Auf der imaginären Landkarte der unendlichen Möglichkeiten sind sie seit Jahrhunderten unterwegs: Autorinnen und Autoren, die in der Fremde nach neuer Inspiration suchen, ihren Erlebnishunger stillen wollen und neue Horizonte ins Visier nehmen – letztlich aber auf der Suche nach sich selbst sind. In seiner aktuellen Sonderausstellung »Die Welt in der Tasche. Expeditionen ins Ungewisse« zeigt das Museum für Westfälische Literatur, wie westfälische Autoren und Autorinnen auf ihren Reisen andere Länder und Regionen wahrnahmen und wie ihr Werk davon beeinflusst wurde.

Die Ausstellung ist bis zum 29. August 2021 im Innen- und Außenraum des Kulturguts Haus Nottbeck in Oelde Stromberg zu sehen. Schon der Kartäusermönch Werner Rolevinck beschrieb in seinem »Buch zum Lobe Westfalens« von 1474 in bester PR-Manier die Großtaten der »Westfälinger« in aller Welt, denen es hierzulande nachzueifern gelte. Die Suche nach dem Anderen, die Faszination des Fremden, zieht sich wie ein roter Faden durch die Literaturgeschichte, auch die westfälische.

An ein solches Panorama dockt das Projekt »Die Welt in der Tasche« an. Es markiert wie mit Stecknadeln auf Internet-Reiseportalen jene Sehnsuchtsorte, die die Ferne gleichsam zu magischen Orten werden ließen, von der Arktis bis ins tiefste Afrika, von den Steppen Asiens bis an die kalifornische Westküste. Immer ist Westfalen/Europa der Ausgangspunkt und immer führte der Weg zurück in die Heimat, die auf der Grundlage neu gesammelter Erfahrungen bewusster wahrgenommen, neu »gelesen« wird. Die Ausstellung stellt unterschiedliche Reisebiografien vor, spürt Motivationen nach, sammelt Lust- und Frusterlebnisse. Neben dem Ausstellungsbereich im Literaturmuseum sind im Außenraum großformatige Installationen mit Informationen zu Reiseautorinnen und -autoren verschiedener Epochen zu sehen.

Eine eigene Abteilung bilden die Reisen des aktuellen Droste-Preisträgers Michael Roes, die multimedial im Gartenhaus zu erleben sind. In seinem aktuellen Essayband »Melancholie des Reisens« stellt Roes die These auf, dass der träge und verwöhnte moderne Mensch nur durch radikale Fremderfahrung zu sich selbst finden könne. Roes hat bisher 13 Romane geschrieben und fast alle spielen in der Ferne. Alle Handlungsorte hat er zuvor ausgiebig bereist, um seine Geschichten so lebensecht und körperlich wie möglich erzählen zu können. Zu sehen sind Filme, Fotos und natürlich Texte von unterwegs. Des Weiteren gibt es an den Audioinseln im Museumspark musikalische Kostproben einer Zusammenarbeit mit dem israelischen Komponisten Amos Elkana zu hören, für die Roes die Texte beigesteuert hat.

Am Sonntag, 22. August 2021, liest Michael Roes aus »Melancholie des Reisens« auf dem Kulturgut Haus Nottbeck. Die Veranstaltung beginnt um 16.30 Uhr.

Die Ausstellung ist verlängert bis zum Sonntag, 29. August 2021. Informationen zu geltenden Hygienemaßnahmen sind auf der Internetseite des Kulturguts und vor Ort über Aushänge zugänglich. Weitere Informationen unter Telefon (02529) 9497900 und online …