate greift die Speisen in den »Buddenbrooks« auf und serviert im Restaurant »Appelbaum« eine kulinarisch-literarische Mélange aus buddenbrookschen Speisen und Texten.

Die Lesung des Schauspielers Hartmut Jonas nimmt ihren Ausgang bei den opulenten, der Tradition verpflichteten Essen der Buddenbrooks, die für die Patrizierfamilie Repräsentationsformen im gesellschaftlichen Gefüge der Hansestadt waren. Von der Tischgemeinschaft waren jedoch diejenigen ausgeschlossen, die als nicht standesgemäß erachtet wurden, wie zum Beispiel die von Christian Buddenbrook geliebte Tänzerin Aline Puvogel. Dem Drittgeborenen wurde schon als Kind vom großen Festessen »verdammt übel« – und auch im weiteren Verlauf des Romans verderben ihm die an ihn gerichteten Erwartungen und Aufgaben den Lebensgenuss. Die Lesung begleitet Christian vom ersten Familienessen bis zum einsamen Ende in der Anstalt.

Das Buddenbrook-Menü

Sieben-Kräutercrèmesuppe mit gerösteten Brotwürfeln, gebeiztes Lendchen vom Landschwein an Portwein-Schalotten-Sauce mit gefülltem Gemüse und gebratenen Kartoffelkugeln, Plettenpudding

Das Buddenbrook-Menü: vegane Variante

Vegane Kräutersuppe mit gerösteten Brotwürfeln, geschmortes Gemüse im Pergament mit Pommes Mousseline und gebratene Kartoffelkugeln, veganer Plettenpudding

Die Buddenbrooks

Rainer Maria Rilke war sich nach der Lektüre der Buddenbrooks gewiss: »Man wird sich diesen Namen unbedingt notieren müssen.« Denn für Rilke vereint Thomas Manns Roman über den Verfall der Patrizierfamilie Johann Buddenbrook die Kunst des Chronisten und die des Dichters so kunstvoll, dass man »die beiden gewichtigen Bände Seite für Seite mit Aufmerksamkeit und Spannung liest ohne zu ermüden, ohne etwas zu überschlagen, ohne das geringste Zeichen von Ungeduld oder Eile.« Geteilt wurde diese Begeisterung von zahlreichen Lesern ebenso wie vom Nobelpreiskomitee, das Thomas Mann 1929 den Nobelpreis für Literatur für die »Buddenbrooks« verlieh.

Für seine »Buddenbrooks« verwendete der junge Thomas Mann nicht nur Auszüge aus Salongesprächen aus seiner Lübecker Zeit, er sammelt außerdem Kochrezepte und die Lebensläufe von Familienmitgliedern, Freunden und Feinden. Entstanden ist einer der ersten Gesellschaftsromane in deutscher Sprache von Weltgeltung, der sich vor allem durch die feine Darstellung von inneren, von psychischen Zuständen und Entwicklungen seiner Figuren auszeichnet. Auch heute sind die »Buddenbrooks« noch aktuell: der Frage nach Kontinuität, Erwartungen, Zwängen und möglichen Gegenentwürfen steht jede jüngere Generation aufs Neue gegenüber.

17. September 2021, 19 Uhr, Ringhotel Appelbaum, Karten sind unter Telefon (05241) 95510 oder online erhältlich