Wer Wert auf gesunde Füße legt, für den ist die junge Marke Wildling kein Geheimtipp mehr: Das Unternehmen aus Engelskichen bei Gummersbach hat seinen innovativen Ansatz, Füßen möglichst viel Freiheit zu lassen, kompromisslos und erfolgreich umgesetzt. Dafür nominierte die Auswahljury des Deutschen Gründerpreises Wildling Shoes als Aufsteiger 2021. Welcher der jeweils drei Finalisten in den Kategorien »Aufsteiger« »StartUp« die begehrte Trophäe gewinnt, erfahren die Kandidaten bei der Preisverleihung am 14. September 2021 im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin.

Straßenschuhe aus Papier? Die Sohle geteilt? Was traditionelle Schuhdesigner den Kopf schütteln lässt, haben Anna (43) und Ran Yona (44) zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell entwickelt, mit Fans auf der ganzen Welt. Nahezu alle Menschen werden mit gesunden Füßen geboren, aber nur ein Fünftel ist auch im Erwachsenen-Alter noch fußgesund. Häufiger Grund sind Schuhe, die gefertigt wurden, um Füße »stabil« zu halten. »Gesunde Füße haben das nicht nötig«, sagt Anna Yona, die Wildling Shoes 2015 mit ihrem Ehemann Ran gründete. »Herkömmliche Schuhe engen die Füße ein und erlauben der Muskulatur nicht, sich natürlich zu entwickeln. Unsere Schuhe geben den Füßen maximale Freiheit.«

Auf die Idee dafür brachten sie ihre eigenen Kinder. Diese sind in Israel in der Nähe von Haifa barfuß aufgewachsen: Ein Segen für die Füße, aber kaum durchzuhalten, als die Familie nach Deutschland zog. Selbst unter den teuersten Schuhen fand sich keiner, der weiterhin natürliches Laufen erlaubt hätte.

»Dann müssen wir eben selbst ran«, sagte sich das Ehepaar: Monatelang haben die Nahost-Expertin und der Sporttherapeut sich den Kopf zerbrochen, im Internet recherchiert, Workshops in Deutschlands Schuhhauptstadt Pirmasens besucht, geklügelt und gezeichnet. Nach fast zwei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit war das Ziel erreicht: Ein Schuh, der den Fuß vor Verletzungen und Witterung schützt, ihn aber so wenig wie möglich in seiner natürlichen Bewegung und im gesunden Wachstum beeinträchtigt. Mit einer Dicke zwischen 1,5 und 4,5 Millimeter ermöglicht die Wildling Sohle, den Untergrund wieder aktiv wahrzunehmen, das bewusst fehlende Fußbett trainiert die Muskulatur – für ein Gefühl fast wie barfuß.

Eine Kickstarter-Kampagne ermöglichte Anna und Ran Yona die Schuhentwicklung und die Gründung des Unternehmens, warf aber auch gleichzeitig das ursprünglich gedachte Geschäftsmodell über Bord. »Wir wollten eigentlich nur Kinderschuhe herstellen“«, schildert Anna Yona: »Von den Kickstarter-Unterstützern kam jedoch die Rückmeldung, dass sie solche Schuhe auch gerne für sich selbst hätten“. Das Interesse war so groß, dass statt der erhofften 15.000 Euro letztlich 75.000 Euro zusammenkamen. Um die ersten 1.000 Paar Schuhe in zwei Farben herzustellen galt es nun nur noch, den geeigneten Hersteller zu finden. Die ersten Fabrikbesuche ließen eine Odyssee befürchten. „Die Rückmeldungen waren, dass wir zu viel versuchen und zu viel verlangen“, schildert Ran Yona: „Ein flexibles und gleichzeitig nachhaltiges Produkt wie wir es uns vorstellten, sei einfach nicht möglich. Das war natürlich frustrierend. Trotzdem ließ uns das Gefühl nicht los, dass wir auf dem richtigen Weg sind.« Nach acht Besichtigungen hatten die Yonas in Portugal endlich einen Hersteller gefunden, der sich mit ihnen auf die gemeinsame Reise begeben wollte.

Wo traditionellen Herstellern wichtig ist, »dass der Schuh gut im Regal steht, legen wir Wert darauf, dass er perfekt am Fuß sitzt«, versichert Anna Yona. Die Schuhe sind unisex: »Das haben wir bewusst so entschieden: Farben und Muster sind für alle da«, erklärt Anna Yona. Lieber arbeiten und experimentieren die jungen Schuhdesigner mit unterschiedlichen, stets natürlichen Materialien: »Für den Sommer haben wir einen ganz leichten Schuh aus Papier entwickelt. Abermals ein Schock für unseren Produzenten. Er hat sich fürchterlich aufgeregt.« Umso mehr freute sich das Wildling-Team über eine Bestellung von Toru Itoi aus dem japanischen Osaka: Der Unternehmer hat den Washi-Papier-Stoff, aus dem die Wildling-Modelle gefertigt sind, erfunden.

Die Finalisten in der Kategorie Startup, ein- bis maximal dreijährige Unternehmen, die ihre Geschäftsidee besonders erfolgreich am Markt etabliert haben, sind:

SoSafe GmbH, Köln: Mit ihrer Trainings- und Sensibilisierungsplattform hilft SoSafe Unternehmen, die Belegschaft als »menschliche Firewall« zu aktivieren, denn neun von zehn Cyber-Angriffen starten mit dem Faktor Mensch. Größtes Einfallstor für Cyber-Attacken sind nach wie vor Phishing-Mails. Die EU-Agentur für Cybersicherheit spricht von einem coronabedingten Phishing-Mail-Anstieg auf das Siebenfache. Solche Mails zu simulieren ist essenzieller Bestandteil der SoSafe-Lösung.

Sympatient GmbH, Hamburg: Zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden an Angststörungen. Die Invirto-App von Sympatient könnte mehr als der Hälfte von ihnen helfen. Sie bringt den »Goldstandard der Angsttherapie«, die sogenannte Exposition, aufs Smartphone. Die App kombiniert klassische Therapie mit Virtual Reality und transferiert sie ins Digitale. Das vielversprechende, digitale Medizinprodukt des jungen Unternehmens wird von allen gesetzlichen Krankenkassen erstattet.

yuri GmbH, Meckenbeuren: Laborversuche in Schwerelosigkeit einfacher, schneller und kostengünstiger ermöglichen – auf Parabelflügen oder auf der Internationalen Raumstation ISS: Mit einem ausgeklügelten Baukastensystem aus Mini-Laboren hat yuri die »Demokratisierung der Schwerelosigkeit« zum Geschäftsmodell erklärt. Versuche sind ab 10.000 Euro möglich, zur ISS gehts ab 95.000 Euro. Elf Mal schon absolvierte das Team erfolgreiche Missionen auf die Internationale Raumstation.

In der Kategorie »Aufsteiger« werden Unternehmen ausgezeichnet, die nicht älter als neun Jahre sind und bereits ein außerordentliches Wachstum erreicht haben. Nominiert sind in diesem Jahr …

Hydrogenious LOHC Technologies GmbH, Erlangen: Grüner Wasserstoff ist in vielen Industrien für die Transformation zur Klimaneutralität essenziell, von der Stahlerzeugung bis zur Glasherstellung. Mit Hilfe der von Hydrogenious entwickelten LOHC-Technologie kann grüner Wasserstoff gefahrlos und effizient gelagert und transportiert werden: Das leicht entzündliche Gas wird an ein Öl gebunden, später wird es wieder freigesetzt. Das Öl selbst wird wiederum für die nächste Ladung benutzt.

Nect GmbH, Hamburg: Mehr als 3,5 Millionen Identitäten hat die Nect GmbH mit ihrer »Selfie-Ident«-App bereits verifiziert, täglich kommen bis zu 20.000 weitere dazu. Das innovative Verfahren kombiniert Selfie-Videos mit künstlicher Intelligenz, überprüft die Echtheit des Ausweisdokuments anhand der Sicherheitsmerkmale und die Lebendigkeit des Nutzers anhand der Muskelbewegungen im Gesicht. Der Gang zur Postfiliale oder lange Wartezeiten beim Videogespräch mit einem Agenten entfallen.

Wildling Shoes GmbH, Engelskirchen: Ein Großteil der Menschen ist wegen einengender Schuhe fußkrank. Wildling hat seinen innovativen Ansatz, Füßen möglichst viel Freiheit zu lassen, kompromisslos und erfolgreich umgesetzt, dafür Fans in aller Welt gewonnen. Der Schuh wurde völlig neu konstruiert, zu den verwendeten Materialen zählt sogar Papier. Mit einer Dicke ab 1,5 Millimeter ermöglicht die Wildling Sohle, den Untergrund wieder aktiv wahrzunehmen und trainiert zudem die Muskulatur.

Die sechs Finalisten erhalten eine individuelle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beratung durch die Porsche Consulting. Zudem übernehmen Mitglieder des Kuratoriums des Deutschen Gründerpreises über einen Zeitraum von zwei Jahren Patenschaften für jeden Finalisten und stellen ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur Verfügung. Die Unternehmen erhalten außerdem ein Medientraining beim ZDF sowie Zugang zum Netzwerk des Deutschen Gründerpreises.

Vorgeschlagen wurden die Unternehmen durch die rund 300 Experten des Deutschen Gründerpreises. Sie stammen aus renommierten Unternehmen, Technologiezentren, Ministerien, Gründungsinitiativen und der Sparkassen-Finanzgruppe. Die Experten verfügen über jahrelange Erfahrungen mit Unternehmensgründungen und sehr gute Branchenkenntnisse. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt den Deutschen Gründerpreis.