In Gütersloh gibt es zahlreiche Augenoptiker, sowohl inhabergeführte Unternehmen als auch Ketten. Bis auf einen Ausreißer nach unten einer Kette sind die Websites alle in Ordnung. Die einen setzen mehr auf die Leistungen, die anderen mehr auf Marken, einige auf Brillen, online bestellen kann man Brillen nur bei einigen Ketten. Die Personen spielen teilweise auch eine Rolle, bei den Ketten natürlich überhaupt nicht. Einige Websites sind relativ umfangreich, andere sind weniger umfangreich. Gefühlt ist es relativ unsinnig, Brillen online zu kaufen. Bei einigen Ketten kann man sein Gesicht per Webcam fotografieren lassen und dann Brillen online »anprobieren«. Was man natürlich online nicht machen kann, sind Sehtests, Anpassungen der Brille, den richtigen Sitz herstellen, und eine Website berät einen auch nicht über aktuelle Trends oder darüber, ob einem eine Brille überhaupt steht. Es lässt sich eben nicht alles digitalisieren. Und tatsächlich schreibt der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) in seinem aktuellen Branchenbericht, dass 89 Prozent der Brillenkäufe vor Ort stattfinden, neun Prozent sind demnach »Multichannel-Käufe« und nur zwei Prozent sind reine Onlinekäufe. Der Branchenumsatz setzt sich zu 85 Prozent aus Brillenoptik zusammen, zu fünf Prozent aus Kontaktlinsenoptik und zu zehn Prozent aus Handelsware und sonstiger Ware. Auf Social Media setzen einige Optiker, andere nicht. Da tut sich niemand großartig hervor. Bei einigen scheinen die Aktivitäten eingestellt worden zu sein, einige sind nur bei Instagram, andere bei Instagram und bei Facebook. Die einzige Website, die sich deutlich hervortut, ist die von Lukarsch Augendesign. Karl-Johann Lukarsch setzt voll auf seine Personality und betreibt auf der aufwendig gestalteten Website intensives Storytelling. Auf Marken stellt er nicht ab, Brillen bekommt man auf der Website auch nur indirekt zu sehen. Es geht vor allem um Style, Kompetenz und – wie erwähnt – Personality. Knipschild tut sich mit einem nach eigenem Bekunden in Gütersloh einzigartigen DNEye-Scanner hervor, bei dem mittels Wellenfront-Technologie über mehrere tausend Messpunkte im Auge erfasst werden, und das sogar unter verschieden Lichtbedingungen. »Durch die hochpräzise 3D-Augenvermessung mit dem DNEye-Scanner von Rodenstock messen wir Ihre Augen so genau wie nie zuvor. Die dabei gewonnen biometrischen Messwerte werden in Ihre Brillengläser übertragen. Sie erhalten so die individuellsten und schärfsten Rodenstock-Brillengläser und damit das schärfste Sehen aller Zeiten. Erhältlich als Einstärken- und Gleitsichtgläser«, so der Hersteller Rodenstock zu dem Gerät. Und das entspricht im Grunde genommen genau dem Branchenbericht des ZVA: Die allermeisten Brillen werden vor Ort gekauft. Nur vor Ort kann man einen Sehtest machen, man bekommt eine qualifizierte Typberatung, und die Brille wird optimal an den Träger angepasst. Im Rahmen des Aufrufs, einen »Digital Hero« für den »Best-Practice-Check« vorzuschlagen, wurde ein Optiker vorgeschlagen, der sich aber nicht hervortut. Bei einer großen Auswahl online präsentierter Brillen und Marken tritt zudem das »Paradox of choice« auf: Je größer die Auswahl, desto geringer die Kaufbereitschaft. Dem arbeiten örtliche Optiker entgegen, indem sie für die Kunden eine Vorauswahl treffen und passende Brillen empfehlen. Fazit Alle Gütersloher Optiker werden bei Google gut gefunden und präsentieren solide Websites. Einige betreiben auch SEM und schalten Google-Anzeigen. Social-Media-Marketing wird nur von wenigen betrieben. Ein Betrieb postet vor allem Praxistipps. Ich war selbst Kunde bei mehreren Gütersloher Optikern und wurde überall gut beraten. In Oerlinghausen gibt es einen Optiker, der mir von meinem Arzt wegen einer vermeintlichen Winkelfehlsichtigkeit empfohlen wurde, und der entsprechende Brillen anbietet. In Bielefeld gibt es einen Optiker, der Kontaktlinsen anbietet, die man nur nachts trägt, und die die Hornhaut so umformen, dass man tagsüber normal sehen kann. Die Gütersloher Optiker sind also »digital«. In Sachen Social-Media-Marketing hapert es teilweise noch. Karl-Johann Lukarsch setzt beim Marketing voll auf Style, Storytelling und Personality. Andere tun das nur beiläufig und teilweise zaghaft. Dabei ist die persönliche Beratung in dieser Branche zweifellos das Allerwichtigste. Das Produkt an sich ist selten ein Alleinstellungsmerkmal, auch wenn man bei einem Optiker die ausgefallensten und angesagtesten Brillen bekommt, die man sonst kaum bekommt. Die meisten Optiker setzen teils auf eine Vielzahl von bekannten und unbekannten Marken. Aber Brillen werden erfahrungsgemäß sowieso eher nach einer individuellen Typberatung oder nach Gewohnheit gekauft. Für mich spielt jedenfalls die Marke keine Rolle. Bis auf zwei Ray-Ban-Gestelle kenne ich die Marken gar nicht. Der ZVA-Bericht sagt nichts zu der Frage, ob Brillen nach Marken gekauft werden. Das dürfte wohl eher bei Sonnenbrillen der Fall sein. Da die Optikerbranche eine gewisse Nähe zur Medizinbranche hat, tendieren die Kunden – wie bei Ärzten – dazu, zu »ihrem« Optiker zu gehen. Andere gehen wegen der Preises zu Optikerketten. Von reinen Onlinekäufen halten die Deutschen laut dem ZVA-Branchenbericht offensichtlich tatsächlich nicht viel. Auch wenn ein bekannter Online--Brillenanbieter großspurig damit wirbt, Brillen kaufe man heute so. Tut man nicht.