Der Geruch von gegrilltem Fisch vom Imbisstand der Portugiesen gehörte seit Jahrzehnten zum Volksfest »Gütersloh International«. Das Miteinander der Kulturen in der Dalkestadt musste wegen der Corona-Pandemie zweimal abgesagt werden. Die Portugiesische Vereinigung Gütersloh (APG) hätte in diesem Jahr gerne mit den Güterslohern gefeiert, weil ihr Verein auf 50 Jahre zurückblicken kann.

Am 1. September 1971 gründete sich auf Einladung des Pfarrgemeinderates von Bruder-Konrad in Spexard die Portugiesische Vereinigung um eine Begegnungsstätte zu schaffen und eine Brücke zwischen den Gläubigen der Kirchengemeinde und der in Gütersloh lebenden Portugiesen zu schaffen. Auf beiden Seiten sollten Vorurteile abgebaut und ein gutes Miteinander gepflegt werden. Der Spexarder Pastor Josef Davits war einer der Gründungsväter. Der Holländer war 1965 nach Spexard gekommen sprach fließend portugiesisch, weil er als Seelsorger in Portugiesisch-Angola gewirkt hatte. Zu den Gründungsvätern gehörten damals noch Hermann Wiebel, José Sequeira und Heinrich Weidler. Als Verbindungsmann zwischen der Kirchengemeinde und der Vereinigung wurde Heinrich Weidler benannt. Heute ist noch ein gutes Dutzend Gründungsmitglieder in der Vereinigung mit ihren 125 Mitgliedern. »In der Spitze hatten wir mehr als 300 Mitglieder«, kann sich Artur Rodrigues erinnern, der sich seit 50 Jahren um die Belange seiner Landsleute kümmert, und im Vorstand so gut wie alle Ehrenämter bekleidet hat. »Der Höhepunkt in alle den Jahren war die Fußballweltmeisterschaft 2006 als unsere Nationalmannschaft in Marienfeld ihr Quartier hatte und wir mehrere Wochen ein Zelt vor unserem Vereinsheim aufgestellt hatten.« Als Mr. Portugal ist Arture Rodrigues in der Stadt Gütersloh bestens bekannt.

Die Kulturpflege und Kontakte zu der deutschen Bevölkerung waren und sind bis heute die Ziele der Vereinigung. Erster Präsident wurde 1971 José Sequeira. Heute steht Nuno Silvestre an der Spitze des Vorstandes. In den 1960-er Jahren waren Portugiesen als Gastarbeiter nach Gütersloh gekommen und viele wohnten in Spexard. Mit dem Fußball hat eigentlich alles angefangen. Schon 1968 wollten sich die Portugiesen zu einer lockeren Fußballtruppe zusammentun. José Sequeira war damals Dolmetscher für die Frottierweberei Vossen und damit auch für seine 200 Landsleute in Gütersloh. Die ersten Überlegungen reiften weiter und der Sozialausschuss der Kirchengemeinde Bruder-Konrad beschließt im Juli 1971 die Gastarbeiterseelsorge zu übernehmen.

In der alten Spexarder Volksschule schuf die Stadt Gütersloh mit dem damaligen Sozialdezernenten Otto Hensdiek 1972 die Möglichkeit einen Raum anzumieten. Hensdiek war es ein wichtiges Anliegen die Portugiesische Vereinigung zu gründen, weil in Gütersloh bereits vier andere Nationalitäten eine Gemeinschaft gegründet hatte. Noch im selben Jahr wurde die Fußballmannschaft gegründet und später die Tanzgruppe. Die Fußballer schafften es bis in die 2. Kreisliga und nahmen bis 2010 am Spielbetrieb teil. Früher standen vierzehntägige Gottesdienste auf dem reichhaltigen Programm. Es wurden Wallfahrten zum Fatimatag organisiert und die Südeuropäer lernten Museen und Ausflugsziele in Deutschland kennen. Die Ausstattung der Begegnungsstätte, die 1975 durch einen zweiten Raum in der alten Schule erweitert wird, wird im Laufe der Jahre vervollständigt. Auch mit Spenden der Spexarder Kirchengemeinde und der Stadt Gütersloh, die mit Helmut Reker und Eckhard Sander immer beratend zur Seite stand, wurde die positive Entwicklung fortgesetzt. Zu den früheren Aktivitäten gehörte auch der regelmäßige portugiesische Sprachunterricht. Andererseits haben auch zahlreiche Portugiesen beim Deutschkursus mitgemacht.

Die Vereinigung macht es sich auch heute noch zur Aufgabe, die Gemeinschaft mit den Landsleuten zu pflegen. An den Wochenenden und an besonderen portugiesischen Festtagen ist das Vereinsheim geöffnet. »Bei uns werden Kontakte ermöglicht und durch das Beisammensein von Menschen wird ein Stück Heimatgefühl erlebt«, sagt Arture Rodrigues. Für viele Mitglieder ist es sehr bedeutsam, in der Muttersprache kommunizieren zu können.

Markus Schumacher