Die Ziele des »Genderns« sind nicht ganz klar. Die einen sagen, es ginge ihnen um »geschlechtergerechte« Sprache, die anderen sagen, es ginge ihnen darum, mitgenannt und nicht lediglich mitgemeint zu werden. Im Kern dürfte es eher um Gerechtigkeit an sich gehen und um die Vorstellung, diese lasse sich unter anderem auch sprachlich herstellen. Was aber nicht der Fall ist. Denn was war eher da: die Ungerechtigkeit oder die vermeintlich »ungerechte Sprache«? Die meisten »gendern«, weil es vermeintlich in Mode ist, weil es vermeintlich eine gute Sache ist, weil es vermeintlich modern ist oder weil sie sich und das »Gendern« für »woke« halten. Und weil es vermeintlich nun jeder macht. Was nicht der Fall ist. In Wirklichkeit zeigen Umfragen, dass die große Mehrheit ausdrücklich dagegen ist. Nur eine kleine Minderheit ist ausdrücklich dafür. Das sollte in einer Demokratie reichen. Dass manche nun trotzdem »gendern«, beweist, dass das ganze undemokratisch ist. Sprache verändert sich jedoch im Rahmen eines demokratischen Prozesses. Wenn sich ein bestimmter Sprachgebrauch durchsetzt, übernimmt ihn auch der Duden, der nicht umsonst schon als »Hure Duden« bezeichnet wurde, und der sich selbst als deskriptiv und nicht als normativ betrachtet. Wobei er natürlich beides ist. Wäre er nicht letztlich auch normativ, wäre er sinnlos. Manche sagen, das »Gendern« sei lediglich eine Ãœbergangsform, die verschwinden würde, wenn es irgendwann endlich jeweils die passenden Begriffe gäbe. Manchen geht es beim »Gendern« auch darum, zu provozieren, das Augenmerk darauf zu legen, dass es an der Geschlechtergerechtigkeit hapert. Das ist zweifellos der Fall. Aber mit einer Veränderung der Sprache ist es nicht getan. Sie ist unwirksam, wie im Folgenden gezeigt werden wird. Oft wird eine Studie zitiert, in der Kindern Berufsberatungsbroschüren mit »gerechter« Sprache vorgelegt wurden, und wonach sich dann Mädchen eher vorstellen konnten, vermeintlich typisch männliche Berufe zu ergreifen. Allerdings wurde in diesen Broschüren ausdrücklich nicht »gegendert«, sondern es wurden beide Formen benutzt. Und »vorstellen« kann man sich viel, wenn der Tag lang ist. Es ist hingegen schwer vorstellbar, dass die Unterrepräsentation von Frauen in vielen Berufen lediglich der Sprache geschuldet ist. Es ist genau umgekehrt. Hier werden Ursache und Wirkung vertauscht. Was war zuerst da? Zweifellos die Realität. Die Sprache beschreibt lediglich die Realität, sie schafft sie nicht. Das Sprechen kann die Realität beeinflussen, aber nicht Sprache an sich. Der einfache Beweis dafür ist, dass es Dinge gibt, für die es (noch) keine Begriffe gibt. Es gibt also zuerst die Dinge oder zumindest die Idee von Dingen, dann die Begriffe dafür. Nicht umgekehrt. Es wird von einigen Protagonisten behauptet, das generische Maskulinum sei nicht generisch. Das ist falsch und eine Lüge. Es ist generisch. Was soll beispielsweise beim Mond der Fall sein? Hat der Mond etwa ein sexuelles Geschlecht? Nein. Hat er nicht. Und fühlen sich Frauen und »Diverse« beispielsweise von einem »Bürgerportal« oder einem »Bürgerentscheid« oder einer »Bürgerinitiative« nicht angesprochen und mitgemeint? Wohl kaum. Vom generischen Neutrum fühlen sie sich interessanterweise problemlos mitgemeint, dabei sieht man kein Problem. Und Männer haben sich beispielsweise vom generisch weiblichen Begriff »Person« mitgemeint zu fühlen. Da sieht man ebenfalls kein Problem. Das beweist, dass es nicht um Gerechtigkeit geht. Manche meinen, wenn »gegendert« würde, würden Frauen und »diverse« Menschen nicht lediglich mitgemeint sondern mitgenannt. In Wirklichkeit werden nun also Frauen lediglich als »Innen« und als bloße Anhängsel der teilweise verzerrten männlichen Form mitgenannt. So ist beispielsweise der Plural von »Arzt« nicht »Ã„rzt«, gesagt wird aber »Ã„rzt*innen«. »Diverse« Menschen werden gar lediglich als Sternchen (oder anderes Sonderzeichen) oder als Sprechpause mitgenannt. Das ist menschenverachtend. Es gibt mangels Notwendigkeit praktisch keine Begriffe für »diverse« Menschen. Viele weibliche Begriffe sind darüber hinaus lediglich Abwandlungen männlicher Begriffe. Beispielsweise gilt das für Begriffe wie »Bäckerin« oder »Ã„rztin«. Generisch weibliche Begriffe gibt es natürlich auch, teilweise gibt es dafür keine männlichen Begriffe und das wird interessanterweise auch nicht gefordert. Wie bei der »Hebamme«. Es gibt keinen »Hebammerich«. Das fordert auch niemand. Und nein: Ein Geburtspfleger oder Geburtshelfer ist noch lange keine Hebamme. Und diese Berufsbezeichnung wurde 2019 abgeschafft. Ãœberhaupt gibt es von den allermeisten Begriffen gar keine eigenständigen weiblichen Formen. Die meisten weiblichen Bezeichnungen werden durch Anhängen der Schlusssilbe »in« an die männliche Form generiert. Sind Menschen »divers«? Allein schon der Begriff ist verächtlich. Bei der Bezeichnung dieser Menschen kommen teilweise amerikanische Begriffe zum Einsatz, die Benennungen sind unklar. Es werden Geschlechtlichkeit und Sexualität vermischt. Es findet eine übertriebene Sexualisierung statt. Praktikabel wäre es, die Menschen als »transgender« zu bezeichnen, die die Realität ihres Geschlechts nicht akzeptieren und sich umdefinieren. »Transsexuell« wären dann Menschen, die ihre Geschlechtlichkeit tatsächlich verändern, indem sie sich beispielsweise hormonell behandeln oder umoperieren lassen. »Intersexuell« sind Menschen, die tatsächlich kein klares biologisches Geschlecht haben, die beispielsweise körperliche Merkmale von beiden Geschlechtern haben. Es gibt kein »drittes Geschlecht«. Spätestens wenn es um die Fortpflanzung geht, kommt man um die biologischen Tatsachen nicht herum. So gibt es »transgender« Männer, also Frauen, die sich als Männer betrachten, die dann aber ein Kind bekommen. Betrachten sie sich dann als Vater oder als Mutter? Oder beides nicht? Als den neu erfundenen Begriff »Elter«? Sind sie dann homosexuell oder heterosexuell? Oder beides nicht? Was dann? Was wäre beispielsweise mit einer »transgender« Schwergewichtsboxerin? Also einem Schwergewichtsboxer, der sich als Frau sieht und zur Frau erklärt? So jemand könnte problemlos »Boxweltmeisterin« werden. Aber wäre das zulässig, wünschenswert und akzeptabel? Wie fühlen sich normale Frauen, wenn sie auf der Damentoilette »transgender« Frauen begegnen? Das Thema wirft unbeantwortete Fragen auf. Fragen, die eigentlich kaum jemand gestellt hat. Durch das Stellen dieser Fragen werden Probleme aufgeworfen, die es vorher gar nicht gab. Man könnte auch von einer gewollten Problematisierung sprechen. Etwas, woran auch die »Identitätspolitik« krankt. Was aber dann mangels Selbstdistanzierung in krudesten Narzissmus münden kann, wenn man alles auf sich oder auf die von einem selbst patronisierten Personen oder Gruppen bezieht, so die Philosophin Svenja Flaßpöhler. Das generische Maskulinum wird von den Protagonisten des »Genderns« abgelehnt. Freilich nur bei Bezeichnungen für Menschen. Bei Tieren oder Sachen wird es hingenommen. »Der Mond« ist beispielsweise offenbar unproblematisch. Der Genus wird also durchaus anerkannt. Ebenso ist das generische Femininum offenbar unproblematisch. Ãœber Begriffe wie »Hebamme« oder »Person« regt sich niemand auf, diese Begriffe werden nicht »gegendert«. Das beweist, dass es nicht um »geschlechtergerechte« Sprache geht, sondern darum, dass Frauen mitgenannt werden. Durch das »Gendern« oder das grundsätzliche Nennen beider Formen geht die sprachliche Logik verloren. Was beispielsweise »Ã„rzt*innen« bedeuten soll, ist unklar und lässt sich schwer in Worte fassen. Es bedeutet weder »Ã„rzte und Ärztinnen«, noch bedeutet es »Ã„rzte oder Ärztinnen«. Auch ob nun Singular oder Plural gemeint ist, ist unklar. Im Grunde genommen müsste man mit Mengenlehre arbeiten. Es bedeutet, dass es um eine Teilmenge von Personen aus der Menge von Männern, Frauen und »Diversen« geht. Was würde beispielsweise dieser Satz bedeuten: »Vor der Schule stehen zwei Schüler*innen«? Es können nicht beide oder gar alle drei Formen gemeint sein und noch dazu im Plural stehen. Das ist logisch nicht möglich. Oder man überlege sich, dass man auf dem Markt zwei Kilo Kartoffeln und Tomaten bestellen würde. Was bekäme man dann? Zwei Kilo Kartoffeln und wie viele Kilo Tomaten? Oder zwei Kilo Kartoffeln und zwei Kilo Tomaten? Oder man würde zwei Kilo Kartoffeln oder Tomaten bestellen. Was bekäme man dann? Zwei Kilo Kartoffeln. Oder zwei Kilo Tomaten. In beiden Fällen wäre nicht klar, dass oder ob man ein Kilo Kartoffeln und ein Kilo Tomaten haben wollte. In der Lebenspraxis kommt man um sprachliche Präzision nicht herum. Das ist unter anderem die »normative Kraft des Faktischen«, wie es Altkanzler Schröder bezeichnet hat. Die Form des »Genderns« ist unklar. Das »Gendersternchen« krankt beispielsweise daran, dass Sprachsoftware tatsächlich ein »Sternchen« vorliest und keine Sprechpause macht. So wird teilweise nun ein Doppelpunkt benutzt. Andere benutzen ein Binnen-I oder einen Unterstrich, einige auch einen Querstrich. In der Praxis verschleift sich die Sprechpause oft schon zu keiner Sprechpause, sodass nur noch die weibliche Form gesprochen wird. Was nun wiederum »ungerecht« ist. Also geht es nun um »Gerechtigkeit« oder nicht? Es gibt einen Sprachwissenschaftler (eine Sprachwissenschaflterin?) der (die?) sich als »Profess_X« bezeichnet. Es gibt auch den Vorschlag, mit der Nachsilbe »ly« zu arbeiten, sodass es beispielsweise »Ã„rztly« heißen würde. Beides ist zweifellos albern. In einem Artikel wird die Sprechpause gar als »Glottisschlag« bezeichnet. Was natürlich Unsinn ist. Eine Pause ist lediglich eine Pause. Jemand forderte nun, sämtliche Artikel und Pronomen, Wörter überhaupt durch »Ens«Â zu ersetzen, weil das der mittlere Bestandteil des Wortes »Mensch« sei. Dann hieße es beispielsweise: »Ens reitet so spät durch Nacht und Wind, ens ist ens Ens mit ens Ens!« … das ist nun schon pathologisch. Die meisten Leute, die »gendern«, tun das nicht konsequent. Manche Begriffe werden »gegendert«, andere nicht. Es lassen sich Sätze konstruieren, die niemand lesen oder sprechen kann, jedenfalls kann das niemand ernsthaft wollen. Es sind verschiedene Formen im Umlauf. Das »Gendersternchen« krankt beispielsweise daran, dass Sprachsoftware tatsächlich ein »Sternchen« vorliest und keine Sprechpause macht. So wird teilweise nun ein Doppelpunkt benutzt. Andere benutzen ein Binnen-I oder einen Unterstrich, einige auch einen Querstrich. Würde man konsequent »gendern«, könnte man sich Texte ausdenken wie diesen: »Bei der Kommunalwahl traten die Bürger*innenmeister*innenkandidat*innen in der Fußgänger*innenzone auf. Vom gegenüberliegenden Bürger*innensteig jubelten ihnen Anhänger*innen zu, darunter Nationalsozialist*innen und Faschist*innen.« Das wäre lächerlich? Eben. Das wäre lächerlich. Bei vielen Begriffen ist »gendern« sowieso nicht möglich, wird aber manchmal doch getan. Beispielsweise liest man von »Gäst*innen«. Das ist nun albern und infantil. Zu Dingen wie »Mensch*innen« oder »Menschenden« hat man sich allerdings noch nicht verstiegen. Allerdings zum Begriff »Einwohnenden«, wobei das Verb »Einwohnen« etwas ganz anderes bedeutet, als Einwohner eines Landes zu sein. Darüber hinaus ist das »Gendern« unästhetisch, beispielsweise sind Gedichte in »Gendersprache« nur schwer vorstellbar. Oder man stelle sich »gegenderte« Sprache in Filmen vor. Wenn der Filmheld den Bösen begegnete und sagte: »Hände hoch, Ihr Bastard*innen!«. Wenn konsequent »gendergerecht« oder gar »gegendert« geschrieben und gesprochen würde, würde das teilweise zu sehr schwer lesbaren, schwer verständlichen und unnötig langen Texten führen: »Jede/r, der/m dazu etwas einfällt, schreibt ihre/seine Ideen auf einen Zettel und gibt ihn an ihre/ihren/seine/seinen Nachbarin/Nachbarn weiter« … ob das nun mit Schrägstrichen, »Gendersternchen«, Unterstrichen oder sonstwie stattfindet. Das kann niemand wollen. Immer öfter wird nun auch im Singular »gegendert«, wobei als bestimmte Artikel dann doch nur weibliche und männliche Artikel benutzt werden. Die »Diversen« bleiben außen vor. Dann heißt es »Der/die Zuschauer*in«. Würde man dann sagen: »Verehrte*r Gast*in«? Will man ernsthaft so schreiben oder gar so sprechen? Es gibt gar den Vorschlag, den Artikel »xie« für »Diverse« einzuführen. Es gibt eine Person, die sich »Profess_X« nennt. Man wird sehen, ob sich das durchsetzt. Es ist zu bezweifeln. Wie absurd es ist, immer beide Formen zu nennen oder immer zu »gendern«, zeigt auch der Satz: »Frauen sind die besseren Autofahrerinnen und Autofahrer«. Die deutsche Sprache, die die »Sprachaktivisten« offensichtlich hassen und ablehnen, kann Frauen genauso sichtbar machen wie die Männer. Dazu ist kein »Gendern« nötig. Das Deutsche hat genügend Mittel, das anders zu erreichen. Wenn es darauf ankommt, nennt man beide Formen. Aber wenn man immerzu »Bäckerinnen und Bäcker« schreiben würde, wäre der Leser nach 20 Seiten so abgenervt, dass er das Buch zur Seite legen würde. Kein normaler Mensch sagt »Ich gehe mal eben zum/zur Bäcker*in«. Auch die »Sprachaktivisten« tun das nicht. Partizipien gelten den »Sprachaktivisten« als unproblematisch. Das beweist, dass es beim »Gendern« nicht darum geht, mitgenannt zu werden, denn bei Partizipien werden beide Geschlechter nicht genannt sondern lediglich gemeint. Allerdings ist man beispielsweise nur dann »studierend« oder »lesend«, wenn man genau das gerade tut. Wenn man es gerade nicht tut, ist man es nicht. Ein Student oder ein Leser ist man hingegen auch dann, wenn man das jeweilige gerade nicht tut. Man könnte nun sagen, mit geschlechtsneutralen Begriffen oder Partizipien würden beide oder gar mehrere Geschlechter mitgenannt, weil diese Begriffe eben geschlechtsneutral wären. Aber das ist der Genus im Gegensatz zum Sexus eben auch. Das Argument ist also unsinnig. Und »Streichende und Blasende« sind beispielsweise etwas anderes als »Streicher und Bläser«, ebenso sind »Mitarbeitende« etwas anderes als »Mitarbeiter«. Auch werden nun die Männer nicht mehr mitgenannt, denn was sind beispielsweise »Paketbot« oder »Ã„rzt«? »Sprachaktivisten« hängen oft auch Euphemismen an. Teilweise mit dem absurden Argument, manche Begriffe würden Menschen auf eine bestimmte Eigenschaft reduzieren. Was sie nicht tun, das tun die Leute, die das behaupten. Mit Begriffen bezeichnet man Menschen lediglich anhand einer bestimmten Eigenschaft, so funktioniert Sprache nun einmal. Man kann nicht jedes Mal die komplette Lebensgeschichte eines Menschen erzählen. So wird beispielsweise der Begriff »Flüchtling« durch den Begriff »Geflüchteter« ersetzt. Letzteres würde jedoch bedeuten, dass die Flucht beendet wäre. Jemand, der noch auf der Flucht ist, ist noch kein »Geflüchteter«, denn die Flucht ist noch nicht vorbei. Und dank der Euphemismus-Tretmühle nehmen Euphemismen auf die lange Sicht dieselbe vermeintlich negative Konnotation des Begriffs an, den sie ersetzen, teilweise tragen sie sogar realsatirische Züge. Ein Beispiel dafür ist das Ersetzen des Begriffs »Müllkippe« durch den Begriff »Entsorgungspark«. An der Sache ändert sich nichts, der »Entsorgungspark« klingt realsatirisch und albern. Die Sache an sich ist dieselbe wie zuvor. Einige Vertreter des »Genderns« sagen, man könne sich daran gewöhnen und man könne das beispielsweise »Ã¼berlesen«. Das ist bei gemäßigtem und inkonsequentem Gebrauch des »Genderns« wahr. Aber wenn man es »Ã¼berlesen« kann, dann kann man es auch gleich sein lassen. Man kann sich auch daran gewöhnen oder es bei der Gewöhnung daran belassen, dass der Genus beide Geschlechter bezeichnet und meint. Es ist nun klar bewiesen, dass es in Wirklichkeit weder um »geschlechtergerechte« Sprache geht, noch darum, mitgenannt und nicht nur mitgemeint zu werden. Aber worum geht es dann? Es geht um etwas Diffuses, um »Wokeness«. Einem Linguisten zufolge gar um Macht. Dazu ist auch das Mittel recht, die Gegner des »Genderns« als »Alte weiße Männer« zu kujonieren, mittlerweile oft nur noch als »Weiße Männer« oder wahlweise als »Alte Männer«, denn nicht alle sind alt oder weiß. Dabei war das ursprünglich eine Bezeichnung für vermeintlich Privilegierte. Was natürlich unzutreffend ist … nicht alle »Alten weißen Männer« sind privilegiert, ganz im Gegenteil. Inzwischen ist daraus ein Kampfbegriff geworden, der diesen Menschen Chauvinismus, Borniertheit und eine reaktionäre, rechte, antifeministische, ableistische, elitistische und rassistische Gesinnung unterstellt. Alles, was vermeintlich negativ ist. Es läuft auf das hinaus, was Svenja Flaßpöhler als »krasse Stupidität des Diskurses« bezeichnet. In realiter könnte man eher das Feindbild »junger weißer Frauen« oder »Pseudolinker« aufmachen. Natürlich muss man nicht »gendern«. Allerdings versuchen manche Leute, anderen das »Gendern« zu oktroyieren. So hat Anja Will einem Vertreter des »Bundes der Steuerzahler« in ihrer Sendung vorgehalten, es müsse doch wohl nun »Bund der Steuerzahler*innen« heißen. Oder ginge es dem Verein nur um männliche Steuerzahler? In einigen Sprachrichtlinien von Ämtern oder Unternehmen wird das »Gendern« vorgegeben, es wird vorgeschrieben. Aus Patzigkeit nutzen manche nur die vermeintlich weiblichen Formen. Das widerspricht nun beiden vermeintlichen Intentionen des »Genderns« und ist infantil und albern. Darauf muss man nicht näher eingehen. Es zeigt nur die krasse Stupidität vieler Diskurse. »Gendern« ist gut gemeint. Aber der Volksmund weiß, dass gut gemeint das Gegenteil von gut ist. Das Ziel des »Genderns« ist unklar. Ob es tatsächlich etwas bringt, ist ebenso unklar. Dann müsste es um die Geschlechtergerechtigkeit in englischsprachigen Ländern oder beispielsweise in der Türkei deutlich besser bestellt sein. Ist es aber nicht. Sprache schafft Realität? Realität schafft Sprache. Sprache spiegelt unter Umständen die Verhältnisse wider. Was aber unter Umständen auch eine Ãœberinterpretation ist, wie man sieht. Und was war zuerst da? Die Realität oder die Sprache? Zweifellos Ersteres. Jedenfalls gibt es erst Dinge oder wenigstens Ideen von Dingen, dann die Begriffe dafür. Wenn es sinnvoll und möglich ist, kann man beide Formen nennen. Für die »dritte Form« gibt es nun einmal keine Begriffe. Wenn es beides nicht ist, sollte man es lassen. Der Starphilosoph Richard David Precht bezeichnet das »Gendern« gar als dümmste Idee überhaupt. So weit kann man natürlich nicht gehen. Die Intention des ganzen ist wie gesagt eine gute. Die Umsetzung ist hingegen mehr als fragwürdig, größtenteils unästhetisch und unpraktikabel. Und auch nicht notwendig und faktisch überflüssig. Manche sprechen gar von einem »sprachlichen Wolkenkuckucksheim«. Ein Psychologe hat einmal gesagt, wir alle würden Luftschlösser bauen. Problematisch würde es lediglich dann, wenn wir versuchten, auch darin zu wohnen. In Pressemitteilungen gibt es oft Beispiele inkonsequenten »Genderns« … und wie will man das sprechen? Das soll mir mal jemand vorlesen: »Im Rahmen der Clark-Studie ist mehr als jede:m fünfte:n Befragten eine:n persönliche:n Ansprechpartner:in bei Versicherungsanbietern am wichtigsten«. Aber die »Versicherungsanbieter« werden nicht »gegendert«. Später ist dann die Rede von »Nutzern« und »Expertenberatung« (auch nicht »gegendert«). Konsequent müsste man dann auch von »Versicherungsanbieter:innen«, »Nutzer:innen« und »Expert:innenberatung« schreiben. »â€¦ denn sie wissen nicht, was sie tun« … Darüber hinaus muss man ganz klar sagen: »Gendern« ist falsch. Denn im Duden kommt es nicht vor. Wobei der Duden nicht umsonst als »Hure Duden« bezeichnet wird. Und die online vorgenommene Differenzierung und Definition von vielen Begriffen ist aus den genannten Gründen unsinnig. Die verantwortliche Redakteurin leugnet entgegen ihrer Behauptung eben doch den Genus. Jedenfalls – wie erwähnt – bei Bezeichnungen für Menschen. Sonst interessanterweise nicht. Wie auch erwähnt. »Gendern« betrifft übrigens auch Behinderte. Laut UN-Behindertenrechtskonvention ist es sogar verboten, Hindernisse in die Sprache einzubauen: »Im Sinne dieses Ãœbereinkommens schließt ›Kommunikation‹ Sprachen, Textdarstellung, Brailleschrift, taktile Kommunikation, Großdruck, leicht zugängliches Multimedia sowie schriftliche, auditive, in einfache Sprache übersetzte, durch Vorleser zugänglich gemachte sowie ergänzende und alternative Formen, Mittel und Formate der Kommunikation, einschließlich leicht zugänglicher Informations- und Kommunikationstechnologie, ein«. Interessanterweise sind insbesondere Sprachwissenschaftler Gegner des »Genderns«. Aber was wissen die schon? Heute gilt: »Du bist zwar Experte und hast Recht, aber meine Meinung gefällt mir besser!« … und den Gegnern des »Genderns« wird Angst unterstellt. Das ist nun wiederum ebenso infantil wie das alleinige Benutzen der vermeintlich weiblichen Formen. Ein Twitter-User schrieb: »Es werden in diesem Universum nur jene Leute ›gendern‹, die derart sexistisch Denken, dass sie sich von normaler Sprache diskriminiert fühlen«. Was man immerhin und Gott sei’s getrommelt nicht hört: »Antisemit:innen« … »Die Antisemitinnen wollen mitgenannt und nicht nur mitgemeint werden« … oder »Man muss sie ›Antisemitierende‹ nennen, weil der Begriff ›Antisemiten‹ die Menschen auf eine Eigenschaft reduziert« … wenn’s ernst wird, enthält man sich dieses Blödelantentums, was sich dadurch eben als solches entlarvt … Hinzu kommt, dass diese Art der Sprache noch mehr spaltet und die Menschen noch mehr in Schubladen steckt, anstatt eine integrative »Wir-Gesellschaft« zu entwickeln. Hilfreich ist wie so oft ein Blick in die Natur, deren Teil wird sind. Wir sind Trockennasenaffen. Blicken wir auf Affenherden. Dort herrscht ein Patriarchat. Werden die Weibchen dort sprachlich diskriminiert und ließe sich deren Diskriminierung durch eine Veränderung der Sprache beseitigen? Affen haben keine Sprache. Wie ist das nun beim Menschen? Was war zuerst da – die Realität oder die Sprache? Ist Sprache deskriptiv oder normativ? Sie ist deskriptiv, wirkt unter Umständen normativ, aber nicht durch ihre Form, sondern durch ihren Inhalt, durch das, was gesagt wird. Und sie ist so gestaltet, dass mit ihr auch ohne »Gendern« fast alles gesagt werden kann. Mit »Gendern« kann nicht mehr gesagt werden, eher weniger und schlechter. Die Diskriminierung beispielsweise von Frauen lässt sich nur durch Kultur, durch Zivilisiertheit überwinden. Also sollten wir ebendiese nicht mutwillig zerstören. Natürlich wird Sprache im Laufe der Zeit verändert, aber das geschieht sehr, sehr langsam, zaghaft und nicht durch politisch motivierte Eingriffe oder per Dekret. Wir haben es beim »Gendern« nicht mit neuen Wörtern zu tun, sondern mit einem sehr tiefgreifenden Eingriff in die Form der Sprache, in ihre innere Logik an sich. Was die Vertreter des »Genderns« nicht begreifen können oder wollen, ist, dass der Genus – sowohl das generische Maskulinum als auch das generische Femininum – eben nichts mit dem Sexus zu tun haben. Wörter haben so teilweise zwei prinzipielle Bedeutungen. So ist »der Arzt« zunächst einmal ein abstrakter Begriff für einen Beruf, der geschlechtsunabhängig ist. So wie »der Baum« für die Idee, das abstrakte Konzept eines Baumes steht. Gleichzeitig ist »der Arzt« dann aber auch konkret ein Mann, der den besagten Arztberuf ausübt. Während »die Ärztin« dann eine Frau ist, die den Arztberuf ausübt. »Der Baum« ist beispielsweise keinesfalls sexuell männlich. Ebensowenig »der Mond«. Gleiches gilt für »die Hebamme« oder »die Person« – hier wird sich nicht über den Genus echauffiert, hier wird er plötzlich nicht geleugnet, was sehr aufschlussreich ist. Ebenso verwechseln die Vertreter des »Genderns« Sprache und Sprechen. Das »Gendern« gleicht dem Versuch, den »Male Gaze« in der Fotografie durch eine Veränderung der Blendeneinstellung oder der Belichtungszeit zu beseitigen. Oder dadurch, dass die Farbtiefe oder das Datenformat der Bilddaten verändert wird. H. P. Baxxter über das »Gendern«: »Das ist für mich Idiotensprache« Ein Interview mit einem Sprachwissenschaftler: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/geschlechtergerechte-sprache-peter-eisenberg-die-genderfraktion-verachtet-die-deutsche-sprache-li.158487 … Der »Zwiebelfisch« Bastian Sick zu dem Thema: https://www.pro-medienmagazin.de/grammatik-entstellt-um-politische-ziele-durchzusetzen/ …