Die Unternehmensneugründungen im Jahr 2020 konnten an das Vorjahresniveau anknüpfen: Das geht aus dem Gründungsreport 2021 der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hervor, der heute (27. Mai 2021) in einer Online-Pressekonferenz vorgestellt wurde. »Der Schwung aus dem Jahr 2019 fand trotz Corona auch im Jahr 2020 seine Fortsetzung«, unterstrich IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. »Die positive Gesamtbilanz 2020 erfreut umso mehr, weil der Trend der Gewerbeanmeldungen bis zur Jahresmitte größere Einschnitte in der Gründerszene befürchten ließ.« Mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent von 10.554 Gründungen in 2019 stiegen die Existenzgründungen auf 10.580 in 2020 an. Was optimistisch stimme, sei die ausgeprägte Gründungsaktivität bei jungen Menschen. »Es zeigt, dass in Zeiten erschwerter Rahmenbedingungen wie der Pandemie innovative Geschäftsideen sehr erfolgreich umgesetzt werden können«, betonte Pigerl-Radtke. Nichtsdestotrotz befürchte sie, dass es in den nächsten Jahren zu zahlreichen Betriebsschließungen kommen werde. Zum einen durch die Digitalisierung, der nicht jedes Unternehmen folgen könne, zum anderen durch Betriebe, die wirtschaftlich nicht hinreichend attraktiv für eine potenzielle Nachfolge seien. Die Corona-Pandemie verschärfe diese Pro-blematik zusätzlich. »Bereits jetzt steht fest, dass es mehr denn je darauf ankommen wird, dass neue Unternehmen an den Start kommen und einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Wirtschaft leisten«, blickte die IHK-Hauptgeschäftsführerin voraus. Eine lebendige Gründungsszene sei eine treibende Kraft für die Weiterentwicklung eines Wirtschaftsstandortes. Nebenerwerbsgründungen tragen den wesentlichsten Teil dazu bei. »Sie sind weiter auf dem Vormarsch«, berichtete Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer. »Die Anzahl der Gründungen im Nebenerwerb ist mit 5.579 gegenüber dem Vorjahr erneut leicht gestiegen, um 1,9 Prozent.« Dieses Plus gleiche den leichten Rückgang der Haupterwerbsgründungen in 2020 aus. Dennoch sei in Anbetracht des anhaltenden Negativtrends bei den Existenzgründungen im Haupterwerb unter dem Strich ein Substanzverlust zu befürchten. Jeder zehnte Gründer macht sich laut IHK-Gründungsreport im Produzierenden Gewerbe selbstständig, nur etwa fünf Prozent der Gründerinnen werden in diesem Bereich tätig. Dafür kämen Gründungen im Handel bei Frauen (35,4 Prozent) deutlich häufiger vor als bei Männern (28,1 Prozent). Der Dienstleistungsbereich, dem seit Jahren gründungsstärksten Sektor, sei bei Gründenden nahezu gleichermaßen beliebt. »Mit 2.737 Gründungen wird das Ranking, wie im Vorjahr, vom Einzelhandel angeführt«, erläuterte Grefe. Auffällig sei hier jedoch die sehr hohe Anzahl der Nebenerwerbsgründungen im Bereich des Online-Handels. »Die seit längerem positive Entwicklung im E-Commerce dürfte durch die Pandemie zusätzlichen Aufwind erhalten haben. Ebenfalls Corona geschuldet dürfte die deutliche Abnahme der Neugründungen um 21,7 Prozent im Vorjahresvergleich beim Hotel- und Gastgewerbe sein«, fügte Grefe an. In dieser Branche sei der Anteil der Nebenerwerbsgründungen traditionell gering. Insgesamt erfolge knapp jede dritte Gründung durch eine Frau. Der IHK-Gründungsreport will Gründungsinteressierten, politischen Entscheidern, Institutionen und Multiplikatoren Mut machen, Gründungen aktiv zu unterstützen – gerade in und insbesondere nach der jetzigen Krise. 2020 hat die IHK über 3.100 Gründende unterstützt. Der IHK-Gründungsreport 2021 kann im Internet unter ww.ostwestfalen.ihk.de abgerufen werden.