Die Volatilität der Umfragewerte bei den Spitzenkandidaten der anstehenden Bundestagswahl ist unheimlich. Ebenso unheimlich ist es, dass diese Umfagen überhaupt ständig stattfinden und in den Medien präsentiert werden.

Das Thema »Cum-Ex« ist beispielsweise offenbar vergessen.

Es gibt folgende Geschichte: Ein Sohn war der Meinung, sein Kandidat der Demokraten bei einer Kommunalwahl in den USA sei dumm und korrupt. Er wolle ihn nicht wählen. Sein Vater sagte ihm, er solle ihn dennoch wählen. Denn alle Kandidaten seien dumm und korrupt. Ob er etwa wolle, dass die Republikaner gewönnen? Es sei unsinnig, »den besten Mann« zu wählen. Auch bei den Republikanern gäbe es gute Leute. Aber die würden halt nicht seine Interessen vertreten.

Jedenfalls zeigt die besagte Volatilität, dass die Leute offenbar keine fundierten Meinungen und Ãœberzeugungen haben, sondern personenbezogen und nach Tagesform entscheiden. Sie wollen offenbar in Anlehnung an obige Geschichte »den besten Mann«, beziehungsweise »die beste Frau«. Und das ist unheimlich. Denn bekanntermaßen glauben die Leute nicht, was ist, sondern es ist, was die Leute glaube. Soll heißen: Wer der »Beste« ist, ist ihrer Meinung nach unter Umständen und höchstwahrscheinlich derjenige, der so tut, als sei er der Beste. Derjenige, der diesen Eindruck erfolgreich vermitteln kann. Ronald Reagan hat einst gesagt, Politik sei wie Showbusiness. Im Grunde genommen ist Politik Showbusiness. Das zeigen auch die unsinnigen »Kanzlerduelle« im Fernsehen. Sie sind reine Unterhaltung, eben Show. In den paar Minuten und in diesem festgelegten Rahmen ist es gar nicht möglich, fundierte Positionen und Kontexte aufzubauen oder Argumente auszutauschen. Jeder versucht lediglich, in einem möglichst guten Licht dazustehen und seinem Gegner womöglich verbal eins auszuwischen. Dann hat er das »Duell« gewonnen.

Und da fordern manche Leute noch mehr Demokratie?