Ist Perseverance eigentlich bewaffnet? Sehr witzig. Das wäre ja absurd. Sinnvoll ist es hingegen, dass die Rover in »Armageddon« mit einer Gatling-Kanone bestückt sind. Um wen oder was abzuknallen? Der Film teilt uns mit, dass Atombomben eine tolle Sache sind, und dass die USA wie immer die Welt retten. Gut gemachte Unterhaltung, beliebte Stars, aber letztlich doch reine Propaganda. Die Story ist nüchtern betrachtet völlig absurd und pathetisch. Von vorne bis hinten. Freilich ist das Geschrei groß, wenn die USA selbst mal einen auf den Sack kriegen. Aber der Volksmund weiß doch schon lange: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Das will nur niemand wahrhaben. Sind wir nicht alle Helden? Die Super-Ideologie der Amerikaner ist eben die, dass es kein Problem gibt, das man nicht abknallen kann. Die der Deutschen ist, dass es kein Problem gibt, das man nicht verbieten kann. Das zeigt sich immer wieder. Natürlich: Da sitzt kein Chefideologe im Weißen Haus, sucht sich einen Star-Regisseur aus, und sagt: »He! Sie da! Nächste Woche habe ich hier ein Drehbuch auf dem Tisch liegen. Thema: Weltuntergang, Atombomben sind super, wir ballern alles weg und retten die Welt!« … alle sind so davon durchdrungen, dass sie freiwillig und vermeintlich von sich aus so denken. Und fröhlich mitmachen. Schließlich kann man damit reich werden. Das kann jeder. Nur eben nicht alle. Aber die Chance ist da … und das hält den Laden am Laufen, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Waffen der Zukunft sollen unbemannt sein. Aber taugen unbemannte Flugzeuge zum Helden? Kann man einem Roboter einen Tapferkeitsorden verleihen? Und knallen sich dann unbemannte Panzer gegenseitig ab? Wo bliebe da das Pathos? Wie tapfer ist es hingegen, in einer B-29 mit dem liebevollen Namen »Enola Gay« auf den Knopf zu drücken. Man hat nur Befehle befolgt. Und es hatte ja auch sein Gutes, wie man nicht müde wird, zu betonen. Die Historiker, die das klar als Kriegsverbrechen bezeichnen, kann man an einer Hand abzählen. Zumal das sowieso folgenlos ist. Wie man sieht. Nun kurvt also ein endteures Spielzeugauto auf einem Planeten herum. Und eine Drohne gibt es auch. Prima. Um dort was zu tun? Wichtige Forschung zu betreiben. Denn der ganze Apparat muss ja irgendwie gerechtfertigt werden. Ergebnis: Fotos von Wüstenlandschaften und Windgeräusche. Und Selfies vom Mars. Ideal für Instagram. Das ist natürlich nur das, was die Öffentlichkeit zu sehen bekommt. Was man ihr hinwirft. Mit den Forschungsergebnissen wird dann sichergestellt, dass alles noch viel besser wird, als es ohnehin schon ist. So wird beispielsweise in Afrika niemand mehr verhungern. Wir sehen ja täglich die Segnungen der seit Jahrzehnten stattfindenden Weltraumforschung und wie uns das nach vorne gebracht hat. Nun verteidigen wir die Menschenrechte auf dem Mars. Deshalb ist die Frage nach der Bewaffnung gar nicht so absurd, wie sie auf den ersten Blick klingt. Angenommen, »wir« fänden dort Spuren von Jahrmillionen alten Bakterien. Was wäre dann? Dann wäre gar nichts. Wir wüssten nur, was ohnehin auf der Hand liegt: Dass wir nichts Besonderes sind. Eigentlich wollen wir das gar nicht wissen. Der Intellektuelle von heute spräche von eher literarischem Interesse. Postman hat es auf den Punkt gebracht: Unterhaltung. Deshalb ist es auch so wichtig, Menschen dort hin zu bringen. Ein großes Abenteuer für die Astronauten. Ja, für die ganze Menschheit. Der berühmte »Giant Leap«. Da ist man dann empathiefähig. Und bekommt seine Helden. Empathie mit leidenden Kreaturen oder gar Menschen auf der Erde? Nö. Wie käme man denn dazu? Vielleicht mal mit einzelnen Leuten, die in Werbekampagnen für Wohltätigkeitsorganisationen auftauchen. Mit nur fünf Euro im Monat können Sie das Kind Soundso (Christian Morgenstern: »Irgendwie heißt sein Name«) aus Äthiopien einen Monat lang ernähren. Prima. Da kann man mal mitmachen. Und alles kann so bleiben, wie es ist. Aber viel wichtiger ist doch: Mit nur fünf Milliarden im Monat kann man zehntausende NASA-Mitarbeiter einen Monat lang ernähren. Und viel Leid lindern.