»Konkurrenz belebt das Geschäft« sagt ein altes Sprichwort. Ist das auch bei Musikschulen in der Tat wirklich so? Grundsätzlich ist diese Frage zunächst mit einem eindeutigen »Ja« zu beantworten. Je mehr Institutionen sich darum bemühen, daß Menschen neben anderen möglichen Freizeitaktivitäten unter anderem auch musizieren, um so stärker wird sich in den Köpfen ein Bewußtsein entwickeln, daß Musik nicht nur eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist, sondern daß neben anderen Einrichtungen auch Musikschulen bezüglich der Entwicklung einer humanen Gesellschaft einen wichtigen Bildungsauftrag zu erfüllen haben. Gelingt es uns Musikschulen und den Eltern, Kinder in ihrer Freizeit nicht »nur« vor Fernsehgeräten sitzen oder an Computern spielen zu lassen, oder nicht nur sich in Sportvereinen zu aktivieren, um so nachhaltiger wird die Musik in der Gesellschaft als eines der wichtigsten Lebenselemente für ein erfülltes Leben erkannt werden und sichert somit allen Musikschulen die Existenzgrundlage. Die Herbert-von-Karajan-Stiftung hat bereits in den 80er Jahren in Untersuchungsreihen und vergleichenden Tests mit Kindern festgestellt, daß Musikmachen Konzentration und Intelligenz fördern helfen. In jüngerer Zeit hat sich der weltweit anerkannte Sportmediziner Professor Dr. Wildor Hollman zu dieser Thematik geäußert und unter anderem gesagt: »Fingerübungen verhindern geistige Verlangsamung«, oder »Pianisten leben länger«. Wer mehr dazu erfahren möchte kann im Internet über Google unter dem Suchbegriff »Wildor Hollman – durch körperliche Fitness geistig fit bleiben« nachschauen. Fernab aller Erkenntnis durch anerkannte Institute stellt sich dennoch in diesem Kontext die Frage: Welche pädagogischen Zielsetzungen und methodischen Wege sind notwendig, um Kinder und deren Eltern für die Musik und zum Selbstmusizieren zu motivieren? Gütersloh und seine »Stadtmütter und Stadtväter« können sich – im Gegensatz zu manch anderen Städten – glücklich schätzen, eine so wünschenswert vielfältige, blühende Musikschullandschaft zu haben. Neben einer kommunal geförderten Musikschule gibt es noch eine große Anzahl freier Musikschulen in Gütersloh, die ausnahmslos alle sehr engagiert ihre Arbeit erledigen. Diese Tatsache konnte in der Vergangenheit unter anderem an einem Tage der Gütersloher Musikschulen eindrucksvoll demonstriert werden und wird durch andere Aktivitäten dieser Schulen ständig erneut unter Beweis gestellt. Ein großer Vorteil bei den freien Musikschulen ist in einer vorzüglichen, sehr individuell gestalteten Beratung der Eltern und Kinder bereits vor Unterrichtsbeginn zu finden. Der Verfasser dieser Ausführungen kann naturgemäß in erster Linie nur für seine eigene Schule sprechen, aber sicher kann man grundsätzlich vermuten, daß kleinere und mittlere Schulen viel individuelle Beratung anbieten. Das beginnt in der Musikschule Ligensa zum Beispiel damit, daß Kinder kostenlos mit einem Gehör-, Rhythmus- und Allgemeintest musikalisch geprüft werden. Diese Tests werden von dem Musikschulleiter selbst durchgeführt und in diesem Rahmen werden dann auch pädagogische Ansätze ermittelt, die unter anderem auch zur Auswahl des richtigen Instrumentes beitragen. Erst danach erfolgt die spezifische Zuteilung der Schüler zu einem geeigneten Lehrer unter den jeweiligen individuellen Gesichtspunkten. So wird ein Schüler zum Beispiel nicht willkürlich einem Lehrer zugeteilt – weil dort vielleicht gerade ein Platz frei ist – sondern die Zuteilung orientiert sich an den besonderen Neigungen und den Voraussetzungen des Schülers. Ebenso werden den Schülern von den freien Musikschulen auch musikalische Ensembles verschiedenster Art – Streichensembles, Bläserensembles, Schüler-Bands, bis hin zu gemischten Chören und Kinderchören – angeboten und natürlich damit verbundene Konzertveranstaltungen. Auch an Wettbewerben, wie zum Beispiel »Jugend musiziert« sind private Musikschulen immer mit beachtlichen Erfolgen ganz vom dabei. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil von freien Musikschulen ist femer auch die Flexibilität in der Unterrichtsgestaltung. Das heißt zum Beispiel, daß nicht nur streng nach vorgegebenen Lehrplänen und konservativen Lehrmethoden gearbeitet wird, sondern daß man sich Ziel gerichtet an Gegebenheiten orientiert, um Schülern die ganze Breite des musikalischen Spektrums zu vermitteln. Die Lernziele müssen zwar gedanklich klar vordefiniert sein, aber der pädagogische Ansatz kann oft sehr verschieden sein und auch manchmal durchaus bei der Popmusik oder anderswo zu finden sein. Als ein weiterer und nicht nur geringer Vorteil freier Musikschulen für die öffentlichen Haushalte ist anzumerken, daß diese Schulen den Steuerzahlern (also allen Bürgern) keinen einzigen Cent kosten. Im Gegenteil wird die großzügige jährliche Bezuschussung einer kommunal geförderten Musikschule in Gütersloh von allen Steuerbürgen, so eben auch von den Eltern der Schüler freier Musikschulen, sowie von den Inhabern der Schulen mit erbracht. Die Frage, ob das so richtig ist, muß in diesem Kontext erlaubt sein und von allen Beteiligten an die Adresse der Politik gestellt werden. In diesem Zusammenhang wird somit auch die eingangs erwähnte Feststellung von der »Konkurrenz, die angeblich belebt«, erneut relevant und in Frage gestellt. Konkurrenz kann unter dem Aspekt einer annähernden Wettbewerbsgleichheit von Mitbewerbern in der Tat kulturelles Leben außerordentlich stärken. Die freien Musikschulen in Gütersloh erhalten aber leider keinerlei Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln, was nicht nur aus Sicht der freien Musikschulen, sondern auch aus der Perspektive der Eltern eine grobe Wettbewerbsverzerrung darstellt. Trotz allem aber leisten die freien Musikschulen in Gütersloh mit ihrem fast durchweg diplomierten Lehrpersonal sehr gute Arbeit, was sich dadurch erhärtet, daß insgesamt die Mehrzahl der Musikschüler im Kreis Gütersloh von freien Musikschulen unterrichtet wird. Mangelnde finanzielle Zuflüsse im Einnahmebereich werden bei den freien Musikschulen zum Beispiel dadurch ausgeglichen, daß kein zusätzliches Personal für Planung, Verwaltungsarbeit, Organisation et cetera eingestellt wird. Diese zusätzlichen Aufgaben werden im Allgemeinen von der Schulleitung, von engagierten Lehrern und von Familienangehörigen der Schüler mit erledigt. Eine von verschiedensten Seiten aufgestellte durchsichtige Behauptung, die die freien Musikschulen gern in die Ecke der rein kommerziellen Gewinnorientierung stellen will, ist der tatsächlichen Situation absolut unangemessen und führt sich bei ernsthaftem und intelligentem Nachdenken von selbst ad absurdum. Abschließend sei als Schluß-Fazit die Wiederholung der bereits oben angeführten Sentenz erlaubt: »Nicht alles, was nicht subventioniert wird, ist automatisch auch keine Kunst«. Manfred Ligensa