An der Grundschule Brockhagen in Steinhagen bot der Kreis Gütersloh in Kooperation mit dem Zukunftsnetz Mobilität NRW am 29. September eine Fortbildung für Grundschullehrer und -lehrerinnen zum Thema ‚Radfahren in der Grundschule‘ an. Die Fortbildung soll dem Trend entgegensteuern, dass immer mehr Grundschüler mit dem Auto zur Schule gebracht werden – per sogenanntem Elterntaxi. Bundesweit sind nur noch 50 Prozent aller Schulkinder mit dem Rad oder zu Fuß auf dem Schulweg unterwegs – Tendenz fallend. Elf Lehrerinnen und Lehrer aus dem gesamten Kreisgebiet lernten zwischen 9 und 15.30 Uhr theoretische Inhalte zu Vorschriften, Hintergründen oder Technik und führten im Anschluss praktische Ãœbungen mit den Grundschülern durch. Für den Praxisteil hospitierte ab 11.30 Uhr eine vierte Klasse der Grundschule Brockhagen, um gemeinsam mit den Lehrkräften Spiele durchzuführen und Parcoure mit dem eigenen Rad zu bewältigen. Das Konzept der Fortbildung wurde 2014 vom Zukunftsnetz Mobilität NRW in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule Köln entwickelt und soll das selbstständige und sichere Unterwegssein von Kindern fördern. Dazu wird der natürliche Bewegungsdrang der Kinder genutzt. Die meisten Kinder haben Spaß an Bewegung und fahren gerne mit dem Rad. Das Konzept überzeugte dieses Jahr auch die Jury des Deutschen Fahrradpreises: Dort gewann ‚Radfahren in der Grundschule‘ den zweiten Platz in der Kategorie ‚Service‘. Das Konzept ‚Radfahren in der Grundschule‘ besteht aus einer Online-Plattform und einer praxisorientierten Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer. Ziel ist es, durch Spiele und Aufgaben die Radfertigkeiten und die Sicherheit im Straßenverkehr der Kinder zu verbessern. Auf der Online-Plattform und während der Fortbildung erhalten die Lehrer das kindgerechte methodische und praktische Rüstzeug, ihre Schüler im Rahmen des Sachunterrichts noch besser zu fördern. Vor allem während des eintägigen Seminars liegt der Schwerpunkt auf dem eigenen ‚erfahren‘ der Ãœbungen. Die Lehrer probieren bewusst die Ãœbungen aus, die sie dann im Unterricht mit ihren Schülern üben. Zum Thema Fahrradfahren macht Schülerinnen und Schülern vor allem im Grundschulalter viel Spaß. Dennoch wird das Rad immer weniger genutzt. Statt selbst zur Schule zu Radeln, werden die Kleinen zunehmend von den Eltern mit dem Auto gebracht. Laut einer Forsa-Umfrage gingen oder radelten 1970 noch 91 Prozent aller Schüler alleine zur Schule. Bis zum Jahr 2012 sank diese Zahl auf 50 Prozent und die Tendenz ist weiter fallend. Das ‚Elterntaxi‘ ist damit von der Ausnahme zur Regel geworden. Das führt zu Bewegungs- und Orientierungsmangel bei den Kindern, weniger Sozialkontakten auf dem Schulweg und belastet die Umwelt unnötig. Außerdem kommt es vermehrt zu chaotischen Verkehrssituationen vor den Schulen, wenn dutzende ‚Elterntaxis‘ gleichzeitig ihre Kinder direkt vor dem Schultor abliefern. Deswegen möchten der Kreis Gütersloh und das Zukunftsnetz Mobilität NRW das Radfahren bei Kindern fördern und die Radfahrausbildung, die seit 2008 fest in den Lehrplänen für den Sachunterricht verankert ist, unterstützen. Denn Ãœbung macht den Meister. Das Verhalten im Straßenverkehr und auch der Schulweg muss mit Kindern geübt werden, damit sie sich sicher in ihrer Umgebung bewegen und auch später als Erwachsene keine Scheu haben als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs zu sein.