Gütersloh (kgp). Stillen in der Öffentlichkeit? Eine Frage, die viele Mütter umtreibt und verunsichert. »Unsere Klientinnen berichten immer wieder, dass Frauen, die ihr Kind zum Beispiel in Cafés oder an anderen öffentlichen Plätzen stillen, mit abwertenden Reaktionen rechnen müssen – Stillen in der Öffentlichkeit ist für viele Menschen immer noch befremdlich«, sagt Almuth Duensing von pro familia Gütersloh. Der Verein hat deshalb die Initiative »ProSt – Pro Stillen« ins Leben gerufen und zertifiziert Orte in Gütersloh, an denen sich Mütter zum Stillen zurückziehen können. Auch das Klinikum Gütersloh zählt nun zu den ausgezeichneten stillfreundlichen Orten. »Stillen in der Öffentlichkeit ist ganz natürlich und oft einfach nicht anders möglich. Dennoch stehen Frauen für das Stillen manchmal nur Toilettenräume oder Umkleiden von Geschäften zur Verfügung. Wir möchten mit der Aktion dazu beitragen, dass Mütter leichter und zuverlässiger Orte finden können, an denen sie ihr Kind in Ruhe stillen können. Das Gleiche gilt selbstverständlich auch für Menschen, die einem Säugling die Flasche geben möchten«, so Marieke Reimer von pro familia. »Dafür zeichnen wir stillfreundliche Orte mit einem Sticker und einer Urkunde aus und veröffentlichen die Auszeichnungen auf unserer Internetseite.« Die Idee stammt von der pro familia in Niederbayern und wird nun seit dem Herbst auch in Gütersloh umgesetzt. Das Klinikum Gütersloh ist von der Weltgesundheitsorganisation und UNICEF als »Babyfreundliche Geburtsklinik« zertifiziert und fördert das Stillen daher aktiv: »Wir unterstützen die Mütter vor und nach der Geburt mit verschiedenen Angeboten zum Thema Stillen und klären werdende und junge Eltern über die Vorteile dieser Ernährung auf. Für uns war es deshalb selbstverständlich, uns als stillfreundlichen Ort für Gütersloh zu melden«, erläutert Pflegedirektorin Andrea Eickhoff die Beweggründe. »Mütter, die ihr Baby stillen möchten, können dies zum Beispiel in unserer Lounge im Kreißsaalbereich tun.« Dort steht den Frauen eine bequeme Sitzgelegenheit, frei zugängliche Toiletten, eine Wickelmöglichkeit und kostenloses Mineralwasser zur Verfügung – alles Voraussetzungen, damit ein Ort von der pro familia als stillfreundlich zertifiziert wird. Dazu zählt auch die Unterstützung bei unhöflichem Verhalten Dritter: »Der Kreißsaal ist per se schon eine stillfreundliche Umgebung. Für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass es zu Anfeindungen kommt, stehen unsere geschulten Mitarbeiter den Frauen zur Seite«, so Eickhoff. Mit dem Klinikum Gütersloh sind seit Projektstart im Oktober bereits sechs Orte in Gütersloh durch pro familia zertifiziert worden. Eine Ãœbersicht ist unter www.profamilia.de/guetersloh zu finden.